Hannelore Kraft wird 50 und reif für «die K-Frage» Von Bettina Grönewald, dpa

Kann NRW-Ministerpräsidentin Kraft die Kanzlerin vertreiben? Auch ihr
Name fällt bei der «K-Frage». Jetzt wird Kraft 50 - und immer
attraktiver fürs Fernsehen. Sie könnte sogar die Kanzlerinnenkostüme

tragen, meinen Kabarettisten.

Düsseldorf (dpa) - 50 Jahre ist für Politiker keine
Angst-Schwelle. Viele erklimmen erst jenseits dieser Altersgrenze
höchste Ämter. In den vergangenen Monaten ist immer häufiger die
Frage laut geworden, ob dies vielleicht auch für Nordrhein-Westfalens
Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) zutrifft.

Die erste Frau an der Spitze der Landesregierung und des
Bundesrats wird von einigen in der SPD inzwischen sogar für die
Kanzlerkandidatur 2013 gehandelt. Immerhin ist sie auch bereits
stellvertretende SPD-Bundesvorsitzende. Und Regierungschefs im
bevölkerungsreichsten Bundesland sind spätestens seit Johannes Rau
sowieso ständig für höhere Weihen in der SPD im Gespräch. In Berlin

gilt es jedoch derzeit als zweifelhaft, ob sie sich auf Anhieb gegen
erfahrene männliche Mitkonkurrenten durchsetzen würde.

Am Pfingstsonntag (12. Juni) könnte Hannelore Kraft jedenfalls zu
ihrem runden Geburtstag auf verheißungsvolle Aussichten anstoßen.
Doch das große Fest fällt aus. «Mein Vater ist am 50. Geburtstag
gestorben und deshalb feiere ich nicht.» Auf den Putz hauen ist auch
sonst nicht ihre Art. Während andere Genossen sich schon selbst ins
Gespräch bringen, wiegelt Kraft ab, wenn das Gespräch auf die
«K-Frage» kommt.

Dem Kabarettisten Frank-Markus Barwasser gelangen in seiner
Paraderolle als Erwin Pelzig kürzlich allerdings interessante
Einblicke. Über einem Gläschen roter Bowle wand sich Kraft in seiner
TV-Talkrunde sichtlich bei der direkten Frage: «Wollen Sie Kanzlerin
werden?» Das bemerkenswerteste Ergebnis des Schlagabtausches: Ein
klares Nein gab es nicht. Lediglich die üblichen Antworten: «Ich bin
gerne Ministerpräsidentin» und «Wir haben so viele, die geeignet
sind».

Auffällig ist dennoch, dass Kraft derzeit ihre bundesweite
Medienpräsenz und damit ihren Bekanntheitsgrad enorm stärkt. Nach
zwei großen Talkshows im Mai, trat sie am vergangenen Mittwoch
leutselig mit Ehemann Udo beim ZDF-Quiz «Rette die Million» auf. Und
Oliver Welke hat bereits für die «Heute-Show» angefragt.

Kraft sucht den Kontakt zu Menschen und er fällt ihr leicht. Ihre
unüberhörbare Ruhrgebietssprache und ihre Vorliebe für «klare Kante
»
helfen der Mülheimer Straßenbahner-Tochter Brücken zu schlagen. Den
rauen Revier-Ton verbirgt sie auch vor dem Millionen-Publikum bei
Jörg Pilawa nicht. «Gibbet nich» ist ihre erste Überlegung bei der

Frage, ob es jemals einen FDP-Ministerpräsidenten gegeben habe. «Also
heute wär' unmöchlich - aber damals...».

Ihr Herzblut gehört der Sozial- und Bildungspolitik. «Ich will
eigentlich immer noch die Welt verändern», beschreibt die Mutter
eines 18-jährigen Abiturienten ihre Antriebsfedern. Gerechte
Bildungschancen will sie schaffen. «Ich werde nicht locker lassen,
bis ich das geschafft habe.»

Dass sie dafür bereit ist, viele Schulden zu machen, ist
allerdings eine offene Flanke ihrer rot-grünen Minderheitsregierung.
Zwar hat sie den Etat 2011, wie alle zentralen Vorhaben, dank
Enthaltung der Linken durch das Düsseldorfer Parlament gebracht. Doch
die Opposition jagt Kraft als «Schuldenkönigin» und will erneut eine

Haushaltsklage beim Verfassungsgericht einreichen.

Krafts Vorteil: Die Landesvorsitzenden von CDU und FDP,
Bundesumweltminister Norbert Röttgen und Gesundheitsminister Daniel
Bahr, sind in Düsseldorf kaum präsent. Allerdings erhöhen die
personellen Schwächen der Opposition nicht die Zustimmung für die
NRW-SPD. In diesem Jahr lagen ihre Umfragewerte zwischen 30 und 36
Prozent. Das heißt: Ohne die Grünen geht es nicht.

Ganz anders als in früheren rot-grünen Koalitionen in NRW klappt
die Zusammenarbeit zwischen den beiden Partnern weitgehend
reibungslos. Allerdings sorgen mehrere SPD-Minister seit Wochen für
Negativ-Schlagzeilen, während die drei Grünen-Minister bislang
skandalfrei arbeiten.

Im Feuer stehen dagegen der Finanzminister wegen der hohen
Neuverschuldung, der Innenminister wegen einer Spendenaffäre in
seinem Duisburger SPD-Bezirk und die Wissenschaftsministerin wegen
einer Affäre um Atommüll. Die Ministerpräsidentin schweigt dazu.

Bei so viel Mühsal wäre Kanzlerin doch eine schöne Option, meinte

«Pelzig». «Sie könnten die Dienstkostüme von der Merkel auftragen

Doch Kraft lässt sich nicht in die Karten gucken. «Ist nicht so ganz
mein Stil - muss also nicht sein.» Könnte aber.

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