Faeser will Drogenhandel mit Kooperation von Häfen bekämpfen

Organisierte Kriminalität schleust Rekordmengen an Drogen nach
Europa. Die Bundesinnenministerin will zusammen mit den drei großen
Häfen Rotterdam, Hamburg und Antwerpen, die Kokainflut stoppen.

Berlin (dpa) - Bundesinnenministerin Nancy Faeser setzt bei der
Bekämpfung des internationalen Drogenhandels auf die Zusammenarbeit
mit den Bürgermeistern der Hafenstädte Hamburg, Antwerpen und
Rotterdam. «Wir wollen den Kampf gegen die internationalen
Drogenkartelle noch stärker forcieren», sagte die SPD-Politikerin am
Donnerstag in Berlin. «Ein Land alleine kann das nicht gut. Wir
müssen versuchen, die Gewaltspirale, die mit den Drogen aus
Südamerika bei uns ankommt, zu durchbrechen.» 

Kokainschwemme in Rekordmengen im 2023

Die Bürgermeister der drei größten Häfen Europas begrüßten die

Initiative des Ministeriums. «Wenn wir nichts tun, nehmen wir hin,
dass gefährdete Teile unserer Städte von 
der organisierten Kriminalität vereinnahmt werden», sagte Rotterdams
Bürgermeister, Ahmed Aboutaleb. Antwerpens Bürgermeister Bart de
Wever betonte, dass die Zusammenarbeit notwendig sei, da sonst die
Drogenkartelle von einer Stadt in die andere auswichen. Zollfahnder
beschlagnahmten im Jahr 2023 an den beiden Haupteinfuhrhäfen für
Kokain in Europa eine Rekordmenge von fast 180 Tonnen Kokain. 

Auch in Hamburg grassiert der Drogenschmuggel. Eine Rekordmenge von
rund 35 Tonnen Kokain hatte das Zollfahndungsamt Hamburg im
vergangenen Jahr in den deutschen Seehäfen sichergestellt. «Der
Drogenschmuggel sucht sich immer neue Kanäle, deshalb brauchen wir
eine starke Allianz der Häfen und der Nationalregierungen», sagte
Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD). Es müsse verhindert
werden, dass die organisierte Kriminalität wegen des Drogenkonsums
und Drogenschmuggels in der Hansestadt zunimmt, so wie in Antwerpen
und Rotterdam. Man wolle verhindern, dass Kokainschmuggler Hamburg
als leichten Umschlagsort für ihre Drogen begriffen und von Rotterdam
oder Antwerpen in die Hansestadt wechselten. 

Der Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe begrüßte den
Schulterschluss der Hafenstädte mit dem Bundesinnenministerium: «Die
Bekämpfung der Drogenkriminalität ist eine gesamtgesellschaftliche
Aufgabe», teilte der Geschäftsführer am Donnerstag mit. 

Internationaler Schulterschluss gegen Drogenschmuggel

Faeser sagte, man brauche einen hohen Ermittlungsdruck entlang der
gesamten Logistikkette. Deshalb habe sie mit den südamerikanischen
Staaten vereinbart, «dass wir zusammen gegen Hintermänner vorgehen
und Finanzstrukturen aufdecken». Die Innenministerin hatte im Februar
Absichtserklärungen mit dem brasilianischen Justizminister und dem
peruanischen Innenminister unterzeichnet. Zuvor waren auch
Tschentscher und seine Amtskollegen aus Rotterdam und Antwerpen nach
Kolumbien und Ecuador gereist, um mit den dortigen
Sicherheitsbehörden eine gemeinsame Strategie zu entwickeln. 

Im Januar hatte sich eine europäische Hafenallianz gegen
Drogenschmuggel gegründet. Unter anderem sollen Zollbehörden
gezieltere Kontrollen in den Häfen vornehmen können und Kriminelle
mit Unterstützung von Europol und der Europäischen Staatsanwaltschaft
effektiver verfolgt werden. Am 7. Mai soll in Hamburg bei einer
Konferenz mit EU-Partnern und Staaten aus Südamerika über weitere
Schritte zum Schutz der Häfen beraten werden.