Kasse beklagt starken Anstieg bei Knie und Hüftprothesen

In Deutschlands Kliniken werden Knie- und Hüftprothesen wie am
Fließband eingesetzt. Die Krankenkasse Barmer GEK schlägt nun Alarm:
Möglicherweise kämen zu viele Patienten zulasten der Beitragszahler
unters Messer.

Berlin (dpa) - Älteren Menschen in Deutschland werden immer mehr
künstliche Knie- und Hüftgelenke eingesetzt - nach Ansicht der
größten deutschen Krankenkasse möglicherweise zu oft. «Wenn das so

weitergeht, haben bald alle 60- bis 65-jährigen Rentner ein neues
Knie oder eine neue Hüfte», sagte der Vizechef der Barmer GEK, Rolf-
Ulrich Schlenker, am Dienstag in Berlin.

Allein im vergangenen Jahr bekamen 209 000 Patienten eine neue
Hüfte, 175 000 eine Knieprothese, wie aus dem Krankenhaus-Report 2010
der Kasse hervor. Inklusive Nachbehandlungen hätten diese Eingriffe
pro Jahr Kosten von rund 3,5 Milliarden Euro verursacht - rund zwei
Prozent aller Ausgaben der gesetzlichen Kassen. «Wenn man das
weiterrechnet, wird es einem als Kassenvertreter Angst und Bange»,
sagte Schlenker.

Man müsse die Frage stellen, ob Ärzte nicht zu schnell operierten,
mahnte Schlenker. Das flächendeckende Netz an geeigneten Kliniken für
solche Eingriffe produziere möglicherweise eine große Nachfrage.
Hätten Versicherte Zweifel an der Notwendigkeit einer Operation,
sollten sie einen zweiten Arzt konsultieren - tatsächlich täten das
wohl die wenigsten der meist betagten Patienten.

Seit Beginn der Erhebungen vor sieben Jahren habe es 18 Prozent
mehr solche Eingriffe an der Hüfte und sogar 52 Prozent mehr am Knie
gegeben. Rechne man heraus, dass in dieser Zeit die Gesellschaft auch
im Schnitt älter wurde, sei immer noch ein altersbereinigtes Wachstum
von 9 beziehungsweise 43 Prozent zu verzeichnen, sagte Schlenker. Pro
Fall bekämen die Kliniken rund 7500 Euro. Die Kliniken seien kaum
bereit, mit den Kassen günstigere Verträge auszuhandeln. Mit je rund

3000 Euro schlügen die Reha-Aufenthalten nach der Operation zu Buche.

Studienautorin Eva Maria Bitzer meinte, wenig beruhigend seien
Daten zur Qualität der Eingriffe. «3 von 100 Hüften sind nach drei
Jahren ein weiteres Mal operiert worden.» Bei Knien seien dies sogar
6 von 100. Allerdings seien die Menschen seit 2003 trotz kürzerer
Klinikaufenthalte mit ihren Prothesen nicht minder zufrieden. Mehr
als die Hälfte der Patienten mit neuer Hüfte seien 75 Jahre und
älter. In rund jedem zehnten Fall kämen über 90-Jährige unters
Messer.

Als einen Grund für die Zunahme nannten die Experten das immer
stärker um sich greifende Übergewicht, das die Gelenke schädige. Es
sei eine Quittung für den ständigen Aufwärtstrend beim Body Mass
Index, sagte der Chef des Instituts für Sozialmedizin, Epidemiologie
und Gesundheitssystemforschung, Friedrich-Wilhelm Schwartz.

Der Geschäftsführer der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Georg
Baum, wertete den Report eine Widerlegung «vorschneller Behauptungen,
die Kliniken würden zur Leistungsausweitung beitragen». Auch
Schlenker sagte, die Versorgung klappe hervorragend.

Insgesamt werden die Patienten laut Report immer früher entlassen.
So sank die Dauer je Klinikaufenthalt seit 1990 von im Schnitt 13,4
auf 8,5 Tage. Psychische Erkrankungen hätten Kreislauferkrankungen
als häufigste Diagnosegruppe abgelöst. Alkoholmissbrauch führe zu
immer mehr Klinikaufenthalten wegen Depression, so Schwartz. Die
Forscher betonten, ihre Berechnungen seien repräsentativ für alle
Versicherten.

# dpa-Notizblock

## Redaktionelle Hinweise
- Korrespondentenbericht bis 1630 - ca. 55 Zl
- Hintergrund zur Entwicklung der häufigsten Gründe für eine
Klinikeinweisung bis 1700 - ca. 20 Zl

## Internet
- [Krankenhaus Report 2010] (http://dpaq.de/EeCTX)
- [Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie]
(http://dpaq.de/9j5LK)
- [Antipositas-Gesellschaft] (http://dpaq.de/E75uN)
- [Infos zum Gelenkersatz] (http://dpaq.de/aX1kw)

Online-Wechsel: In drei Minuten in die TK

Online wechseln: Sie möchten auf dem schnellsten Weg und in einem Schritt der Techniker Krankenkasse beitreten? Dann nutzen Sie den Online-Beitrittsantrag der TK. Arbeitnehmer, Studenten und Selbstständige, erhalten direkt online eine vorläufige Versicherungsbescheinigung. Die TK kündigt Ihre alte Krankenkasse.

Jetzt der TK beitreten





Zur Startseite