Untreue im Bordell - Ex-CDU-Politiker muss vor Gericht Von Jens Albes, dpa

   Mainz (dpa) - Bordellbesuch auf CDU-Kosten, Finanzschiebereien und

ein Gesamtschaden über 80 000 Euro: Wegen des Verdachts der Untreue
muss der Ex-Geschäftsführer der rheinland-pfälzischen CDU-
Landtagsfraktion, Markus Hebgen (44), ab März vor Gericht. Der Wirbel
um eine der schillerndsten Figuren der jüngeren CDU-Geschichte in
Rheinland-Pfalz trübt die Aufbruchstimmung um die designierte junge
Spitzenkandidatin Julia Klöckner. Die einstige Weinkönigin will bei
der Landtagswahl im Frühjahr 2011 Deutschlands dienstältesten
Ministerpräsidenten Kurt Beck (SPD) vom Thron stoßen.

Der ehemalige Skandalpolitiker Hebgen hält die Union in Mainz seit
Jahren in Atem. Die Staatsanwaltschaft klagte ihn wegen Untreue in 18
Fällen und Betrugs in einem Fall an. Der Prozess beginnt am 15. März
in Mainz. Hebgen soll eine Kreditkarte der CDU-Fraktion privat für
Bar-Besuche verwendet haben - einmal nach eigener Aussage auch mit
namhaften Parteifreunden, was bis heute für Aufregung in der CDU
sorgt. Auch nach seiner Mainzer CDU-Zeit veruntreute er einem
Gerichtsurteil zufolge Geld - ausgerechnet als Geschäftsführer des
Klosters Eberbach auf der anderen Rheinseite.

Die ihm nun vorgeworfenen Taten ereigneten sich laut Anklage
während der Zeit als Fraktionsgeschäftsführer zwischen Mitte 2003 und

Anfang 2006. Dies habe der Ex-Geschäftsführer «auch weitgehend
eingeräumt». Insgesamt soll Hebgen einen Schaden von mehr als 80 000
Euro verursacht haben - allerdings nur teilweise zu seinen eigenen
Gunsten. Ihm wird auch vorgeworfen, der CDU-Landtagsfraktion Geld von
einem anderen Parteikonto zugeschoben zu haben.

Ein Schaden von über 20 000 Euro entstand laut Staatsanwaltschaft
mit privaten Bar-Besuchen und Hotelübernachtungen, illegalen
Barvorschüssen und unberechtigten Beihilfevorschüssen für
Gesundheitskosten.

Für die CDU-Fraktion in Rheinland-Pfalz bleibt Hebgen bis heute
unbequem. So beschuldigte er den früheren Fraktions- und Parteichef
Christoph Böhr, 2006 rund 386 000 Euro Fraktionsgeld illegal für den
Wahlkampf eingesetzt zu haben. Bis heute vermag die CDU-Fraktion
die Verwendung dieser Summe nicht zweifelsfrei zu belegen. Nun droht
nicht nur eine Rückforderung des Geldes zugunsten der Landeskasse,
sondern schlimmstenfalls sogar eine Strafzahlung in dreifacher Höhe
wegen illegaler Parteienfinanzierung an den Bundestag.

Ungemütlich für die CDU ist auch Hebgens Aussage, 2005 hätten ihn

bei einem Besuch im Berliner Edel-Bordell «Rascona» (Eigenwerbung:
«In unseren Whirlpools sind Ihrer Fantasie keine Grenzen gesetzt»)
fünf Christdemokraten begleitet. Für die Rechnung von 2900 Euro soll
Hebgen die Kreditkarte der Fraktion gezückt haben. Damit wäre vor
allem der Steuerzahler für die horizontalen Freuden aufgekommen. Wer
waren die Begleiter? Nach Hebgens Worten auch der frühere Mainzer
CDU-Schatzmeister Herbert Jullien. Der weist die Behauptung jedoch
vehement zurück und droht mit rechtlichen Schritten.

Hebgen selbst sorgt auch noch nach seinem persönlichen Niedergang
für Schlagzeilen: Gelegentlich arbeitet er derzeit als Führer in
einer Wiesbadener Ausstellung - sinnigerweise über den Untergang des
Luxusdampfers «Titanic».

[Amtsgericht]: Diether-von-Isenburg-Straße, Mainz
dpa ja yyrs a3 sv

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