Tod von Busenstar: Wie weit kann man für die Schönheit gehen? Von Philipp Laage, dpa

«Sexy-Cora» ist tot. Die Porno-Berühmtheit starb, weil sie sich die
Brüste vergrößern lassen wollte. Ob Ärztepfusch oder Narkoseunfall
-
am Ende bleibt eine Frage offen: Welches Risiko ist uns die eigene
Schönheit wert?

   Hamburg (dpa) - Ihre Brüste sollten noch größer werden, die

neuen Implantate jeweils 800 Gramm wiegen. Dafür legte sich «Sexy
Cora» in einer Hamburger Privatklinik unter das Messer. Sie wachte
nicht mehr auf. Die Pornodarstellerin fiel ins Koma und starb am
Donnerstag nach neun Tagen im Krankenhaus. Die Staatsanwaltschaft
ermittelt, ob der Chirurg bei der Operation Fehler machte. Die
23-jährige Ex-«Big-Brother»-Kandidatin könnte auch Wachstumshormone

genommen haben. Alles Spekulation. Dass sie ihren Körper verändern
wollte und deshalb starb, steht jedoch fest. Ist unser Verhältnis zur
Schönheit unverantwortlich geworden?

   «Das Begreifen des eigenen Körpers als Material ist
gesellschaftsfähig geworden», erklärt Peter Wippermann. Er ist
Gründer des Hamburger Trendbüros, eines Beratungsunternehmens für
gesellschaftlichen Wandel. «Viele glauben, eine Persönlichkeit
entwickeln zu können, indem sie sich selbst designen.» Schauspieler
hätten es vorgemacht, die Pornoindustrie liefere die Übertreibung.
«Das wird zu einer Freak-Show.» Auffallend daran sei, dass die
Grenzen des Machbaren heute ganz öffentlich gezogen würden - zum
Beispiel im Trash-Fernsehen.

   «Manche Patienten haben einen Schönheitswahn. Wenn sich eine
Patientin sechsmal in kürzester Zeit die Brüste operieren lässt, dann

halte ich das schon für bedenklich», sagt auch der bekannte
Schönheitschirurg Werner Mang. Wie viele Menschen tatsächlich an sich
werkeln lassen, ist aber nur schwer zu sagen. Genauere Zahlen gibt es
zum Schönheitsempfinden: Laut einer repräsentativen Studie von F+S
Medienservice im Auftrag des Bauer Verlags aus dem Jahr 2010 sind 92
Prozent der Frauen und 75 Prozent der Männer mit ihrem Körper nicht
zufrieden. Vor zwanzig Jahren waren es deutlich weniger.

   Der Tod der 23-jährigen Cora zeigt, wie der Wunsch nach einem

vermeintlich besseren Aussehen enden kann. «Der aktuelle Fall führt
uns ganz drastisch vor Augen, was wir eigentlich schon immer wussten:
Jede Operation birgt ein Risiko», sagt Medizinethiker Urban Wiesing.
Narkose-Komplikationen seien selten, aber da. Der Direktor des
Instituts für Ethik und Geschichte der Medizin an der Universität
Tübingen macht aber auch klar: «In einer liberalen Gesellschaft
werden wir niemanden daran hindern können, sich einer
Schönheits-Operation zu unterziehen.»

   Das zeigen auch die Kommentare der «Sexy Cora»-Gedenkgruppe
auf Facebook: Dort gibt es große Anteilnahme und wenig kritische
Fragen. Jeder ist für sich selbstverantwortlich, lautet die Devise.
Dabei kommt vor allem den Ärzten eine besondere Pflicht zu - die sie
anscheinend häufig nur unzureichend erfüllen. Zumindest ergab das ein
Test der Verbraucherzentrale Hamburg im vergangenen November. Das
Ergebnis: Von elf Schönheitschirurgen in der Hansestadt beriet nur
einer gut, zehn dagegen eher schlecht oder sehr schlecht. Über
mögliche Folgen und Risiken der Operation wurde mehrheitlich
unvollständig und verharmlosend oder nur schlagwortartig aufgeklärt,
so das Fazit der Verbraucherschützer.

   «Bei einer Operation kann man sterben ohne Verschulden eines
Arztes», fasst Mang zusammen. Ob Coras Chirurg Schuld an den
Komplikationen hatte, ist offen. Der Fall wird die Staatsanwaltschaft
noch einige Wochen beschäftigen. Die Schönheit, und was überhaupt
noch schön ist, wird dagegen immer ein Thema bleiben. «Wie weit kann
ich gehen? Das wird im Moment öffentlich im Fernsehen verhandelt»,
sagt Wippermann.

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