US-Ministerium zahlt Turn-Missbrauchsopfern 100 Millionen Dollar

Ein Arzt missbraucht über 250 Turnerinnen. Weil das FBI zu spät
reagiert, zahlt das US-Justizministerium jetzt viele Millionen Dollar
als Entschädigung.

Washington (dpa) - Rund 100 Missbrauchsopfer des früheren
US-Sportarztes Larry Nassar, darunter Turn-Superstar Simone Biles,
sollen von der US-Regierung entschädigt werden. Das Justizministerium
habe sich offenbar bereit erklärt, rund 100 Millionen Dollar zu
zahlen, wie das «Wall Street Journal» und die Nachrichtenagentur AP
berichteten. Die betroffenen Frauen und Mädchen hatten in einer Klage
der obersten Sicherheitsbehörde FBI vorgeworfen, Missbrauchshinweisen
zu spät nachgegangen zu sein, wodurch Nassar mehr als ein Jahr bis zu
seiner Verhaftung im Herbst 2016 weitere Taten verüben konnte.  

Vor Monaten hätten laut «Wall Street Journal» die Frauen eine
außergerichtliche Vereinbarung im Grundsatz akzeptiert. Ausgezahlt
wurde die Summe nach AP-Angaben aber noch nicht. Eine Stellungnahme
lehnte das Justizministerium ab.

Nassar (60) war mehr als 20 Jahre Arzt des US-Turnverbandes und der
Turnerinnen an der Michigan State University. In dieser Zeit soll er
265 Frauen und Mädchen sexuell missbraucht haben, darunter die
Olympiasiegerinnen Simone Biles, Aly Raisman und McKayla Maroney.
FBI-Chef Christopher Wray hatte im September 2021 in einer Aussage im
US-Senat das «unentschuldbare» Versagen seiner Behörde eingeräumt.
 

Nassar bekannte sich im November 2017 schuldig und wurde wegen
sexueller Übergriffe in mehr als 250 Fällen in drei Urteilen mit
Strafen von insgesamt bis zu 175 Jahren Gefängnis verurteilt. Auch
Weltstar Biles hatte in dem Prozess neben weiteren mehr als 150
Betroffenen ausgesagt. 

Den Missbrauchsopfern waren zuvor schon Entschädigungszahlungen
zugesprochen worden, insgesamt wären es nun rund eine Milliarde
Dollar. 500 Millionen Dollar hatte 2018 die Michigan State University
als ehemaliger Arbeitgeber Nassars bei einem Vergleich zugesagt, mit
dem Verband USA Gymnastics war im Jahr 2021 eine Vereinbarung über
380 Millionen Dollar getroffen worden.