Zecken als Borreliose-Überträger bereiten Ärzten Kopfzerbrechen Von Christiane Gläser, dpa

Jeden Sommer befallen die kleinen Blutsauger Menschen und Tiere und
rauben ihnen oft nicht nur ein wenig Lebenssaft. Zecken übertragen in
vielen Fällen den Borreliose-Erreger - ein rätselhaftes Bakterium.

Schweinfurt (dpa) - Die Tiere sind winzig klein und doch so
gefährlich: Zecken und die von ihnen übertragenen Krankheiten
Borreliose und FSME geben Wissenschaftlern auch nach jahrzehntelanger
Forschung noch immer Rätsel auf. «Es sind in den vergangenen Jahren
wesentliche Fortschritte gemacht worden. Die zuverlässige Therapie
ist allerdings weiterhin ein großes Problem. Da sind wir noch nicht
am Ziel», sagt der Vorsitzende der Deutschen Borreliose-Gesellschaft
(DBG), Kurt E. Müller, vor Beginn der Jahrestagung des Verbands im
bayerischen Schweinfurt.

«Die Diagnose erfolgt nicht mit ausreichender Sicherheit. Befunde
werden oft unterschiedlich interpretiert und es wird nicht selten
unterschiedlich eingeschätzt, wann eine behandlungsbedürftige
Borreliose vorliegt», berichtet Müller. Der dreitägige Kongress mit
etwa 140 Medizinern aus Deutschland, Europa und Amerika soll sich
deshalb unter anderem damit beschäftigen, wie die Borreliose noch
zuverlässiger erkannt und behandelt werden kann.

Typisches Symptom der Borreliose ist die sogenannte Wanderröte,
ein roter Ring auf der Haut um den Zeckenbiss. Diese Körperreaktion
tritt der DBG zufolge jedoch bei einem Drittel der Erkrankten nicht
auf. Weitere Symptome sind Muskel- und Gelenkschmerzen oder auch
Fieber und eine Schwellung der Lymphknoten. Sie können innerhalb von
vier Wochen nach dem Zeckenbiss auftreten.

Bei der Behandlung setzen Ärzte Antibiotika ein. Wird die
Krankheit nicht frühzeitig erkannt, sind Spätfolgen wie
Gelenkentzündungen (Arthritis), Herzmuskel- oder Nervenentzündungen
möglich.

Müller und seine Kollegen rätseln seit Jahren, warum sie gerade
mit dieser Infektionskrankheit solche Schwierigkeiten haben.
Forschungen haben ergeben, dass vor allem die Eigenschaften des
Erregers die Behandlung schwer machen. «Er kann seine Struktur
verändern und sich zudem in eine Ruheform zurückziehen. Das macht es
schwer, ihn zuverlässig zu behandeln», erläutert der Experte.

Hier gebe es neue Ansätze, die auf der Tagung vorgestellt werden
sollen. Forscher aus Innsbruck haben etwa eine Methode entwickelt,
mit der im Gewebe der Patienten die Borreliose zuverlässiger erkannt
werden kann. Bei der Focus-Floating-Microscopy wird durch eine
spezielle Schnitttechnik das Gewebe systematisch spiralförmig mit dem
Mikroskop durchsucht. «In den Gewebeschnitten können wir Borrelien
leichter finden und die Notwendigkeit der Behandlung zuverlässiger
erkennen.»

Ein wichtiger Aspekt für eine bessere Behandlung sei, dass die
Leistung des Immunsystems der Patienten genauer unter die Lupe
genommen werden müsse. «Wir müssen uns noch mehr mit den
personenbezogenen Eigenschaften auseinandersetzen», sagt der
DBG-Vorsitzende. Man könne wesentlich erfolgreicher behandeln, wenn
die Verbesserung der Abwehrleistung des Körpers in die Therapie
eingebunden werde.

Infektions- und Erkrankungszahlen gibt es für Deutschland nicht.
«Da gibt es extrem widersprüchliche Zahlen, weil keine einheitliche
Erfassung vorliegt», sagt der Hautarzt. «Es gibt Zahlen, die deuten
darauf hin, dass im Jahr rund 0,5 Prozent der Bevölkerung neu an
Borreliose erkrankt.» Das Nationale Referenzzentrum für Borrelien in
Erlangen spricht von 60 000 bis 100 000 Neuerkrankungen im Jahr.

Bayern und Baden-Württemberg gelten als Hochrisikogebiete in
Deutschland. Im Bundesgebiet ist die Ausbreitung der
Borreliose-übertragenden Zecken uneinheitlich. Sie nimmt laut Müller
aber überall zu. Die Borreliose wird Experten zufolge noch immer
unterschätzt.

In den ostdeutschen Ländern sowie in Rheinland-Pfalz besteht für
die Lyme-Borreliose eine Meldepflicht. Auch Bayern will sie demnächst
einführen. «Der Klimawandel könnte dazu führen, dass sich die
Lebensbedingungen für die Zecken verbessern und die Borreliose in
Bayern zunimmt», sagt Bayerns Gesundheitsminister Marcel Huber (CSU).

Für DBG-Chef Müller ist eine Meldepflicht zum derzeitigen
Zeitpunkt nur beschränkt verwertbar. «Es wäre besser gewesen, noch zu

warten und sich auf eine Vereinheitlichung der Meldekriterien zu
einigen. So werden die Zahlen immer wieder infrage gestellt werden.»

Anders als gegen die ebenfalls von Zecken übertragene
Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) ist gegen die
Infektionskrankheit Borreliose keine Impfung möglich. Aufklärung und
die richtige Kleidung - etwa lange Hosen in hohem Gras - gelten
deshalb als die wichtigsten Schutzmaßnahmen.

# dpa-Notizblock

## Internet
- [Informationen des Robert-Koch-Instituts] (http://dpaq.de/NCiR2)
- [Informationen des Bayerischen Landesamtes für Gesundheit zur
Lyme-Borreliose](http://dpaq.de/ztsEQ)
- [Tipps für das Entfernen einer Zecke] (http://dpaq.de/fHIB1)
- [Karte der Risikogebiete in Deutschland](http://dpaq.de/jLRrS)

## Orte
- [Ort der Tagung](Konferenzzentrum, Schweinfurt)

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