Gewalt im Job trifft im Nordosten besonders junge Ärztinnen

Schlagen, treten, würgen und beißen: Mediziner in
Mecklenburg-Vorpommern werden während der Arbeit immer öfter
angegriffen. Besonders Frauen unter 40 sind laut einer
Ärztekammer-Studie betroffen.

Rostock (dpa/mv) - Die Gewalt gegen Ärztinnen und Ärzte im Nordosten
steigt laut einer aktuellen Umfrage der Ärztekammer
Mecklenburg-Vorpommern. Laut Kammer ist die «erschreckende Zunahme
von Gewalt» gegen Ärztinnen und Ärzte sowie medizinisches Personal im

Land eine besorgniserregende Entwicklung. An der Studie mit
Fragebogen im Juli und August hatten sich demnach 12,3 Prozent aller
berufstätigen Ärzte im Land beteiligt.

Mehr als jede und jeder Zweite (57 Prozent) berichtet demnach von
psychischer, knapp jede und jeder Fünfte (19 Prozent) von
körperlicher Gewalt durch Patientinnen und Patienten. Besonders im
stationären Bereich sind die Zahlen erschütternd: Dort haben 30
Prozent der Umfrageteilnehmer körperliche Übergriffe erlebt - 13
Prozent sogar ausgeprägte körperliche Gewalt wie schlagen, treten,
würgen und beißen, wie die Kammer mitteilte. 

Junge Ärztinnen besonders oft betroffen

Junge Ärztinnen und Ärzte unter 40 Jahren sind laut Umfrage besonders
häufig betroffen. In dieser Altersgruppe berichten 70 Prozent von
Gewalterfahrungen innerhalb des vergangenen Jahres, ein Drittel davon
sowohl von körperlicher als auch psychischer Art. Darunter bei fünf
Prozent der Ärztinnen und Ärzte auch körperliche sexualisierte
Gewalt. 

«Diese Zahlen zeigen, dass Gewalt gegen medizinisches Personal kein
Einzelfall und kein Randthema mehr ist», betonte Dr. Jens Placke,
Präsident der Ärztekammer MV. «Wenn Ärztinnen und Ärzte in ihrem

Arbeitsalltag bedroht, beleidigt oder gar angegriffen werden,
gefährdet das nicht nur ihre Sicherheit, sondern auch die Versorgung
der Patientinnen und Patienten.» Betroffen seien auch das
medizinische Personal wie Medizinische Fachangestellte oder
Pflegepersonal. 

Fast die Hälfte der Befragten nimmt dabei eine deutliche Zunahme von
Aggression in den vergangenen fünf Jahren wahr. Als Gründe nennen die
Befragten unter anderem Frust, psychische Probleme oder
Suchtverhalten der Patientinnen und Patienten. Einige Befragte hatten
demnach schon mehrmals die Polizei oder Sicherheitsdienste alarmiert.
Die Mehrheit (81 Prozent) der Mediziner in der Studie berichten
allerdings, dass Sie durch ein deeskalierendes Gespräch versucht
hätten, den Konflikt zu lösen.

Mehr Prävention gegen Gewalt 

Die Ärztekammer in Mecklenburg-Vorpommern plant jetzt, das Thema
Gewaltprävention verstärkt anzugehen. Sie sieht aber auch dringenden
Handlungsbedarf bei den Politikern. «Gewalt zu verhindern ist keine
Aufgabe, die allein die Ärzteschaft lösen kann», erklärte Prof.
Johannes Buchmann, Vizepräsident der Ärztekammer. 

Es sei eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung - von Politik,
Justiz, Gesundheitsinstitutionen und der gesamten Bevölkerung.
«Ärztinnen und Ärzte brauchen Rückhalt, Respekt und Sicherheit in
ihrer täglichen Arbeit.»

Gesundheitsministerium fordert mehr öffentliche Aufmerksamkeit

Mecklenburg-Vorpommerns Gesundheitsministerin Stefanie Drese (SPD)
fordert angesichts der Studien-Ergebnisse, der Gewalt gegen
Mitarbeitende in der Gesundheitsversorgung mehr öffentliche
Aufmerksamkeit zu widmen. «Es ist das Verdienst der Ärztekammer, mit
der Umfrage Sichtbarkeit zu erzeugen», so Drese. Das sei ein
wichtiger Schritt, um Maßnahmen zum Schutz der Beschäftigten und zur
Prävention zu entwickeln.

Die Ministerin betonte, dass «Verbalattacken, Bedrohungen bis hin zu
körperlichen Übergriffen zur traurigen Realität im Arbeitsalltag»
vieler Ärztinnen und Ärzte und beim Pflegepersonal gehörten. 

Laut Drese beschäftigen sich aktuell auch andere Bundesländer mit der
zunehmenden Zahl der Angriffe auf Ärztinnen und Ärzte sowie
Pflegepersonal. Am Freitag stehe ein entsprechender Antrag auf der
Tagesordnung des Bundesrates. Der Schutz der Einrichtungen der
Gesundheitsversorgung und ihrer Mitarbeitenden müsse verbessert
werden. Dabei gehe es sowohl um Strafverfolgung als auch um
Prävention.

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