Experte: Folgen der Entführung noch nicht absehbar Interview: Sandra Hohlfeld, dpa

Hannover (dpa) - Die von ihrem Vater nach Ägypten verschleppten
Kinder können ihre Entführung nach Einschätzung von Experten als
dramatisch und beängstigend erlebt haben, aber auch als Abenteuer. Ob
die Kinder psychisch Schaden genommen haben, lässt sich aus Sicht des
Chefarztes der Kinder- und Jugendpsychiatrie des Kinderkrankenhauses
auf der Bult in Hannover, Burkhard Neuhaus, noch nicht absehen. Das
sagte der Experte am Donnerstag der Nachrichtenagentur dpa. Nach mehr
als vier Monaten sind die vier Kinder seit Donnerstag wieder bei
ihrer Mutter in Deutschland.

Wie werden die Kinder das Erlebte verarbeiten können?

Neuhaus: «Es kann sein, dass die Kinder die Entführung als dramatisch
und beängstigend erlebt haben oder aber auch als großes Abenteuer.
Eine Beurteilung ist schwierig.»

Sind für die Kinder bleibende Schäden absehbar?

Neuhaus: «Das kann man nicht sicher sagen. Klar ist, dass es eine
Trennung von der Mutter gegeben hat und dass das beängstigend sein
kann. Aber da wir die Beziehung zum Vater nicht kennen, können wir
auch das nicht sicher einschätzen. Gefährlich ist es, die normale
soziale Beziehung und die schulische Laufbahn abrupt zu unterbrechen.
Es ist vorstellbar, dass die Flucht, wenn es denn so war, zu
bleibenden Ängsten führt. Von vorübergehenden Symptomen bis hin zu
bleibenden Traumatisierungen ist alles möglich. Das hängt sehr stark
vom emotionalen Erleben jedes einzelnen Kindes ab.»

Welche Hilfestellung kann den Kindern gegeben werden?

Neuhaus: «Grundsätzlich sagt uns schon der normale Menschenverstand:
Das Günstigste sind die gewohnte Umgebung mit einer großen
Verlässlichkeit und Bezugspersonen, die für die Kinder da sind. Man
muss nicht automatisch eine Therapie beginnen. Zunächst sollte man
sich an einen Spezialisten wenden, der sich möglich unaufgeregt und
freundlich mit den Kindern befasst und eine Einschätzung vornimmt.»

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## Orte
- [Kinderkrankenhaus auf der Bult](Janusz-Korczak-Allee 12, Hannover)