Begründer der Leibeserziehung - Reformpädagoge GutsMuths zum 250. Von Antje Lauschner, dpa

   Schnepfenthal (dpa) - Bocksprung, Stelzenlauf, Balancieren auf
schwankendem Balken - diese klassischen Turnübungen stammen alle von
Johann Christoph Friedrich GutsMuths (1759-1839). Der Thüringer
Pädagoge und Begründer der Leibeserziehung hat auch «Turnvater»
Friedrich Ludwig Jahn inspiriert, in dessen Schatten er heute steht.
Mehr als 50 Jahre lang war GutsMuths Lehrer am Salzmannschen
Philantropinum in Schnepfenthal am Rande des Thüringer Waldes. Dort
gab er dem Turnen und dem Schulsport entscheidende methodische und
praktische Impulse. Mit dem internationalen Symposium «GutsMuths -
Der Letzte der Philanthropen» sowie einem Festakt und Gedenkspielen
erinnert die Schule am 9. August an seinen 250. Geburtstag.

Bereits 1793 hat GutsMuths in seinem Werk «Gymnastik für die
Jugend» seine neuen Turnübungen und Geräte vorgestellt, von denen
viele bis heute zum Sportunterricht gehören. Jahn besuchte GutsMuths
1807 und holte sich Anregungen für seinen Turnplatz, erzählt Dirk
Schmidt, Direktor der Salzmannschule, die heute Staatliches
Sprachengymnasium ist. «Die beiden Männer beeinflussten sich jedoch
gegenseitig.»

Mit der Tagung will die Schule den Blick auf die gesamte
pädagogische Leistung GutsMuths lenken. «GutsMuths auf Sportpädagogik
zu reduzieren, wird ihm nicht gerecht. Er lehrte Sport und Geografie
und gab einen praxisorientierten Unterricht bis zu den Grundlagen des
Glasschleifens», erläutert Schmidt. Mehr als 20 Jahre war er auch
Herausgeber der ersten pädagogischen Fachzeitschrift «Die Bibliothek
der pädagogischen Literatur» in Deutschland.

   GutsMuths, in Quedlinburg geboren, bekannte sich zur Französisch
en
Revolution und den von der Nationalversammlung proklamierten
Menschenrechten. Er förderte die freiheitliche Selbstentfaltung
seiner Zöglinge, war gegen einseitiges Pauken und für eine
körperliche Ausbildung an den Schulen. «Ihr lehrt Religion, ihr lehrt
sie Bürgerpflicht; auf ihres Körpers Wohl und Bildung seht ihr
nicht», warf er in die damalige Bildungsdebatte ein.

   «Die Hauptabsicht der Erziehung ist schon seit Jahrhunderten, da
ss
eine gesunde Seele in einem starken Körper sey», war seine
Überzeugung. In diesem Geiste ist auch vor Jahrzehnten der GutsMuths-
Rennsteiglauf ins Leben gerufen worden. Der Crosslauf über den
Höhenweg im Thüringer Rennsteig, zieht jährlich etwa 15 000 Läufe
r
und Wanderer an.

Gutmuths Wahlspruch war: «Man treibe Gymnastik, um zu leben, aber
lebe nicht, um Gymnastik zu treiben.» Sport hatte für Gutsmuths oft
einen ganz praktischen Hintergrund, erzählt Pädagogin Doris Lehrer.
Das Klettern und Balancieren an schrägem Klettergerüst sollte die
Jungs zum Beispiel fit machen, um einem möglichen Feuer in ihren
Schlafräumen unterm Dach zu entkommen. Noch heute gibt es in
Schnepfenthal das sogenannte Traditionsturnen. In weißer Hose und
roter Jacke - wie die Zöglinge vor rund 200 Jahren - absolviert die
Turnerriege dabei dem Waldturnplatz Stelzenlauf, Viererschlusssprung
und Bocksprung.

(Internet: www.salzmannschule.de)
[Salzmannschule]: Klostermühlenweg 2-8, 99880 Schnepfenthal

dpa ls yyth a3 bj

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