Gericht: Kündigung von Politologin Guérot rechtmäßig

Ulrike Guérot wurde als Kritikerin der Corona-Schutzmaßnahmen
bekannt. 2023 bekam sie von der Universität Bonn die Kündigung. Nun
hat ein Gericht darüber entschieden, ob dies rechtmäßig war.

Bonn (dpa) - Die Kündigung der umstrittenen Politologin Ulrike Guérot
(«Wer schweigt, stimmt zu») durch die Universität Bonn ist nach einem

Gerichtsurteil rechtmäßig gewesen. Das Arbeitsgericht Bonn wies am
Mittwoch eine Klage der 60 Jahre alten Wissenschaftlerin gegen die
Kündigung ab. Guérot sagte anschließend der Deutschen Presse-Agentur,

sie werde gegen das Urteil in Berufung gehen. 

Die Universität hatte die Kündigung mit Plagiatsvorwürfen begründet
.
Das Gericht folgte dem und stellte eine «Pflichtverletzung der
Klägerin durch Täuschung» fest. Ausschlaggebend für das Gericht war

dabei Guérots Buch «Warum Europa eine Republik werden muss». In
diesem Buch habe sie an mehreren Stellen Aussagen anderer zitiert und
dies nicht richtig kenntlich gemacht, was einem wissenschaftlichen
Fehlverhalten und auch einem Plagiat entspreche. Den
Täuschungsversuch sieht das Gericht darin begründet, dass sich Guérot

unter anderem mit diesem Buch um die Professur in Bonn beworben
hatte. Da sie keine wissenschaftliche Anfängerin sei, sondern sich
auf höchstem akademischen Niveau bewege, sei dies als besonders
schwerwiegend zu werten und rechtfertige eine Kündigung auch ohne
vorherige Abmahnung.    

Guérot sagte nach dem Richterspruch, sie sei «überrascht von dem
Urteil». Sie halte die Begründung nicht für schlüssig und sei sehr

optimistisch, dass das Landesarbeitsgericht den Beschluss in zweiter
Instanz korrigieren werde. Um die Professur beworben habe sie sich
2020 mit einem 195-seitigen Dossier, in dem sie allein neun Bücher
und ungefähr 800 wissenschaftliche Artikel aufgeführt habe. Diese
Unterlagen seien von der Universität geprüft worden, und danach
hätten sich alle Prüfer und Gremien für ihre Berufung ausgesprochen.

«Damit will ich nur sagen: Es gab im Laufe des Verfahrens vielfältige
Möglichkeiten, in den Arbeiten meines Dossiers Fehler zu finden.»
Damals sei aber nichts gegen sie vorgebracht worden. Einzelne
problematische Passagen aus dem Europa-Buch habe sie schon Jahre
zuvor öffentlich eingestanden. «Das hätte die Uni ja wissen können.
» 

Guérot hatte während der Corona-Pandemie mit scharfer Kritik gegen
die staatlichen Schutzmaßnahmen auf sich aufmerksam gemacht.
Umstritten ist sie auch aufgrund ihrer Äußerungen zum Ukraine-Krieg.
Seit Beginn des russischen Angriffs fordert sie sofortige
Friedensverhandlungen. Kritiker werfen ihr vor, das Verhältnis von
Angreifer und Angegriffenem dabei teilweise umzukehren. Die
Gerichtsverhandlung am Mittwoch zog Dutzende Unterstützer und
Unterstützerinnen der Autorin an. Sie forderten auf Transparenten
Wissenschaftsfreiheit. Das Urteil wurde von ihnen bei einer
Versammlung vor dem Gerichtsgebäude scharf kritisiert. In Wahrheit
wolle der Staat hier eine unbequeme Kritikerin mundtot machen, hieß
es.