Wegner und Kiziltepe begrüßen kriegsverletzte Soldaten aus der Ukraine

Viele ukrainische Soldaten haben im Krieg ein Bein verloren, manche
auch mehrere Körperteile. Ein neues Projekt zwischen Berlin und Kiew
soll ihre Versorgung verbessern.

Berlin (dpa/bb) - Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU)
und Sozialsenatorin Cansel Kiziltepe (SPD) haben 13 ukrainische
Soldaten mit Amputationen empfangen - und 6 auszubildende
Prothesentechniker aus diesem Land. Die schwer verletzten Soldaten
verließen den ankommenden Reisebus am Freitag mit Krücken, andere
mussten in Rollstühle gehoben werden oder reisten in
Krankentransportern aus der Ukraine an. Den Männern fehlen Fuß und
Unterschenkel, teilweise auf beiden Seiten.

In einem Fortbildungsprojekt sollen die ukrainischen Auszubildenden
nach Angaben der Senatskanzlei in Berliner Werkstätten lernen, wie
sie für verwundete Soldaten maßangefertigte Prothesen herstellen
können. Die Ausbildung läuft drei Monate. Nach und nach sollen
insgesamt 60 amputationsverletzte Soldaten aus der Ukraine in Berlin
Prothesen bekommen. Langfristiges Ziel ist es, im Herbst ein
Prothesenzentrum in Kiew zu eröffnen, damit die Versorgung
verwundeter Soldaten und Zivilisten vor Ort dauerhaft verbessert
wird. 

Projekt ist laut Senatorin Antwort auf Angriffskrieg

«Heute erleben wir speziell vor Ort, was Krieg für Menschen
bedeutet», sagte Wegner beim Empfang in einer Flüchtlingsunterkunft
in Charlottenburg. Er sei sehr berührt und danke der Berliner
Organisation «Life Bridge Ukraine», die das Projekt initiierte. «Ohne

dieses Engagement aus der Stadtgesellschaft wäre so etwas nicht
möglich.» In der Städtepartnerschaft mit Kiew gehe es nicht um
Bekenntnisse, sondern ganz konkret darum, Menschen zu helfen.
Kiziltepe ergänzte, das Projekt sei eine Antwort auf den
Angriffskrieg Russlands. 

Die Soldaten sahen am Freitag müde, aber auch erleichtert aus. Ein 28
Jahre alter Offizier sagte, seine Arbeit als Soldat wolle er so
schnell wie möglich wieder aufnehmen. Im August vergangenen Jahres
sei er im Gebiet Saporischschja auf eine Miene getreten und habe
dabei sein linkes Bein verloren. Zum Laufen braucht er Krücken. Er
wünsche sich, wieder mobil zu werden und in Deutschland eine ruhige
Zeit ohne Luftalarme zu verbringen, sagte der 28-Jährige. Seine Frau
und sein Kind seien in der Ukraine geblieben.

30 000 bis 50 000 Amputationsverletzte in der Ukraine

Angaben der Senatskanzlei zufolge wird die Zahl der
Amputationsverletzten in der Ukraine auf 30 000 bis 50 000 geschätzt.
Allerdings gebe es vor Ort zu wenige Orthopädietechniker, um alle
Kriegsopfer schnell und gut zu versorgen. Im geplanten
Prothesenzentrum sollen in Zukunft jährlich rund 200 Menschen
versorgt werden, wie einer der ausbildenden Orthopädietechniker aus
Berlin am Freitag sagte.