Außer bei Loriot - Ist der Doktortitel wichtig? Von Caroline Bock, dpa
Berlin (dpa) - Die Kanzlerin legt normalerweise keinen großen Wert
auf ihren Doktortitel. Loriots nackte Comic-Männchen wahren hingegen
sogar in der Badewanne die Etikette: «Herr Doktor Klöbner!», wehrt
sich Herr Müller-Lüdenscheid beim Streit um die Ente, einer
Persiflage auf bürgerliche Gepflogenheiten. Wie wichtig ist der
Doktorgrad in Deutschland? Ziemlich, so scheint es der Skandal um
möglicherweise gekaufte Titel zu zeigen, in dem die Kölner
Staatsanwaltschaft ermittelt.
In der Wissenschaft, besonders in der Medizin und der Chemie,
bedeutet eine Promotion oft nicht nur Prestige, sondern auch
berufliches Fortkommen. Der erste Doktor (von lateinisch «docere» -
«lehren») einer deutschen Universität wurde 1359 an einen Theologen
verliehen. Heutzutage werden jedes Jahr nach Schätzungen um die
25 000 Promotionen vorgelegt. Der «Dr.» steht im Pass und schindet
bei manchen Eindruck.
«Keiner weiß so genau, wann es angefangen hat, aber die Deutschen
leiden an einer Doktortitel-Manie», schrieb der britische Kolumnist
Roger Boyes in einer Glosse. Nicht nur er fand Geschmack am Thema:
Das Buch «Dünnbrettbohrer in Bonn» über die Dissertationen von
Politikern war früher in Wohngemeinschaften Klo-Lektüre, neben dem
Satireblatt «Titanic». Auch in der Warenwelt ist der Doktor zu
finden, von «Dr. Oetker» über «Dr. Hauschka» bis «Dr. Best»,
der
Tomaten mit der Zahnbürste traktierte. Solche Namen vermitteln
Seriosität. Irreführend dürfen die Titel nicht verwendet werden.
Bekannte Akademiker gibt es einige, von den Klitschko-Brüdern bis
Altkanzler Helmut Kohl. Kohl hat neben einem wissenschaftlichen Titel
weit mehr als 20 Ehrendoktorhüte. Angela Merkel könnte bei
Staatsempfängen über Chemie plaudern, wobei sich ihre Dissertation
von 1986 nicht für Small Talk anbietet. Das Thema: «Die Untersuchung
des Mechanismus von Zerfallsreaktionen mit einfachem Bindungsbruch
und Berechnung ihrer Geschwindigkeitskonstanten auf der Grundlage
quantenchemischer und statistischer Methoden». Angesprochen wird
Merkel üblicherweise mit «Frau Bundeskanzlerin». Der Doktortitel
kommt vor ihren Namen, wenn es eine Rolle spielt oder es das
Protokoll erfordert.
Ist die korrekte Dr.-Anrede überhaupt noch wichtig auf dem
Gesellschaftsparkett? «Kommt darauf an, auf welchem Parkett Sie
sind», sagt die Freiburger Kommunikationstrainerin Elisabeth Bonneau.
Ein Muss war der «Herr Doktor» demnach noch nie, weil der akademische
Grad nicht Teil des Namens ist und man sich auch - wie bei
Adelstiteln - nicht damit vorstellt.
Für Bonneau ist die Anrede jedoch ein Akt der Wertschätzung, des
Respekts und der Höflichkeit. Früher war es üblich, dass selbst die
Gattin eines Arztes mit «Frau Doktor» angesprochen wurde. Heute ist
das eine Seltenheit geworden, bei der die Expertin ein Auge zudrückt.
Den «Dr.» zu nutzen, um im Restaurant einen Tisch zu reservieren, ist
für sie indes «kein Akt der Bescheidenheit».
Bei der Internetpartnervermittlung Elitepartner.de ist es zwar
nicht möglich, gezielt nach einem/einer «Dr.» zu suchen. Der
akademische Grad wird aber beachtet. «Für viele ist das
Sozialprestige wichtig», sagt Psychologin Lisa Fischbach. Der Titel
vermittelt also in bestimmten Kreisen immer noch einen gewissen
Status. Noch mehr als für Deutschland gilt das für Österreich - das
Land, in dem es Anreden wie «Herr Oberhofrat» und «Frau Magister»
gibt.
dpa ca yybb a3 ch
Online-Wechsel: In drei Minuten in die TK
Online wechseln: Sie möchten auf dem schnellsten Weg und in einem Schritt der Techniker Krankenkasse beitreten? Dann nutzen Sie den Online-Beitrittsantrag der TK. Arbeitnehmer, Studenten und Selbstständige, erhalten direkt online eine vorläufige Versicherungsbescheinigung. Die TK kündigt Ihre alte Krankenkasse.