Vom Mythos zur Popkultur - das Einhorn im Museum Barberini

Warum glaubten Menschen lange an Einhörner? Die Ausstellung im Museum
Barberini beleuchtet Legenden, Kunst und überraschende Fakten zum
Fabeltier.

Potsdam (dpa/bb) - Vom Symbol der Reinheit bis zum
Popkultur-Phänomen: Das Museum Barberini in Potsdam widmet dem
Einhorn eine große Ausstellung. Unter dem Titel «Einhorn. Das
Fabeltier in der Kunst» sind vom 25. Oktober 2025 bis 1. Februar 2026
rund 150 Werke aus 4.000 Jahren zu sehen - darunter Leihgaben aus dem
Louvre in Paris oder dem Prado in Madrid. 

Der Chefkurator des Museums, Michael Philipp, erzählt, wie es dazu
kam: «Das Motiv des Einhorns zieht sich durch fast die gesamte
Kunstgeschichte, und es ist nicht nur in der europäischen Kunst
vertreten, sondern kommt auch in asiatischen oder der persischen
Kultur vor.» Das Motiv verbinde Künstler über Räume und Zeiten
hinweg. «Die verschiedenen Bedeutungen, die dem Einhorn im Lauf der
Zeit zugeschrieben wurden, sind ebenso vielfältig wie die Art seiner
Darstellung.» Das Einhorn sei ein «Grenzgänger zwischen Fantasie und

Wirklichkeit».

Die Existenz der Einhörner 

Dass Einhörner wirklich lebten, wurde dem Museumskurator zufolge bis
ins 16. Jahrhundert nicht angezweifelt. Die Gründe: «Zum Ersten wird
es mehrfach in der Bibel erwähnt - und was dort steht, hielt man für
die Wahrheit -, und zum zweiten behandelten die antiken Gelehrten wie
Plinius das Einhorn in ihren Naturbeschreibungen, die niemand infrage
stellte», sagt Philipp. Auch Berichte von angeblichen Sichtungen
verstärkten den Glauben. 

Zudem wurde im Mittelalter in manchen Kirchen das Horn eines Einhorns
ausgestellt. «Erst im 17. Jahrhundert konnten Forscher nachweisen,
dass es sich bei den weißen, spitz zulaufenden Stangen mit der
geriffelten Oberfläche um den Zahn des Narwals handelt», löst Philipp

auf.

Nashorn, Esel oder Ziege?

Auf Schulranzen, in Kuscheltierläden oder in Zeichentrickfilmen sind
Einhörner oft Pferde mit weißem Fell - und eben dem markanten Horn
auf der Stirn. «Diese Vorstellung kam aber erst im 15. Jahrhundert
auf», sagt Philipp. Demzufolge hatten die antiken Autoren das Einhorn
ganz unterschiedlich beschrieben. «Mal sollte es einem wilden Esel
gleichen, mal hatte es Elemente vom Nashorn, dann wieder, so bei
Plinius dem Älteren, sollte es den Schwanz vom Schwein und die Füße
vom Elefanten haben.»

Besonders viel Einfluss soll laut Philipp ein Text gehabt haben, der
das Einhorn mit einem kleinen Ziegenbock verglich. Deshalb ähnele das
Einhorn in der europäischen Kunst des Mittelalters häufig einer
Ziege.

Von wild über keusch bis magisch

Während das Einhorn in der Antike noch als schnell und wild galt,
weswegen es sich nicht fangen ließ, wurde für es für die Kirche im
Mittelalter ein Symbol für Christus, später für Keuschheit. «Bis in
s
17. Jahrhundert galt sein Horn als wundertätige Medizin, weshalb sich
viele Apotheken nach dem Einhorn nannten, einige gibt es noch heute»,
sagt Philipp. «Gerade was die Heilkraft des Horns betrifft, finden
sich manche kuriose Zeugnisse.» Allerdings warnt Philipp davor, über
den damaligen Wunderglauben zu spotten. «Schließlich konnten es die
Menschen seinerzeit nicht besser wissen - und auch heute gibt es
Leute, die auf Fake News hereinfallen.»

Doch damit endete die Wandlung des Fabelwesens nicht: «Kurz vor 1900
griff Arnold Böcklin das Motiv wieder auf und malte zwei Gemälde, in
denen er das Einhorn als Ausdruck der künstlerischen Fantasie
würdigte», so der Kurator. Der Wunsch nach etwas Magischen habe sich
eine Industrie zunutze gemacht, die das Einhorn auf vielerlei Weise
kommerzialisiert. «Kein anderes Fabeltier ist heute so verbreitet.»
Ein weiterer Anknüpfungspunkt findet sich bei der Queer-Community,
«die im Einhorn das Seltene und Wunderbare sieht, dessen Existenz von
manchen bestritten wird», ergänzt Philipp.

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