UN zu Kämpfen um El Fascher im Sudan: Hunderttausende sitzen fest
Die Miliz RSF will in Darfur die letzte Bastion der sudanesischen
Regierung eingenommen haben. Dort harren unzählige Zivilisten aus.
UN-Angaben zufolge leiden sie Hunger und können nicht fliehen.
New York/Khartum (dpa) - In der Großstadt El Fascher im Südwesten des
Sudans sitzen wegen heftiger Kämpfe nach UN-Angaben Hunderttausende
Zivilisten fest. Sie können nicht fliehen, harren in Angst aus und
haben keinen Zugang zu Nahrungsmitteln oder gesundheitlicher
Versorgung, wie Tom Fletcher, der Leiter des Nothilfebüros der
Vereinten Nationen (Ocha), erklärte. Die Berichte über massiven
Beschuss der Stadt und über Kämpfe am Boden seien sehr alarmierend.
Fletcher forderte eine sofortige Waffenruhe in El Fascher, freies
Geleit für fliehende Zivilisten sowie schnellen und ungehinderten
Zugang für humanitäre Hilfe. «Wir stehen mit überlebenswichtigen
Vorräten bereit, aber die heftigeren Kämpfe haben es für uns
unmöglich gemacht, Hilfe (in die Stadt) hineinzubekommen», erklärte
Fletcher. In El Fascher leben nach UN-Angaben noch bis zu 300.000
Menschen unter katastrophalen Bedingungen.
Nach Angaben des Sudanesischen Ärztenetzwerks habe die
paramilitärische Gruppe RSF in der Nacht zum Montag Dutzende,
unbewaffnete Zivilisten in El Fascher getötet. Die Paramilitärs
hätten zudem Krankenhäuser, medizinische Einrichtungen und Apotheken
geplündert und zerstört. Dabei handelte es sich um die wenigen Teile
der Gesundheitsinfrastruktur, die trotz des langwierigen Konflikts
noch funktionstüchtig gewesen seien, hieß es. Das Ärztenetzwerk
sprach von «abscheulichen Verbrechen, die einem Massenmord
gleichkommen.»
Die RSF hat El Fascher, die letzte von der Regierung kontrollierte
und seit anderthalb Jahren belagerte Großstadt in der Region Darfur,
inzwischen nach eigenen Angaben eingenommen. Das Militär äußerte sich
zunächst nicht dazu. Medienberichten zufolge gibt es weiter Kämpfe in
der Hauptstadt des Bundesstaats Nord Darfur. Die Angaben ließen sich
zunächst nicht unabhängig bestätigen.
Folter, Vergewaltigungen und Tötungen befürchtet
Für den Fall, dass die Miliz RSF die Stadt komplett unter ihre
Kontrolle bringen kann, werden schwere Gewalttaten, Folter,
Vergewaltigungen, Tötungen und ethnisch motivierte Vertreibungen
befürchtet. Solche Verbrechen wurden aus zuvor von der RSF
eingenommenen Teilen Darfurs berichtet.
Im Sudan herrscht seit April 2023 ein blutiger Machtkampf zwischen
De-facto-Machthaber Abdel-Fattah al-Burhan und seinem einstigen
Stellvertreter Mohamed Hamdan Daglo, der die RSF kommandiert. Während
die Armee zwischenzeitlich die Hauptstadt Khartum zurückerobern
konnte, haben die RSF ihre Kontrolle über Darfur an der Grenze zum
Tschad verfestigt. Dem Land droht eine dauerhafte Spaltung.
Die UN werten die Lage im Sudan als derzeit größte humanitäre Krise
der Welt. Mehr als zwölf Millionen Menschen sind auf der Flucht. Mehr
als 26 Millionen Menschen, etwa die Hälfte der Bevölkerung, leiden
Hunger.
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