Personalmangel und hohe Kosten - schlechte Stimmung in den Apotheken

Die Apothekerinnen und Apotheker in Deutschland hatten selbst zu
Hochzeiten der Pandemie bessere Laune als jetzt. Sie klagen über hohe
Kosten und Personalmangel - und über ein neues Vorhaben der Politik.

München (dpa) - Die Stimmung unter den deutschen Apothekerinnen und
Apothekern hat sich einer repräsentativen Umfrage zufolge deutlich
verschlechtert. «Die Personal- und Nachwuchsprobleme, die zunehmend
auch die Versorgung zu beeinträchtigen drohen, werden leider immer
größer», sagte die Präsidentin der Bundesvereinigung Deutscher
Apothekerverbände, Gabriele Overwiening, am Dienstag in München zum
Auftakt des diesjährigen Deutschen Apothekertages. «Dazu kommen für
die freiberuflich geführten Apotheken auch ganz konkrete, individuell
auf die Apotheke bezogene betriebswirtschaftliche Sorgen und
gesundheitspolitische Probleme.»

Umso unpassender seien die vorgesehenen Belastungen durch das
Finanzstabilisierungsgesetz für die gesetzlichen Krankenkassen,
monierte Overwiening. Dies sehe für die Dauer von zwei Jahren eine
Anhebung des Abschlags, den die Apotheken für jedes verordnete
Medikament den Kassen gewähren müssen, um 13 Prozent auf zwei Euro
vor. Dabei hätten die Apotheken derzeit ohnehin stark mit den
gestiegenen Energiekosten zu kämpfen, die sie ebenso wie weitere
Kostensteigerungen in der Regel nicht an die Patientinnen und
Patienten weitergegeben könnten.

Außerdem sei die Vergütung für die Abgabe verordneter Medikamente
fast zehn Jahre lang nicht angepasst worden. «Wir stellen uns neuen
Aufgaben, aber wir können in den Apotheken keine weiteren
finanziellen Belastungen verkraften», betonte Overwiening auch mit
Blick auf die neuen pharmazeutischen Dienstleistungen und das jüngst
eingeführte E-Rezept.

Die Folgen: «Auch im ersten Halbjahr 2022 haben wir wieder 205
Apotheken in Deutschland verloren», schilderte Overwiening. «Damit
sind wir jetzt im europäische Vergleich nur noch mit einer sehr
geringen Dichte ausgestattet.» Während es im EU-Durchschnitt 32
Apotheken je 100 000 Einwohner gebe, seien es in Deutschland nur 22.
Hierzulande gibt es rund 18 000 Apotheken mit 160 000 Beschäftigten.

Die repräsentative Umfrage unter rund 500 Apotheken bundesweit hatte
ergeben, dass mehr als vier Fünftel (82,8 Prozent) der
selbstständigen Apotheker in den kommenden Jahren mit einer negativen
wirtschaftlichen Entwicklung der Branche rechnen - ein Zuwachs um gut
18 Prozentpunkte. Für den eigenen Betrieb erwarten allerdings nur 58
Prozent eine Verschlechterung. Zudem suchen sieben von zehn Apotheken
händeringend nach qualifiziertem pharmazeutischem Personal.