Transsexualismus - Gefangen im falschen Körper Von Nicole Grün, dpa

München (dpa) - Ein Mann, der ein Kind bekommt - der Fall eines
transsexuellen US-Amerikaners schaffte es im vergangenen Jahr auf
viele Titelblätter. «So etwas wäre in Deutschland undenkbar», sagt
dazu Jürgen Schaff, Leiter des Plastic Surgery Center Munich. Wenn
hier eine Frau als Mann gelten wolle, müsse sie «dauerhafte
Unfruchtbarkeit» nachweisen, sich also die Gebärmutter entfernen
lassen. Das ist nur einer der Fallstricke auf dem steinigen Weg zum
anderen Geschlecht - und doch werden in Deutschland immer mehr
Geschlechtsumwandlungen vorgenommen. Bei dem Kongress «Plastische
Chirurgie bei Transsexualität» des Rotkreuzklinikums München beraten
am 27. und 28. November Experten über chirurgische Standards für die
schwierige Umwandlung von Frau zu Mann.

«Früher haben Transsexuelle versteckt gelebt und sind psychische
Krüppel geworden», beschreibt Schaff die schwierige Situation der
Menschen, die sich im falschen Körper gefangen fühlen. «Eine
Krankheit, mit der Menschen auf die Welt kommen», sei der
Transsexualismus, der auch als «Störung der Geschlechtsidentität»
bezeichnet wird. Wird die Krankheit nicht früh genug erkannt, kommt
es mit dem Einsetzen der Pubertät zu heftigen Problemen. «70 Prozent
der nichtdiagnostizierten Transsexuellen verstümmeln sich selbst,
viele gehen bis zum Selbstmord», sagt der Chirurg, der mit bisher
mehr als 4000 Eingriffen als Experte auf dem Gebiet der
Geschlechtsumwandlung gilt.

Allein 2008 führte er 300 Operationen durch. Aus allen
gesellschaftlichen Schichten und aus ganz Europa kommen Patienten zu
ihm, die nicht mehr Frau oder Mann sein wollen. Wenn sie endlich auf
Schaffs OP-Tisch landen, haben sie schon vieles hinter sich:
Psychologische Gutachten, die feststellen müssen, dass nicht
Schizophrenie die Ursache für ihren Wunsch nach einem
Geschlechtertausch ist. Einen sechsmonatigen Alltagstest, in dem sie
mit Hormonen behandelt werden und in der neuen Geschlechterrolle
leben müssen. Einen Antrag auf Vornamensänderung beim Amtsrichter.
Schließlich die Entfernung von Hoden oder Gebärmutter bis hin zur
«Umwandlung der weiblichen Geschlechtsorgane in Form eines
funktionstüchtigen Penoids» oder die «Konstruktion einer sensiblen
Scheide aus der Penishaut», wie es in der Chirurgensprache heißt.

Bis es zu einer Operation kommt, vergehen mindestens zwei Jahre.
Fast alle Frauen, die danach als Männer leben, führen nach den Worten
des plastischen Chirurgen Eckart Buttler ein ganz normales
Alltagsleben. Männer, die sich zu Frauen umoperieren lassen, seien
allein von ihrem Äußeren her stigmatisierter. Bei ihnen bewirke aber
etwa eine Verkleinerung der Nase erstaunliches, sagte Buttler.

«Bei 60 bis 70 Prozent der Operierten bleibt sogar die
Orgasmusfähigkeit erhalten», schätzt Wolfgang Eiermann, Chefarzt am
Rotkreuzklinikum München. «Primär haben sie aber ein Problem, einen
Partner zu finden», schränkt er ein. Eiermann hofft, dass
Transsexualismus in Deutschland bald genauso akzeptiert wird wie etwa
in Thailand. Von der Titelseite der «Bangkok Post» sprang ihm
kürzlich eine Anzeige ins Auge, in der ein Kollege für
Geschlechtsumwandlungen warb.

[Rotkreuzklinikum München, Frauenklinik]: Taxistraße 3, München
dpa nic/fm yyby a3 tim

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