Weltweit neues implantierbares Hörgerät präsentiert
Nach mehreren Hörstürzen waren seine Ohren so schlecht, dass Jürgen
Hofmann sich beispielsweise beim Einkaufen kaum noch verständigen
konnte. Jetzt hat ihm ein neues implantierbares Hörgerät geholfen,
das weltweit erstmals in Hannover eingesetzt wurde.
Hannover (dpa) - Ein weltweit neues implantierbares Hörgerät für
Menschen mit kombinierter Schwerhörigkeit ist in Hannover eingesetzt
worden. Mit diesem Mittelohrimplantat könne etwa 500 000 Betroffenen
geholfen werden, die für ein normales Hörgerät zu schlecht, aber fü
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eine Hörprothese (Cochlea-Implantat) zu gut hören, teilte die
Medizinische Hochschule am Mittwoch mit.
Es gibt bereits implantierbare Hörgeräte von verschiedenen
Herstellern, das nun präsentierte beruht aber auf einem neuen
System. Es kann laut MHH auch Menschen helfen, die unter einer
Schallleitungsstörung im Mittelohr und unter einer Schwerhörigkeit
im Innenohr leiden. «Bislang gab es für diese Art der Hörstörung
keine adäquate Versorgungsmöglichkeit», teilte die Hochschule mit.
Inzwischen haben in Hannover 13 Patienten das neue DACS (Direct
Acoustic Cochlear Simulator) erhalten. «Dieses Mittelohrimplantat
ist ein weiterer Meilenstein in der Hörsystemversorgung», betonte
Prof. Thomas Lenarz, Direktor der HNO-Klinik und des Hörzentrums
Hannover. In Deutschland gibt es etwa 14 bis 15 Millionen
Schwerhörige.
«Es war frustrierend, dass mir jahrelang keiner helfen konnte»,
berichtete Patient Jürgen Hofmann aus Nordhorn. Nach mehreren
Hörstürzen konnte er ohne Verständigungsprobleme nicht einmal mehr
ein Fischbrötchen kaufen. Sein Sprachverständnis lag mit einem
konventionellen Hörgerät nur noch bei 50 Prozent. Nachdem ihm das
DACS eingesetzt wurde, versteht er wieder 100 Prozent.
Der Leiter der Division implantierbare Hörsysteme an der
Universität Marburg, Rainer Matthias Weiß, bezeichnet das DACS als
«sehr gutes» System. «Es hat eine deutlich höhere Verstärkung als
andere Mittelohrimplantate», sagte Weiß der Nachrichtenagentur dpa
mit Blick auf erste Pilotstudien.
«Das DACS-Hörsystem sieht von außen aus wie ein Hörgerät mit
einem externen Audioprozessor. Das eigentliche Implantat überbrückt
das geschädigte Mittelohr und stimuliert rein mechanisch die
Flüssigkeit im Innenohr», erläuterte Audiologe und Medizintechniker
Hamidreza Mojallal. Das Gerät befindet sich laut MHH noch in einer
klinischen Studie. Einen Verkaufspreis gebe es daher noch nicht.
Das neue Mittelohrimplantat wurde von der australischen Firma
Cochlear und dem Schweizer Unternehmen Phonak für 50 Millionen Euro
entwickelt. Bisher wurde es in Deutschland nur in Hannover
eingesetzt, zudem auch in Kliniken im holländischen Nimwegen und in
Bern in der Schweiz. Das Hörzentrum Hannover ist nach eigenen
Angaben das weltgrößte Hörimplantatzentrum. Seit 1984 erhielten hier
etwa 5000 Kinder und Erwachsene Hörimplantate.
# dpa-Notizblock
## Internet
- [Hörzentrum Marburg zu Implantaten](http://dpaq.de/vT3u7)
- [MHH-Mitteilung](http://dpaq.de/aXB5R)
## Orte
- [Medizinische Hochschule Hannover](Carl-Neuberg-Straße 1, Hannover)
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