Großrazzia: Klinikchefs wegen Betrugs verhaftet Von Andreas Rabenstein, dpa
Es ist die Horrorvorstellung jedes Patienten: Von einem Arzt
behandelt zu werden, der gar nicht qualifiziert ist für das, was er
tut. Genau das soll zigfach in DRK-Krankenhäusern geschehen sein.
Berlin (dpa) - Polizei und Staatsanwaltschaft haben in Berlin
einen mutmaßlichen großangelegten Betrug in drei Krankenhäusern
aufgedeckt. In einer Großrazzia durchsuchten die Ermittler am
Mittwoch die DRK-Krankenhäuser und verhafteten zwei Geschäftsführer
und einen Chefarzt. Es geht laut Polizei um den Vorwurf falscher
ärztlicher Behandlungen, um gefälschte Abrechnungen und
Körperverletzungen. Die Staatsanwaltschaft spricht von einem «banden-
und gewerbsmäßigen ärztlichen Abrechnungsbetrug».
Die Staatsanwaltschaft geht von insgesamt 24 Beschuldigten und 128
Fällen des Abrechnungsbetruges aus, sagte Oberstaatsanwalt Frank
Thiel am Mittwoch. In 56 Fällen wird Ärzten Körperverletzung bei
speziellen radiologischen Untersuchungen vorgeworfen, weil sie dafür
nicht qualifiziert waren.
Der bisher festgestellte Schaden für die Krankenkassen liege bei
170 000 Euro, die Gesamtschadenssumme schätze man aber auf mehr als
eine Million Euro, sagte Thiel. «Es gibt Hinweise, dass es sich nur
um die Spitze eines Eisberges handelt.» Der Einsatz mit 150
Polizisten und drei Staatsanwälten begann am Morgen um 9.25 Uhr und
dauerte fast den ganzen Tag.
Die Krankenhausgesellschaft bestätigte die Ermittlungen, wollte
sich aber zu Einzelheiten der Vorwürfe zunächst nicht äußern. «Wi
r
kooperieren und unterstützen die Untersuchung», sagte eine
Sprecherin. Das Berliner Rote Kreuz wies am Mittwoch darauf hin, dass
die Kliniken nicht zu ihrer Organisation gehören.
Verhaftet wurden zwei Geschäftsführer des Kliniken-Verbundes und
der Chefarzt der Radiologie (Medizinbereich, der mit Röntgen- oder
anderen Strahlen arbeitet) im Krankenhaus Mitte. Ein dritter
Geschäftsführer, der erst am Montag sein Amt antrat, steht nicht
unter Verdacht.
Polizei und Staatsanwaltschaft durchsuchten den Firmensitz der
DRK-Kliniken im Stadtteil Wilmersdorf, die drei Krankenhäuser des
Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in Mitte, Charlottenburg-Westend und
Köpenick, ambulante Behandlungszentren an den Standorten Mitte und
Westend, eine Privatklinik in Mitte sowie 18 Wohnungen in Berlin und
4 in Brandenburg. Sehr viele Beweise seien gefunden worden, sagte
Thiel. Die Staatsanwaltschaft strebe nun mehrjährige Gefängnisstrafen
für die drei Hauptbeschuldigten an.
Nach Darstellung der Staatsanwaltschaft sollen Assistenzärzte seit
2005 für medizinische Behandlungen erkrankter Blutgefäße eingesetzt
worden sein, die dann auf Weisung der Geschäftsführer als Facharzt-
Behandlungen in der Angiografie (Darstellung von Gefäßen etwa durch
Röntgenstrahlen, Magnetresonanztomografie (MRT) oder Untersuchungen
mit Sonden) abgerechnet wurden.
Die Assistenzärzte seien für die «ärztlichen Spezialleistungen
»,
etwa das «Freifräsen» von verkalkten Arterien, nicht qualifiziert und
nicht zugelassen gewesen, sagte der Leiter der Ermittlungsgruppe,
Hauptkommissar Karsten Fischer. Das dürfe medizinisch nur ein
«Facharzt mit besonderer Fachkunde». Nicht qualifizierte
Assistenzärzte würden sich durch eine derartige Behandlung der
Körperverletzung schuldig machen. Zudem soll es doppelte
Untersuchungen gegeben haben, die medizinisch nicht nötig waren.
Die DRK Kliniken Berlin sind nach eigenen Angaben ein
gemeinnütziger Verbund mit fünf Krankenhäusern und einem Pflegeheim.
3500 Mitarbeiter sind für 200 000 Patienten im Jahr zuständig. Die
Kliniken gehören rechtlich zur DRK-Schwesternschaft Berlin, einem
Mitgliedsverband des DRK.
# dpa-Notizblock
## Internet
- [DRK-Kliniken Berlin](www.drk-kliniken-bln.de)
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- [Firmensitz DRK-Kliniken](Brabanter Str. 18 - 20, 10713 Berlin)
- [DRK Kliniken Berlin-Mitte](Drontheimer Str. 39-40, 13359 Berlin)
- [DRK Kliniken Berlin- Westend](Spandauer Damm 130, 14050 Berlin)
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