Mediziner-Uni soll Gesundheitswesen in Deutschland weiterentwickeln

Die geplante Unimedizin in Cottbus ist eines der Leuchtturmprojekte
im Lausitzer Strukturwandel. Für den Aufbau der Mediziner-Ausbildung
ist ein weiteres Ziel erreicht. Es gab grünes Licht vom
Wissenschaftsrat. Wie geht es weiter?

Potsdam (dpa/bb) - Die künftige Mediziner-Ausbildung an einer dafür
geschaffenen Universität in der Lausitz soll zur Weiterentwicklung
des Gesundheitswesens in ganz Deutschland beitragen. Nach der
Empfehlung des Wissenschaftsrats für den Aufbau einer Medizinischen
Universität Lausitz - Carl Thiem (MUL) sagte deren Vorsitzender
Wolfgang Wick am Dienstag in Potsdam, die Schwerpunkte
Gesundheitssystemforschung und Digitalisierung des Gesundheitswesens
seien gesellschaftlich «sehr relevant». Sie knüpften «klug an die
Stärken und Bedürfnisse der Region an». 

«Der Standort Cottbus könnte zu einem Modell dafür werden, wie
Digitalisierung für eine optimale medizinische Versorgung der
Bevölkerung insbesondere in dünn besiedelten Regionen genutzt werden
kann», zeigte sich Wick überzeugt.

Erste ausgebildete Mediziner in etwa acht Jahren

Die Universität soll am 1. Juli 2024 gegründet werden. Im kommenden
Jahr sollen erste Professuren besetzt werden und 2026 die ersten
Studierenden starten. Im Endausbau sind jährlich 200
Erstsemester-Studienplätze und 80 Professuren geplant. Die
Gesamtkosten für den Aufbau der Universitätsmedizin bis 2038 betragen
rund 3,7 Milliarden Euro - mehr als die Hälfte davon trägt der Bund
im Rahmen des Strukturstärkungsgesetzes Kohleregionen. Laut
Wissenschaftsministerium laufen bereits die Bewerbungen für den
Gründungsvorstand der Universität. Die ersten Mediziner könnten 2032

mit der Ausbildung fertig sein.

Digitale Vernetzung notwendig

Der Wissenschaftsrat empfiehlt unter anderem die Notwendigkeit,
Konzepte für Forschung, Lehre, Krankenversorgung und Digitalisierung
weiterzuentwickeln und zu verschränken. Daraus müsse dann die
weiterführende Berufungs-, Klinik- und Infrastrukturplanung
abgeleitet werden, so die Experten. Sie betonten, dass ein rascher
Aufbau der digitalen Vernetzung in der Modellregion wichtig für die
Medizinuniversität sei. Dafür müssten auch die entsprechenden
rechtlichen und finanziellen Rahmenbedingungen geschaffen werden.

Vier Jahre Arbeit am Konzept Uni-Medizin

Für Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) ist die
Mediziner-Uni eines der zentralen Zukunftsprojekte der Lausitzer
Strukturstärkung, die die gesamte Lausitz voranbringen werde. Damit
werde Medizinernachwuchs für Brandenburg gesichert und bundesweit ein
einmaliger Forschungsansatz zur Gesundheitsversorgung der Zukunft
geschaffen.  

«Vier Jahre harter Arbeit zahlen sich aus! », sagte
Wissenschaftsministerin Manja Schüle (SPD). Die Landesregierung habe
mit dem Konzept gezeigt, dass sie schnell umsetzen könne, wenn alle
an einem Strang zögen. Trotz des ambitionierten Zeitplans hätten
Skeptiker zum Umdenken bewegt werden können. «Wir wollen weg von der
Medizin, die erst dann aktiv wird, wenn ein Mensch erkrankt ist. Hin
zu einer Vorsorge, die den Namen auch verdient», stellte die
Ministerin dar. Deshalb müsse es eine Verknüpfung von verschiedenen
Sektoren geben. Auch eine Kooperation mit der Uni BTU sei
festgeschrieben. 

Brandenburgs CDU-Chef Jan Redmann hält es für zielführend, dass sich

die künftige Cottbuser Uni mit der medizinischen Hochschule MHB
abstimmt. Das betreffe die fachliche Spezifizierung und die
Ausbildung. 

CTK soll Digitales Leitkrankenhaus werden

Das Carl-Thiem-Klinikum als künftiges Universitätsklinikum zu einem
Digitalen Leitkrankenhaus auszubauen und mit einem Netzwerk in der
Lausitz zu verknüpfen, sei vielversprechend, hieß es weiter vom
Wissenschaftsrat. Im Lehrkonzept seien die interprofessionelle
Ausrichtung sowie der Fokus auf digitale Medizin und die Versorgung
einer älteren Bevölkerung im ländlichen Raum hervorzuheben. Der
Geschäftsführer des CTK, Sebastian Scholl, bezeichnete die
Entwicklung als «riesigen Erfolg» für sein Haus. Er dankte den
Beschäftigten, die gemeinsam nachgewiesen hätten, dass im CTK auf
einem «extrem hohen fachlichen Niveau» eine Uni-Medizin aufgebaut
werden könne.