Kliniken wollen schnelle Hilfe zum Schutz vor Pleitewelle

Können Krankenhäuser die Energiekrise und Inflation noch stemmen? Die
Hilferufe vor allem an die Adresse von Bundesgesundheitsminister
Lauterbach sind laut. Schlechte Nachrichten gab es bereits aus dem
Süden Brandenburgs.

Potsdam (dpa/bb) - Kliniken in Brandenburg werden aus Sicht der
Krankenhausgesellschaft in Zahlungsschwierigkeiten kommen, wenn der
Bund angesichts der Kostensteigerung keine schnelle Nothilfe leistet.
In diesem Jahr noch drohten Liquiditätsengpässe bei dem ein oder
anderen Krankenhaus, dies werde sich aber vor allem im kommenden Jahr
zeigen, sagte der Vorsitzende der Landeskrankenhausgesellschaft
Brandenburg (LKB), Detlef Troppens, am Donnerstag in Potsdam.

Energiekrise und Inflation, aber auch schwer stemmbare Investitionen
gefährdeten die Kliniken. «Kurzfristig brauchen wir einen
Inflationsausgleich, damit es nächstes Jahr nicht zur Pleitewelle
kommt.» Auch Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) sagte
am Donnerstag, der Bund müsse sehr schnell helfen.

Das Krankenhaus Spremberg (Kreis Spree-Neiße), das nach
Ministeriumsangaben um die 130 Betten hat, beantragte vor etwa zehn
Tagen eine Planinsolvenz als Schutzschirmverfahren. Damit soll die
Möglichkeit einer Unternehmenssanierung gegeben sein. Die
Krankenhausgesellschaft und auch Nonnemacher äußerten sich nicht zur
Frage, ob bereits weitere Kliniken Insolvenz beantragt haben.

In Brandenburg gibt es dem Ministerium zufolge 66
Krankenhaus-Standorte. Bundesweit schrieben bereits 2021 viele
Kliniken nach Angaben der Deutschen Krankenhausgesellschaft rote
Zahlen. Auch über akuten Personalmangel und Auswirkungen der
Corona-Pandemie klagt die Gesundheitsbranche.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) kündigte vor zwei
Wochen ein Hilfspaket für die Kliniken wegen der stark gestiegenen
Betriebskosten an. Dafür sollten in den nächsten Wochen konkrete
Vorschläge vorgelegt und mit den Ländern beschlossen werden.

Die Krankenhausgesellschaft in Brandenburg forderte vom Bund zudem,
die Finanzierung für die Kliniken langfristig zu reformieren. In der
Versorgung müssten auch neue Wege eingeschlagen werden, sagte der
Leiter der Abteilung Gesundheit im Ministerium, Michael Zaske. So
könnten Krankenhäuser mehr Leistungen ambulant erbringen wie etwa
einfache chirurgische Eingriffe.

Modellcharakter habe Templin, wo ein ambulant-stationäres Zentrum
eröffnet wurde. Am 10. Oktober werde der Gesundheitsausschuss des
Bundestages die Einrichtung in Templin besuchen, sagte Zaske.