Norovirus nach Besuch von Stuttgarter Frühlingsfest Von Oliver Schmale, David Nau und Anna Ross, dpa

Erbrechen, Durchfall, Übelkeit: Ein Besuch des Stuttgarter
Frühlingsfests sorgt bei vielen Gästen für Magen-Darm-Beschwerden.
Alle gingen in dasselbe Festzelt.

Stuttgart (dpa) - Verunsicherung bei Besuchern des Stuttgarter
Frühlingsfestes: Nach dem Besuch leiden deutlich mehr als 300
Menschen unter Magen-Darm-Beschwerden - bei zwei Erkrankten sind
Noroviren nachgewiesen worden. Alle Betroffenen hätten am Wochenende
dasselbe Festzelt besucht und danach über Erbrechen, Übelkeit und
Durchfall geklagt, teilten die Behörden mit. Die Stadt sprach von
einem größeren Ausbruchsgeschehen. Man habe Hinweise auf einige
Hundert Magen?Darm?Erkrankungen erhalten. «Wir würden ungern krank
vom Wasen zurückkommen», sagte eine junge Frau, die am Mittwoch auf
dem Festgelände unterwegs war. 

Der Betreiber des betroffenen Zeltes «Göckelesmaier», Karl Maier,
vermutete der «Heilbronner Stimme» (Donnerstag) zufolge, dass die
Norovirus-Infektion auf Gäste zurückgeht. «Offensichtlich hat uns da

jemand das Norovirus mitgebracht», sagte Maier der Zeitung. Eine
infizierte Gruppe oder mehrere infizierte Menschen hätten am Samstag
das Zelt besucht und andere Besucher angesteckt. Maier zufolge fand
die Infektionswelle am Samstag statt, seither «sind keine Fälle
dazugekommen». 

Bei der Hygiene und beim Essen habe es zu keiner Zeit Beanstandungen
gegeben, so Maier zu der Zeitung. «Wir werden auf das Strengste
kontrolliert.» Die Stadt stehe mit Maier in Kontakt und habe die
Hygienemaßnahmen bereits verschärft. «Was in unserer Macht steht, tun

wir», wurde der Festwirt zitiert. Das Zelt darf aber geöffnet
bleiben, wie ein Stadtsprecher mitteilte. Der Betreiber sei sehr
kooperativ.

«Wir arbeiten eng mit der Stadt und den Lebensmittelbehörden
zusammen», teile eine Sprecherin des Betreibers mit. Es gebe keinen
Hinweis darauf, dass das Virus von Mitarbeitern eingeschleppt worden
sei. «Es sind nur Mitarbeiter im Einsatz, die symptomfrei sind und
uns gegenüber dies auch schriftlich bestätigt haben.»

Untersuchung von Lebensmittelproben

Nach Angaben des Sozialministeriums wurden bei zwei Erkrankten
inzwischen Noroviren in Stuhlproben festgestellt. Das
Landesgesundheitsamt sei bereits im engen fachlichen Austausch mit
dem Gesundheitsamt Stuttgart. Derzeit würden Stuhlproben von
Erkrankten im Labor des Landesgesundheitsamtes auf Darmerreger
untersucht. Das Landesgesundheitsamt stehe auch in enger Verbindung
mit den Chemischen und Veterinäruntersuchungsämtern Stuttgart (CVUA).
Dort seien Untersuchungen von Lebensmittelproben angelaufen. Über das
Landesgesundheitsamt würden alle Gesundheitsämter im Südwesten und
das Robert Koch-Institut über das Ausbruchsgeschehen informiert,
teilte das Sozialministerium mit.

Die Symptome sprächen für eine virale Erkrankung, hatte die Stadt
zuvor erklärt. Es verdichteten sich die Hinweise, dass es sich um das
Norovirus handle. Unter den Betroffenen seien sowohl Besucher des
Festes als auch Bedienstete des betroffenen Zeltes. 

Die Lebensmittelüberwachung und das Gesundheitsamt seien sofort nach
Eintreffen der ersten Meldungen vor Ort gewesen und hätten in dem
Zelt die Hygiene überprüft und Proben der Lebensmittel genommen. Es
gehe nun in erster Linie darum, das Ausbruchsgeschehen einzudämmen
und die Quelle der Infekte zu finden. Der Schwerpunkt liege auf den
zentralen Servicebereichen des Zeltes. 

Noroviren verursachen Übelkeit, Erbrechen und Durchfall, sind sehr
ansteckend und verbreiten sich rasend schnell - besonders an Orten,
an denen viele Menschen zusammenkommen, etwa in Kindergärten,
Seniorenheimen oder Krankenhäusern. Eine Infektion verläuft meist
kurz und heftig. Betroffene fühlen sich schwach, haben oft Bauch-,
Kopf- und Gliederschmerzen, manchmal leichtes Fieber.

Die Kommune riet Betroffenen, sich an das Gesundheitsamt und ihren
Hausarzt zu wenden. Erkrankte sollten die empfohlenen
Hygienemaßnahmen beachten, um die weitere Ausbreitung zu unterbinden.

Etwas mehr Patienten im Klinikum Stuttgart

Ein Sprecher des Klinikums Stuttgart sagte, am Wochenende habe es ein
leicht erhöhtes Aufkommen von Patienten mit Bauchschmerzen in der
Notaufnahme gegeben. Von den Patienten wisse man vereinzelt, dass sie
das Frühlingsfest besucht hätten. Alle Patienten seien nur ambulant
behandelt worden.

Das 84. Stuttgarter Frühlingsfest begann am Samstag mit dem
traditionellen Fassanstich. An 23 Tagen haben die Schausteller ihre
Fahrgeschäfte, Buden und Imbisse geöffnet, in den Festzelten wird
ausgeschenkt und aufgespielt. Die Veranstalter sind zurückhaltend und
erwarten nach eigenen Angaben mehr als eine Million Besucher. «Wir
sind eine Open-Air-Veranstaltung und vom Wetter abhängig», teilte die
in.stuttgart Veranstaltungsgesellschaft zuvor mit. Im vergangenen
Jahr waren 1,4 Millionen Menschen gezählt worden, es war eines der
bestbesuchten Frühlingsfeste der vergangenen Jahrzehnte.