Bottroper Apothekerskandal: Minister verspricht erneute Prüfung

Düsseldorf (dpa/lnw) - Betroffene des Bottroper Apothekerskandals
haben vor dem NRW-Gesundheitsministerium für die versprochenen
Entschädigungen demonstriert. Sie warfen NRW-Gesundheitsminister
Karl-Josef Laumann (CDU) Wortbruch vor, weil viele Opfer absehbar
keine Entschädigung erhalten würden. Laumann zeigte sich nach einer
Diskussion mit den Demonstranten nachdenklich: Man werde die
Kriterien für die Entschädigungszahlungen noch einmal überdenken - er

bitte um etwas Bedenkzeit: «Geben sie uns mal vier Wochen.»

Der Landtag hatte zehn Millionen Euro für die Opfer des Bottroper
Apothekers bereitgestellt. Der Pharmazeut hatte in Krebsmedikamenten
die teuren Wirkstoffe unterdosiert und damit enorme Profite erzielt.

Das Ministerium hatte die Zahlungen auf die rund 2000 im Urteil
genannten Geschädigten begrenzt. Dies hatte die Demonstranten empört.
Die Zahl der Geschädigten sei vom Essener Landgericht aus rein
prozessökonomischen Gründen beschränkt worden, um zu einem Urteil zu

kommen, sagte etwa Isabel Egidy. Sie tauge nicht für eine gerechte
Entschädigung.

«Wir brauchen bei der Auszahlung staatlicher Leistungen aber eine
Rechtsgrundlage. Wir orientieren uns an dem Urteil, weil wir nichts
anderes haben», entgegnete Laumann.

Rechtsanwalt Manuel Reiger, der mehrere Opfer vertritt, sagte, das
strafrechtliche Urteil passe nicht zum Entschädigungsrecht. Eine
bessere Grundlage wären alle in der Anklage aufgeführten rund 3700
Geschädigten. Diese hätten nachweislich unterdosierte
Krebsmedikamente erhalten.

Die Demonstranten hatten vor dem Ministerium eine rund zehn Meter
lange Liste mit Namen von rund 3500 Menschen entrollt, die Opfer des
Bottroper Apothekers geworden sein sollen. Der hatte seine Villa mit
einst zweistelligem Millionenwert mit einigen kostspieligen Extras
ausgestattet - wie eine Wasserrutsche vom ersten Stock in den
hauseigenen Swimming Pool. Der Apotheker war vom Landgericht Essen
wegen Betrugs und Verstoßes gegen das Arzneimittelgesetz zu zwölf
Jahren Haft und einem lebenslangen Berufsverbot verurteilt worden.
Das Urteil war vom Bundesgerichtshof bestätigt worden. Unlängst war
er gegen den Entzug seiner Approbation vor Gericht gezogen - und in
erster Instanz gescheitert.