Terroristen und Drogen - Tadschikistans gefährliche Grenze Von Benedikt von Imhoff und Wolfgang Jung, dpa

Die Grenze zwischen Afghanistan und Tadschikistan gilt als
hochgefährlich. Drogen und Terroristen aus dem Krisenland am
Hindukusch können nahezu problemlos nach Mittelasien gelangen - und
von dort nach Westen. Das Regime in Duschanbe ruft nach EU-Hilfen.

Duschanbe (dpa) - Fast ungestört kommen Drogen, Waffen und auch
Terroristen seit Jahren über die 1344 Kilometer lange Grenze zwischen
Tadschikistan und Afghanistan. Korrupte Zollbeamte erleichtern
Schmugglern und Extremisten den Übergang in einer Region, die wegen
reißender Flüsse und massiver Gebirgszüge nur schwer zu überwachen

ist. Eine «Frontlinie» nennt die US-Botschaft in der tadschikischen
Hauptstadt Duschanbe die Grenze mitten in Zentralasien. Doch die
autoritäre Regierung hat kein Geld, um die Lage zu verbessern, und
hofft auf Hilfe aus der Europäischen Union.

Der Auftrag ist schwer, vor allem für die Sicherheitsleute der
Ex-Sowjetrepublik. In letzter Zeit häuften sich Zwischenfälle
zwischen Grenzschützern und Schmugglern. Erst Ende Juli starben dabei
acht Afghanen. Früher bewachten 40 000 sowjetische Soldaten die
Grenze. «Heute sind dort lediglich 4000 eigene Leute stationiert, mit
gerade einmal zwei Hubschraubern», sagt ein ranghoher Mitarbeiter der
Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) in
Duschanbe, der namentlich nicht genannt werden will.

Immer gefährlicher wird der religiöse Fundamentalismus in dem
islamisch geprägten Land. Als «äußerst instabil» werten westliche

Diplomaten die Situation. Seit einem Massenausbruch mutmaßlicher
Islamisten aus einem Hochsicherheitsgefängnis vor gut einem Jahr
haben Anschläge und Gefechte deutlich zugenommen. Unterstützung kommt
oft aus Afghanistan über die schwach gesicherte Grenze.

Nur mit Mühe sorgte die Armee in abgelegenen Tälern für Ordnung.
Viele Tadschiken haben bereits die Bilder des blutigen Bürgerkriegs
zwischen Regierung und Islamisten in den 1990er Jahren vor Augen.
Damals kamen Zehntausende ums Leben.

Präsident Emomali Rachmon will mit kurios anmutenden Gesetzen
gegensteuern. Jugendliche dürfen nicht mehr in Moscheen gehen,
Neugeborene keine islamischen Vornamen mehr erhalten. Der Schritt sei
«hilflos» und könnte eher gegenteilig wirken, urteilen Experten. Auch

die wirtschaftliche Notlage spielt Extremisten in die Karten: Das
gebirgige Land hat keine Bodenschätze. Es gibt kaum Jobs, junge Leute
fliehen vor der Arbeitslosigkeit ins Ausland.

Vor allem Russland ist besorgt über die instabile Lage in seinem
«Hinterhof». Ein Großteil des Rauschgifts, das aus Afghanistan über

Tadschikistan geschmuggelt wird, landet letztlich im größten Land der
Erde. Duschanbe lehnt die Stationierung russischer Sicherheitskräfte
an der Grenze ab - obwohl Moskau mit der Aufhebung der Visafreiheit
für Tadschiken droht. Solch ein Schritt wäre ein herber Schlag für
das verarmte Land. In Russland arbeitet rund eine Million Tadschiken
- von insgesamt rund sieben Millionen - und erwirtschaftet dadurch
etwa ein Drittel des Bruttoinlandsprodukts der Tadschiken.

Auch deshalb will Duschanbe die Lage beruhigen und verweist auf
Erfolge im Kampf gegen Drogenschmuggler. Im ersten Halbjahr 2011
seien 2,7 Tonnen Rauschgift beschlagnahmt worden, ein Drittel mehr
als ein Jahr zuvor, teilte die Anti-Drogen-Behörde mit. Und auch von
der OSZE kommt Positives. «In diesem Jahr konnten die Grenzer rund 30
Drogen-Gangs mit fast 500 Mitgliedern zerschlagen», berichtet der
OSZE-Mitarbeiter in Duschanbe. Doch Beobachter sind sicher: Dies ist
nur die Spitze des Eisbergs.

«Wir brauchen sofortige Hilfe, nicht erst in zehn Jahren»,
forderte kürzlich der stellvertretende Kommandeur der Grenztruppen,
Scharaf Faisullajew, die Europäische Union auf. Gefragt sind
technisches Know-how und jede Menge Geld. Die Modernisierung der
tadschikischen Grenzanlagen gegenüber Afghanistan kostet
schätzungsweise eine Million Dollar (knapp 700 000 Euro) - für jeden
der 1344 Kilometer.

# dpa-Notizblock

## Orte
- [Grenzübergang](Jachtschi-Pun, Tadschikistan)

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