Bandengewalt in Haiti: Ärzte ohne Grenzen schließt Klinik

Port-au-Prince (dpa) - Wegen eskalierender Gewalt in Haiti hat die
Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen ein Krankenhaus dort
geschlossen. «Nach Zusammenstößen zwischen schwer bewaffneten
rivalisierenden Gruppen nur wenige Meter vom Krankenhausgelände
entfernt sehen sich die Teams von Ärzte ohne Grenzen nicht mehr in
der Lage, die Sicherheit von Patient*innen und Mitarbeiter*innen zu
gewährleisten», hieß es in einer Mitteilung vom Donnerstag.

Zahlreiche verirrte Kugeln seien bereits in das Gelände der Klinik in
Cité Soleil, einem besonders armen Teil der Hauptstadt
Port-au-Prince, eingedrungen. «Nur wenige Meter von unserem
Krankenhaus entfernt spielt sich ein Krieg ab», sagte der Mitteilung
zufolge ein Berater von Ärzte ohne Grenzen, Vincent Harris. Trotz der
sich verschlechternden Sicherheitslage arbeite die Organisation in
anderen Teilen der Stadt und des Karibikstaates weiter.

Haiti leidet seit Jahren unter der Gewalt von Banden, die bisweilen
politischen Akteuren nahestehen. Zuletzt verschärfte sich die Lage
derart, dass die Interimsregierung, die seit der Ermordung des
Staatspräsidenten Jovenel Moïse im Juli 2021 an der Macht ist, um
Hilfe durch eine bewaffnete internationale Truppe bat - dazu kam es
bislang aber nicht. Nach UN-Angaben ist ein Großteil von
Port-au-Prince unter der Kontrolle krimineller Gruppen. Wegen der
Gewalt hatten bereits andere Gesundheitseinrichtungen geschlossen,
etwa das Albert-Schweitzer-Krankenhaus rund 50 Kilometer nördlich der
Hauptstadt. In Cité Soleil waren zuletzt Tausende Menschen in
Hungersnot.