Regierungsberater: Deutschland setzt Pfleger und Ärzte ineffizient ein

Schon heute gibt es in vielen Regionen Ärztemangel und Personalnot in
der Pflege. Jetzt mahnen Regierungsberater: Ohne grundlegende
Änderungen könnte alles noch viel schwieriger werden.

Berlin (dpa) - In Deutschland werden aus Sicht offizieller
Regierungsberater im Gesundheitswesen hohe Summen verschwendet und
Pflegekräfte und Ärztinnen ineffizient eingesetzt. Ohne grundlegende
Änderungen drohe die weitverbreitete Personalnot schlimmer zu werden,
so der Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege. Das siebenköpfige
Gremium legte am Donnerstag in Berlin sein neues Gutachten im
gesetzlichen Auftrag vor.

«Wir verbrennen unheimlich viel Geld», sagte der Ratsvorsitzende
Michael Hallek. «Wir haben (...) eines der teuersten Gesundheitswesen
der Welt. Dabei werden die Fachkräfte in die Überlastung getrieben,
obwohl man es klüger organisieren könnte, und es werden die Patienten
nicht so versorgt, dass wir im Vergleich zum Ausland besser
dastehen», sagte der Kölner Medizinprofessor. «Da kann man als
demokratischer Bürger nicht zufrieden sein.»

Experten fordern Ende von Ressourcenverschwendung

So würden in Deutschland deutlich mehr Patientinnen und Patienten in
Krankenhäusern statt ambulant behandelt als in anderen Ländern, sagte
Hallek. Dabei seien die Ergebnisse nicht besser, auch die
Lebenserwartung in Deutschland liege nicht höher als anderswo. «Das
weist auf strukturelle Mängel hin.» Hallek forderte, «dass der
ineffiziente Einsatz der Ressourcen im Gesundheitswesen gestoppt
werden muss». Eindringlich mahnte der Forscher: «Wir müssen beginnen,

mit der Ressourcenverschwendung aufzuhören.»

Denn in den kommenden Jahren würden wegen des Fachkräftemangels und
des Älterwerdens der Gesellschaft tendenziell eher weniger
Pflegekräfte, Ärztinnen und Ärzte sowie andere Angehörige von
Gesundheitsberufen zur Verfügung stehen. Der Bedarf in der
Bevölkerung an Versorgung werde aber zunehmen. «Die Arbeit muss
intelligenter organisiert werden», forderte Hallek daher. Zwar sei es
richtig, Fachkräfte auch im Ausland anzuwerben und sich um mehr
inländische Fachkräfte zu bemühen. Aber das werde ohne Reformen im
Gesundheitswesen nicht reichen.

Forscher fordern: Weniger stationär

Patientinnen und Patienten sollten nach Ansicht des
Sachverständigenrats vor allem mehr ambulant statt stationär versorgt
werden. Politische Verbesserungsmaßnahmen bisher hätten vor allem für

mehr Personal sorgen sollen, doch das reiche bei Weitem nicht aus,
sagte der Hamburger Forscher Jonas Schreyögg. «Deshalb empfehlen wir
einen Paradigmenwechsel.» Der Schlüssel seien weniger Belegungstage
in den Krankenhäusern. Sonst würden dort so viele Medizinerinnen und
Mediziner sowie Pflegekräfte gebraucht, dass sie insgesamt fehlten.
So könne eine Reform der Notfallversorgung dazu führen, dass weniger
Patienten aus der Notaufnahme stationär aufgenommen würden. In
Deutschland sein das derzeit rund jede und jeder Zweite -
international sei das sehr viel.