Impfbereitschaft gegen Schweinegrippe gestiegen
Hamburg (dpa) - Nach neun Schweinegrippe-Toten in Deutschland ist
die Impfbereitschaft vielerorts deutlich gestiegen. In Niedersachsen
müssen Menschen unter Umständen jedoch wochenlang auf eine Impfung
gegen das Pandemie-Virus warten. Dort gibt es Probleme mit dem
Nachschub. In Berlin und in anderen Orten Deutschlands sind die Info-
Telefone zur Schweinegrippe überlastet. Nach dem Liga-Rivalen Hertha
BSC will nun auch Fußball-Bundesligist Schalke 04 seine Profis gegen
Schweinegrippe impfen lassen.
Innerhalb weniger Tage habe sich die Einstellung der Bevölkerung
zur Impfung gegen die Schweinegrippe komplett gedreht, sagte Uwe
Köster von der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen. In Münster
(Nordrhein-Westfalen) ist das gelieferte Serum bereits komplett
aufgebraucht. Die Schweinegrippe hat auch den Leipziger Thomaner-Chor
erreicht. Ein elfjähriger Sängerknabe sei nachweislich erkrankt, 29
weitere litten an Husten, Schnupfen und Gliederschmerzen, teilte die
Geschäftsführung mit. Um die Ansteckungskette zu unterbrechen, wurde
das Schülerheim am Mittwoch für eine Woche geschlossen.
Die Weltgesundheitsorganisation WHO warnte davor, die Auswirkungen
der Pandemie zu unterschätzen. Eine Impfung sei immer noch der beste
Schutz, erklärte WHO-Sonderberater Keiji Fukuda am Donnerstag in
Genf. «Die Pandemie ist das dominante Grippevirus in allen Ländern
geworden», sagte Fukuda. «Wir haben es nicht mit der (üblichen)
saisonalen Grippe zu tun.» Viele Symptome seien zwar ähnlich, aber
häufig komme es auch zu schweren Erkrankungen und sogar Todesfällen.
Besonders Schwangere und bereits unter anderen Krankheiten leidende
Menschen seien gefährdet.
Die WHO betonte, dass die besonders schweren Erkrankungen und
Todesfälle durch die Schweinegrippe vor allem bei Erwachsenen unter
50 Jahren aufgetreten sind. Dies stehe in starkem Widerspruch zu den
normalen Grippewellen, bei denen die schweren Fälle zu 90 Prozent bei
Menschen über 65 Jahren und älter auftreten.
Unterdessen ist in den USA weltweit erstmals eine Hauskatze an
Schweinegrippe erkrankt. Das 13-jährige Haustier im US-Staat Iowa
hatte sich offensichtlich bei seinen Besitzern angesteckt, die an
Grippe litten. Vergangene Woche zeigte ihre Katze ähnliche Symptome,
Lethargie und Appetitlosigkeit, schrieb die Zeitschrift «Time» am
Mittwoch (Ortszeit) in ihrer Online-Ausgabe. Der Fall demonstriere,
wie sehr sich das H1N1-Virus von den Grippeerregern der Vergangenheit
unterscheide, sagte die Veterinärmedizinerin Julie Levy dem Magazin.
«Bisher gab es noch keinen dokumentierten Fall von einer Katze oder
einem Hund, die sich mit dem saisonalen Grippeerreger von Menschen
infiziert hatten.»
Trotz der Bezeichnung Schweinegrippe sind bisher fast nur Menschen
nachweislich an der neuen Grippe erkrankt. Vereinzelt haben sich aber
auch schon Schweine, Frettchen und Vögel mit dem neuartigen H1N1-
Virus infiziert. So wurde der Erreger am Donnerstag in Hongkong bei
Schweinen nachgewiesen. Es ist allerdings kein Fall bekannt, bei dem
sich ein Mensch beim Schwein angesteckt hat. Das Virus enthält Gene
von Schweine-, Vogel-, und Menschenviren.
Unterdessen wurde in Deutschland ein weiterer Impfstoff gegen die
Schweinegrippe zugelassen. Das Präparat Celtura wird mittels
Zellkulturen hergestellt statt wie die meisten anderen Grippe-
Impfstoffe in Hühnereiern. Diese Technik ist laut Novartis in Europa
bereits für einen Impfstoff (Optaflu) gegen die saisonale Grippe
zugelassen. Der Impfstoff, der einen Wirkverstärker (Adjuvans)
enthält, kann auch Menschen mit Hühnereiweißallergie gegeben werden.
Die Bundesländer halten sich mit Bestellungen des neuen
Schweinegrippe-Impfstoffs allerdings vorerst zurück. Der Vorrat des
bereits georderten Impfstoffs reiche zunächst aus, hieß es aus dem
Erfurter Gesundheitsministerium. Thüringen hat derzeit den Vorsitz
der Gesundheitsministerkonferenz.
In Deutschland sind bislang neun Todesfälle im Zusammenhang mit
der Schweinegrippe bekanntgeworden. Allein am Mittwoch hatten
Kliniken und Behörden drei weitere Tote gemeldet.
Bulgarien hat angesichts der Ausbreitung von Schweinegrippe die
Europäische Union (EU) um Hilfe gebeten. Sofia habe bei der EU-
Kommission die Lieferung von 200 000 Packungen Anti-Virus-Präparate
beantragt, sagte Gesundheitsminister Boschidar Nanew. An der
Schweinegrippe starben in Bulgarien bislang fünf Menschen.
dpa hu yyzz z2 tim
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