Helios-Klinikum Zerbst schließt - Sorge um Versorgung wächst
Das Helios-Klinikum in Zerbst schließt zum Jahresende. Ab Dezember
fallen Betten weg, aber das ambulante Zentrum soll wachsen.
Zerbst/Magdeburg (dpa/sa) - Das Helios-Klinikum in Zerbst soll zum
Ende des Jahres in seiner bisherigen Form geschlossen werden. Der
stationäre Betrieb werde am 19. Dezember voraussichtlich eingestellt,
teilte das Unternehmen mit. Zuvor hatte die Magdeburger Volksstimme
darüber berichtet. Die rund 270 Beschäftigten sind laut Unternehmen
am Montag informiert worden. Mit allen Betroffenen werde über
Beschäftigungsmöglichkeiten an anderen Helios-Standorten gesprochen.
Für die rettungsdienstliche Notfallversorgung müssen Betroffene ab
Dezember entsprechend an umliegende Krankenhäuser verteilt werden,
sagte eine Sprecherin des Unternehmens der Deutschen Presse-Agentur.
Vorausgegangen war ein Gespräch zwischen der Geschäftsführung, dem
Landkreis Anhalt-Bitterfeld und dem Gesundheitsministerium am
Montagnachmittag. Demnach sei «ein Austausch zwischen dem Träger des
Krankenhauses und dem Landkreis» vereinbart worden, um die Optionen
zu diskutieren. Geplant sei, das ambulante Versorgungszentrum an der
Klinik zu erhalten und zu erweitern, teilte das Unternehmen weiter
mit. So sollen werktags die Fachbereiche Gynäkologie, Orthopädie,
Chirurgie, Gastroenterologie und Radiologie erhalten bleiben. Geprüft
werde außerdem, ob die hausärztliche Versorgung am Medizinischen
Versorgungszentrum (MVZ) erweitert und die Öffnungszeiten verbessert
werden können.
Ringen um Zukunft nach Dezember
Gemeinsames Ziel sei es, die Versorgungsstrukturen sicherzustellen,
sagte Sachsen-Anhalts Gesundheitsministerin Petra Grimm-Benne (SPD).
Andy Grabner, Landrat des Landkreises Anhalt-Bitterfeld, forderte
eine «tragfähige Lösung unter Einbindung aller Beteiligten». «Uns
er
Ziel ist es, die bestehenden Angebote zu erhalten - wenn möglich
sogar auszubauen. In der kurzen Zeit bis zum 19. Dezember müssen wir
gemeinsam eine verlässliche Perspektive für den Weiterbetrieb
schaffen», so der CDU-Politiker.
Die CDU-Landtagsfraktion zeigt sich über die geplante
Klinik-Schließung entsetzt: «Innerhalb kürzester Zeit werden die
Menschen vor Ort vor vollendete Tatsachen gestellt. Der angekündigte
Schritt sorgt vor Ort zu Recht für Proteste», sagte Tobias Krull,
sozialpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion im Landtag. Krull fordert
einen sensiblen Umgang mit den Beschäftigten und den Menschen vor
Ort. Die Sicherstellung der Notfallversorgung habe Priorität.
Kritik an den Plänen kommt auch von der Linken im Landtag: «Mit der
Schließung droht eine massive Lücke in der medizinischen
Grundversorgung im Raum Zerbst», sagte Nicole Anger von der
Linken-Fraktion. Patienten müssten künftig längere Wege in Kauf
nehmen. «Die Erfahrungen in Genthin und Havelberg zeigen deutlich:
Was einmal geschlossen ist, kommt in der Regel nicht wieder», so die
gesundheitspolitische Sprecherin. Die Klinik in Genthin im Jerichower
Land war Ende 2017 geschlossen worden. Das Krankenhaus in Havelberg
in der Altmark folgte 2020.
Gewerkschaft: Beschäftigungsgarantie für viele ungeeignet
Von Intransparenz und einer «Salamitaktik», spricht die
gesundheitspolitische Sprecherin der Grünen-Landtagsfraktion, Susan
Sziborra-Seidlitz: «Es liegt nahe, dass die sukzessive Ausdünnung des
Angebots - beginnend mit der Orthopädie - von Anfang an Teil einer
Strategie war, um die vollständige Schließung vorzubereiten».
Seidlitz fordert mit Verweis auf die Versorgungssicherheit in der
Region eine Aussetzung der geplanten Schließung. «Es braucht jetzt
eine transparente Prüfung alternativer Modelle, die eine stationäre
Grundversorgung in Zerbst sichern.»
Auch die Gewerkschaft Verdi kritisiert die Pläne: Die Schließung habe
sich lange angedeutet. Die Gewerkschaft sei in die Pläne nicht
eingeweiht worden. Dass die Ankündigung nun nur knapp zwei Monate vor
dem Ende des Stationsbetriebs erfolgt, sei ein Schlag ins Gesicht für
diejenigen, die darauf angewiesen sind, sagte Bernd Becker,
Landesfachbereichsleiter Gesundheit im Verdi-Landesbezirk Sachsen,
Sachsen-Anhalt, Thüringen. Ob die Notfallversorgung damit weiter
ausreichend abgedeckt ist, hält Becker zumindest für fraglich. Das
Angebot einer Beschäftigung an anderen Standorten sei für die
Beschäftigten, die familiär und sozial im Umfeld verwurzelt seien,
zudem womöglich ungeeignet.
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