Nach Pro-Russland-Veto: Deutsche Fechter fürchten Probleme

Russland und Belarus sind bei den Fechterinnen und Fechtern wieder
zurück im internationalen Sport. Spitzenfechterin Léa Krüger ist
fassungslos.

Berlin (dpa) - Nach dem Pro-Russland-Veto des Weltverbandes in
Richtung Olympia 2024 sieht der Deutsche Fechter-Bund «Problematiken
bei der Ausrichtung von internationalen Wettkämpfen in Deutschland
auf sich zukommen. Man erwarte «jetzt die Anfrage des Internationalen
Fechtverbandes, ob eine Einreise von russischen und belarussischen
Athleten nach Deutschland garantiert werden kann, da sonst wohl ein
Entzug von internationalen Fechthighlights in Deutschland drohen
würde», hieß es in einer Mitteilung. 

Das Präsidium und der DFeB müssten nun «mit den dafür
verantwortlichen Instanzen sprechen und abwarten, wie weitere Gremien
entscheiden, um diese Fragen, wie zum Beispiel Einreisemöglichkeiten,
beantworten zu können». Dies gelte auch mit Blick auf «weitere
Entscheidungen des IOC und wie sich Athleten im direkten Kampf gegen
russische und belarussische Athleten entscheiden werden», hieß es
weiter. 

«Das Ergebnis daraus, dass wieder sämtliche Sportler und
Sportlerinnen teilnehmen dürfen, könnte ein Zeichen sein für weitere

Abstimmungen in den nächsten Wochen in der Sportwelt», schätzte
Deutschlands Fechtpräsidentin Claudia Bokel das Ergebnis ein. Gerade
einmal 33 Prozent der Nationen hatten sich im Fecht-Weltverband
weiterhin gegen ein Startverbot der Russen und Belarussen bei
internationalen Wettkämpfen ausgesprochen. 

Die Fecht-Weltmeisterschaften in Mailand finden im Juli statt. Schon
im April beginnt die Qualifikation für die Spiele in Paris 2024, die
bis zum Frühjahr nächsten Jahres geht.

Das IOC strebt eine Rückkehr von Athletinnen und Athleten aus beiden
Ländern auf die internationale Sportbühne unter neutraler Flagge an,
sofern sie sich klar zur olympischen Charta bekennen und den Krieg in
der Ukraine nicht aktiv unterstützen. IOC-Präsident Thomas Bach,
Fecht-Olympiasieger von 1976, hatte gesagt, ein Ausschluss «wegen
eines Passes oder des Geburtsorts» verstoße gegen das
Diskriminierungsverbot.

Auf dem am Freitag online abgehaltenen außerordentlichen Kongress des
Verbandes, der seit 2008 vom russischen Oligarchen Alischer Usmanow
finanziert wurde, wurde der Antrag, russischen und belarussischen
Fechterinnen und Fechtern die Teilnahme an Einzelwettbewerben «unter
Einhaltung der Bedingungen der Neutralität und der individuellen
Zulassung» zu ermöglichen, mit 89 zu 46 Stimmen bei einer Enthaltung
angenommen. Usmanow lässt wegen der gegen ihn von der Europäischen
Union verhängten Sanktionen sein Amt als Präsident des
Fecht-Weltverbandes FIE ruhen.

Während Russland die Entscheidung des Weltverbandes feierte,
reagierte die Ukraine «zutiefst schockiert und empört». Man werde
umgehend über die Reaktion auf die Entscheidung der FIE und eine
mögliche Berufung entscheiden, hieß es. Der ukrainische Fechtverband
war bei zwei Anläufen gescheitert, die Abstimmung zu verhindern.

Säbelfechterin Léa Krüger schrieb auf Twitter, dass weitere Themen -

Doping, Quali-Kriterien oder Umgang der Athletinnen und Athleten aus
der Ukraine - nicht einmal angesprochen worden seien. «Bin einfach
nur fassungslos», teilte die ehemalige Athletensprecherin mit. Krüger
hatte den Beschluss des Weltverbandes vorausgesehen und Anfang
Februar gegenüber der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» gesagt: «Un
d
wenn das bei uns passiert, passiert es bei allen.» Das russische
Regime nutze den Sport schamlos aus, der Ausschluss sei dringend
aufrechtzuerhalten.

«Der Sport sollte gleiche Rechte und Bedingungen bieten, und der
gesunde Menschenverstand hat sich schließlich durchgesetzt», meinte
die russische Tokio-Olympiasiegerin Sofja Welikaja. «Wir werden bei
Olympia unsere Motivation und Stärke zeigen wie nie zuvor. Russisches
Fechten wird noch viele überraschen», sagte sie.