Brasilien-Star Richarlison spricht über Depressionen: Wollte aufgeben

Richarlison wirkt stark und selbstbewusst. Doch nach dem WM-Aus wird
der brasilianische Fußballer depressiv. Er ist am Boden. Jetzt wirbt
er öffentlich für psychologische Hilfe.

Berlin (dpa) - Brasiliens Stürmerstar Richarlison hat erstmals
öffentlich über seine Depressionen nach der Fußball-WM in Katar
gesprochen. Er sei kurz davor gewesen, aufzugeben, sagte der
Angreifer des englischen Premier-League-Clubs Tottenham Hotspur in
einem Interview mit dem TV-Sender ESPN Brasil. «Ich hatte gerade an
einer Weltmeisterschaft teilgenommen, auf meinem Höhepunkt. Ich kam
an meine Grenzen. Ich werde nicht davon sprechen, dass ich mich
umbringen wollte. Aber ich war in einer Depression und wollte
aufgeben», sagte Richarlison unter Tränen. 

Brasilien war als Titelfavorit im Viertelfinale im Elfmeterschießen
gegen Kroatien gescheitert. Nach der WM, bei der Richarlison mit drei
Toren in vier Spielen Brasiliens bester Torschütze war, habe es
gewirkt, «als würde alles zusammenbrechen. Sogar ich, der mental
stark zu sein schien. Bevor ich zum Training gegangen bin, wollte ich
wieder nach Hause, ich wollte zurück in mein Zimmer. Ich weiß nicht,
was mir durch den Kopf ging», erzählte der Profi.

Wollte nur Mist über den Tod sehen

Er habe auch seinem Vater erzählt, dass er nicht mehr konnte. «Zu
meinem Vater zu gehen, der derjenige war, der meinen Traum mit mir
verfolgt hat, und zu sagen: 'Papa, ich will aufgeben', ist verrückt»,
erzählte Richarlison. Er habe nur noch an «Müll gedacht, habe sogar
bei Google nur Mist gesucht, ich wollte nur irgendwelchen Mist über
den Tod sehen».

Einen Ausweg aus dieser negativen Spirale habe er durch die Hilfe
eines Psychologen gefunden. «Ich glaube, der Therapeut hat mich
gerettet, mein Leben gerettet», sagte Richarlison. Personen, denen es
wie ihm gehe, riet er eindringlich zu psychologischer Hilfe. Zuvor
habe er auch große Vorurteile gegenüber Psychologen gehabt. In seiner
Familie würden jetzt noch einige denken, dass der Gang zum
Psychologen «verrückt und wahnsinnig» sei. Richarlison sieht das
längst anders, für ihn war es «die beste Entdeckung, die ich je in
meinem Leben gemacht habe».