Deutsches Herzzentrum: Hochleistungsklinik wird 25 Von Anja Sokolow, dpa

Im ummauerten West-Berlin galt das Deutsche Herzzentrum bei seiner
Gründung 1986 als überdimensioniertes Wagnis. Längst hat sich das
Haus zu einer Hochleistungsklinik entwickelt.

Berlin (dpa) - Als Vierjähriger hatte Stefan ein so schwaches
Herz, dass er nicht einmal mehr allein auf die Toilette gehen konnte.
Seine Eltern mussten ihn tragen. Der kleine Junge aus der
ostfriesischen Stadt Esens litt unter einem schweren angeborenen
Herzfehler mit Schäden an der Herzwand, einem Loch im Herzen und
einer Venenverengung. Das war vor 24 Jahren. «Heute kann ich locker
20 Kilometer am Stück radeln», freut sich der nunmehr 28-Jährige.
Stefan war 1987 das erste von bislang 175 Kindern, dem die Ärzte im
Deutschen Herzzentrum Berlin ein Spenderherz transplantierten. Auch
deutschlandweit war diese gelungene Operation eine Premiere.

Noch vor etwa 25 Jahren hätte bei Kindern wie Stefan keine
Herztransplantation vorgenommen werden können. Die technischen Geräte
waren einfach noch nicht weit genug entwickelt. Heute gehören
erfolgreiche Transplantationen - selbst bei Säuglingen - zum Alltag.
1720 Patienten erhielten im Herzzentrum bislang Spenderherzen.
Erfolge wie diese wurden bei der Gründung des Hauses vor 25 Jahren
zumindest von Kritikern nicht erwartet. Im eingemauerten West-Berlin
galt es als überdimensioniert. «Es war damals das größte
herzchirurgische Zentrum in Europa», erinnert sich der ärztliche
Direktor, Professor Roland Hetzer, an das damalige «Wagnis».

Der Bedarf sei aber durchaus dagewesen, vor allem bei Patienten
aus Westdeutschland, wo die Klinikkapazitäten nicht ausreichten und
Kranke die Wartezeiten manchmal nicht überlebten. Bereits nach zwei
Jahren war die Berliner Einrichtung voll ausgelastet. Von den rund
2300 Patienten kam 1988 fast die Hälfte aus Niedersachsen und
Nordrhein-Westfalen. Der Mauerfall bedeutete einen weiteren
Patientenansturm. Es war laut Hetzer plötzlich die einzige Klinik in
Ostdeutschland, die in der Lage war, größere Patientenzahlen
aufzunehmen.

Die Transplantation echter Herzen, die wegen der immer geringer
werdenden Zahl an Spenderorgangen rückläufig ist, ist heute nur ein
Baustein im Angebot des Zentrums mit seinen vier Kliniken. Zu den
Behandlungsschwerpunkten zählen auch Lungentransplantationen oder der
Einsatz mechanischer Kreislaufunterstützungssysteme und Kunstherzen.
Das Kunstherzprogramm ist laut Herzzentrum das weltweit größte. Im
Oktober 1990 wurde hier zum ersten Mal einem Kind ein Kunstherz zur
Überbrückung bis zur Transplantation eingesetzt.

Aber auch die Operation komplexer angeborener Herzfehler bei
Menschen aller Altersstufen gehört zu den Spezialgebieten. «Wir sind
heute in der Lage, auch Frühgeborene erfolgreich zu operieren»,
erklärt Professor Felix Berger, Direktor der Klinik für Angeborene
Herzfehler/Kinderkardiologie. Der kleinste Patient wog nur 900 Gramm.
Dank spezieller Herz-Lungen-Maschinen für Babys könne besonders
blutsparend operiert werden. 1200 Patienten mit angeborenen
Herzfehlern konnten schon behandelt werden. Zu ihnen zählt auch
Ivonne Chlebosch aus Berlin, bei der die Arterien vertauscht waren.
Der heute 33-Jährigen geht es so gut, dass sie mittlerweile sogar
Mutter geworden ist.

Die Bilanz der vergangenen 25 Jahre: rund 68 000 offene
Herzoperationen, mehr als 1700 Kunstherz-Implantationen und mehr als
2200 Herz-, Herz/Lungen- und Lungentransplantationen. Heute hat das
rund 1000 Mitarbeiter zählende Herzzentrum 164 Betten. Die Patienten
kommen aus dem In- und Ausland, auch der russische, inzwischen
gestorbene Ex-Präsident Boris Jelzin wurde schon dort behandelt.

Einen Grund für den Erfolg sieht Verwaltungsdirektor Thomas Höhn
in der Struktur des Hauses, das 1986 als Stiftung bürgerlichen Rechts
gegründet wurde. Die Gewinne fließen seinen Angaben zufolge immer in
die Stiftung zurück. «So waren wir immer in der Lage, 85 bis 90
Prozent der Investitionen aus eigener Kraft zu stemmen.»

# dpa-Notizblock

## Internet
- [Deutsches Herzzentrum Berlin](http://dpaq.de/C8elU)

## Orte
- [Deutsches Herzzentrum Berlin](Augustenburger Platz 1, 13353 Berlin)

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