Kampf gegen Mächtige: Epstein-Opfer Virginia Giuffre ist tot Von Christoph Meyer und Gaby Mahlberg, dpa

Als Jugendliche war sie zum Opfer von sexuellem Missbrauch durch
reiche und mächtige Männer geworden. Jahre später zog sie ihre
Peiniger zur Rechenschaft - und brachte damit einen Prinzen zu Fall.

London (dpa) - Sie sprach als bekanntestes Opfer unerschrocken über
den Missbrauchsskandal um den verstorbenen US-Multimillionär Jeffrey
Epstein: Nun ist Virginia Giuffre im Alter von 41 Jahren gestorben. 

Giuffre habe sich auf ihrer Farm in Westaustralien das Leben
genommen, bestätigte ihre Anwältin Karrie Louden der australischen
Nachrichtenagentur AAP. «Wir stehen alle unter Schock», sagte sie.
Die Mutter von drei Kindern sei eine Inspiration gewesen. Louden
betonte, es sei eine Ehre gewesen, mit jemandem zusammenzuarbeiten,
der sich so sehr für die Opfer von sexuellem Missbrauch eingesetzt
habe.

In einer Mitteilung von Giuffres Familie, aus der die AAP am Samstag
zitierte, hieß es: «Sie hat ihr Leben durch Suizid verloren, nachdem
sie ein Leben lang Opfer von sexuellem Missbrauch und Menschenhandel
war.» 

Angebliches Treffen mit Andrew in London

Virginia Giuffre hatte mit ihren Aussagen unter anderem den
britischen Prinzen Andrew, den eine langjährige Freundschaft mit
Epstein verband, in große Bedrängnis gebracht. 

Sie warf ihm vor, sie als 17-Jährige bei einem Treffen in London, zu
dem sie Epstein und dessen zeitweise Lebensgefährtin Ghislaine
Maxwell mitgebracht hatten, missbraucht zu haben. 

Ende für Andrews Rolle als Vertreter der Royals

Andrew stritt die Vorwürfe stets ab. Eine Zivilklage in den USA
endete 2022 jedoch in einem laut Berichten millionenschweren
Vergleich. 

Für den inzwischen 65 Jahre alten Andrew bedeutete die Verwicklung in
den Epstein-Skandal zudem das Ende seiner Rolle als offizieller
Vertreter des britischen Königshauses. 

Ein verhängnisvolles Interview

Zuvor hatte er versucht, in einem BBC-Interview den Verdacht gegen
sich zu zerstreuen. Doch das misslang gründlich. Der zweitälteste
Sohn von Queen Elizabeth II. verstrickte sich in Widersprüche. Das
Interview wurde später sogar zur Grundlage einer Netflix-Verfilmung.

Zweifel an Andrews Darstellung nährte unter anderem ein Foto, das ihn
und Giuffre beim besagtem Treffen Arm in Arm zeigen soll. Im Bild ist
auch Maxwell zu sehen, die für ihre Rolle in dem Skandal zu 20 Jahren
Haft verurteilt wurde. 

Andrews Beteuerungen, sich nicht an Giuffre zu erinnern, wirkten
unglaubwürdig. Vor allem aber war es der Mangel an Mitgefühl
gegenüber den Opfern Epsteins, der Andrew zum Verhängnis wurde. Er
bereute nicht einmal, mit dem verurteilten Sexualstraftäter, der
einen Missbrauchsring mit Dutzenden Opfern betrieben hatte,
befreundet gewesen zu sein.

Jet-Set-Leben mit Epstein und Maxwell

Die 1983 in den USA geborene Giuffre, die vor ihrer Hochzeit Roberts
hieß, stammte aus schwierigen Verhältnissen. Sie wurde eigenen
Angaben zufolge im Jahr 2000 von Maxwell als persönliche Masseurin
für Epstein rekrutiert. Sie arbeitete damals in einem Aushilfsjob im
Mar-a-Lago-Ressort des späteren US-Präsidenten Donald Trump in Palm
Beach im US-Bundesstaat Florida. Ihr Vater hatte dort einen Job als
Hausmeister. 

Schon bald begleitete sie Epstein und Maxwell auf deren Jet-Set-Leben
in Privatjets rund um die Welt - und musste nicht nur Epstein
sexuelle Gefälligkeiten erweisen. Der Geschäftsmann bewegte sich in
höchsten Kreisen und führte auch anderen mächtigen Männern seine vo
n
Maxwell gefügig gemachten Opfer zu.

Die Schwierigkeiten hörten nicht auf

Damals hatte Giuffre schon Jahre des Missbrauchs hinter sich. Schon
als Jugendliche lebte sie zeitweise auf der Straße. Maxwell und
Epstein machten auf sie den Eindruck, «nette Leute» zu sein, sagte
sie später. Doch das Vertrauen der Jugendlichen sollten die beiden
schwer missbrauchen.

Dass die Schwierigkeiten für Giuffre mit dem Ende des Zivilprozesses
gegen Andrew sowie Maxwells Verurteilung nicht aufhörten, wurde
spätestens klar, als sie Ende März einen verstörenden Beitrag auf
Instagram postete, in dem sie behauptete, nach einem Unfall nur noch
wenige Tage zu leben zu haben. Doch ihre Verletzungen schienen nicht
ganz so dramatisch zu sein wie dargestellt.

Es scheint Giuffre nicht gelungen zu sein, ihrem Leben dauerhaft eine
positive Wendung zu geben. Die Beziehung zu ihrem Mann war Berichten
zufolge zerbrochen. Sie selbst war wegen Missachtung eines
Kontaktverbots aufgrund von häuslicher Gewalt angeklagt.

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