Übeltäter Feinstaub: Verpesten Osterfeuer die Luft? Von Alina Grünky, dpa

Viele Menschen freuen sich über den Anblick eines lodernden
Osterfeuers. Doch dem Brauch wird auch nachgesagt, er treibe die
Feinstaubbelastung in die Höhe. Was ist dran? Ein Faktencheck.

Berlin (dpa) - Die Flammen sollen den Winter vertreiben, den Frühling
begrüßen, den Sieg von Licht über Dunkelheit feiern: Dem Osterfeuer
wird gerade im Christentum eine große Bedeutung zugesprochen. Es
symbolisiert der Überlieferung zufolge die Auferstehung Jesu Christi
als Licht der Welt. Doch der Brauch hat auch den Ruf, die Luft zu
verunreinigen.

Behauptung

Die Osterfeuer treiben die Feinstaubbelastung in der Luft in die
Höhe.

Bewertung

Stimmt, jedoch ist der Ausschlag Experten zufolge gering und die
Belastung nur temporär erhöht.

Fakten

Osterfeuer - wie auch herkömmliche Lagerfeuer - haben negative
Auswirkungen auf Menschen und Umwelt. Der Feinstaub, der beim
Verbrennen entsteht, gerät in die Luft und ist schädlich für die
Gesundheit. «Je kleiner die Partikel sind, desto tiefer können sie in
den Körper, in die Lunge und bis in den Blutkreislauf eindringen»,
sagt Ute Dauert vom Umweltbundesamt. So können sie dem
Herz-Kreislauf-System schaden. 

Dennoch gibt es seitens der Bundesregierung keine Bestrebungen, den
Brauch zu verbieten. Der Grund: Der Feinstaubgrenzwert von 50
Mikrogramm pro Kubikmeter darf in einer Region nicht häufiger als 35
Mal im Jahr überschritten werden. Demnach können durch Osterfeuer die
Grenzwerte zwar zeitweise und auch deutlich überschritten werden.
Doch sei in diesem Fall die erhöhte Feinstaubbelastung auf kurze Zeit
im Jahr beschränkt.

Der Landesverband Nordrhein-Westfalen des Bundes für Umwelt und
Naturschutz Deutschland (BUND) hebt hervor, dass die Konzentration
durch die Osterfeuer örtlich erhöht wird. Die sei jedoch auch
abhängig von der Wetterlage. Bei windigem und regnerischem Wetter sei
die Belastung geringer. 

Auch die Expertin vom Umweltbundesamt stimmt zu: «Osterfeuer tragen
nur lokal und kurzfristig zur Schadstoffbelastung bei», so Dauert. Da
gebe es größere, dauerhaft emittierende Quellen wie beispielsweise
den Verkehr oder die Industrie, die eingedämmt werden sollten.

Nach Angaben des Umweltbundesamtes wurden im Vor-Corona-Jahr 2019 in
Deutschland 90 200 Tonnen Feinstaub emittiert, der im Durchmesser
kleiner als 2,5 Mikrometer groß ist. Durch Abrieb und aus Auspuffen
im Straßenverkehr sind demnach 18 350 Tonnen entstanden. Durch
Silvesterfeuerwerk wurden innerhalb weniger Stunden 1230 Tonnen
freigesetzt. Bei Osterfeuern waren es an vereinzelten Tagen etwa 2400
Tonnen. Dabei sei die Datenlage zu den brauchtümlichen Lagerfeuern
ungenauer als die für Verkehrs- und Feuerwerksemissionen.

Es gibt verschiedene Arten von natürlichem und von Menschen gemachtem
Feinstaub. Je nach Größe wird er in vier Kategorien eingeordnet: «Bei

der Holzverbrennung entstehen Partikel, die im Vergleich etwas größer
sind», sagt Dauert. Diese Partikel gehören zur Größenordnung von
weniger als 10 Mikrometer, in die auch Hausstaub und Pollen fallen.
In die nächstkleinere Kategorie von weniger als 2,5 Mikrometer fallen
etwa manche Bakterien. Darüber hinaus gibt es noch die Kategorie PM1.
Dieser sogenannte Ultrafeinstaub ist kleiner ein Mikrometer. Die
kleinste Form ist der Dieselruß mit einer Größe von weniger als einem

Hundertstel Millimeter. 

Mancher Feinstaub hat Einfluss auf Gletscher

Besonders feiner Staub hat auch Auswirkungen auf das Eis an Nord- und
Südpol. Winzige, meist schwarze Feinstaubpartikel können sich auf
Gletschern und Eisschichten absetzen und diese verdunkeln. Nach
BUND-Angaben absorbieren sie dort das Sonnenlicht und sorgen somit
dafür, dass das Eis schneller schmilzt.

Die bei Lagerfeuer-Hitze entstehenden Feinstaub-Partikel sind aber
nicht fein genug, um an den Polen zu landen. Sie müssten «schon sehr
klein sein, um so eine weite Strecke zurückzulegen», sagt Dauert.
Größere Teilchen sinken schneller ab. «Bei den Partikeln an den Polen

handelt es sich eher um Rußpartikel», erklärt Dauert. Dieselruß, de
r
von Verbrennungsmotoren ausgestoßen wird, gehört zur kleinsten und
damit schädlichsten Form von Feinstaub.

Auf nistende Tiere achten

Abgesehen von der Luftverschmutzung gibt es bei dem Osterbrauch noch
eine weitere Gefahr: «Ein Problem ist noch, dass die Feuer meist sehr
zeitig aufgeschichtet werden - oft schon eine Woche zuvor», sagt
Dauert. Gerade der Frühling sei aber auch eine Zeit, in der Vögel
nisten oder sich Kaninchen in den Haufen verstecken. «Deshalb sollte
man kurz vor dem Anzünden das Holz noch einmal umschichten.»