Ärztevertreter: Ausgaben im Gesundheitswesen werden steigen

Gesund und fit bis ins hohe Alter - diesen Wunsch verspürt wohl
jeder. Doch was ist der Einzelne bereit, auch dafür zu zahlen? Die
Landesärztekammer fordert hierzu eine breite gesellschaftliche
Debatte.

Erfurt (dpa/th) - Aufgrund der alternden Bevölkerung wird nach
Einschätzung der Landesärztekammer die Gesundheitsversorgung in den
kommenden Jahren erheblich mehr kosten. «Das Paket Gesundheitswesen
wird teurer werden», sagte die Präsidentin der Kammer, Ellen
Lundershausen, der Deutschen Presse-Agentur. Der demografische Wandel
führe dazu, dass der Anteil älterer Menschen an der Gesamtbevölkerung

steige. Gerade jedoch bei älteren Patienten müssten neben einer
Grunderkrankung wie Diabetes noch weitere Begleiterkrankungen
mitbehandelt werden.

Schon für diese Entwicklung müsse mehr Geld ausgegeben werden, sagte
Lundershausen. «Und die Digitalisierung im Gesundheitswesen ist auch
nicht kostenlos.» Die Präsidentin forderte daher eine
gesellschaftliche Debatte über den Wert von Gesundheit. «Der Bürger
muss sich fragen, was er zu zahlen bereit ist, wenn er gesund 90
Jahre alt werden will.»

Es passe nicht zusammen, wenn einerseits immer höhere Erwartungen an
die medizinische Versorgung gestellt würden und es andererseits immer
wieder darum gehe, Ausgaben einzusparen. Eine gute
Gesundheitsversorgung in Deutschland dürfe nicht zu einer Ausbeutung
von Ärzten und Pflegekräften führen, forderte Lundershausen.

Verbände und Organisationen des Thüringer Gesundheitswesens hatten
erst vor kurzem ein Strategiepapier zur medizinischen Versorgung im
Freistaat im Jahr 2030 vorgelegt. Die darin enthaltenen Positionen
sind bislang noch wenig konkret und sollen in den nächsten Monaten
durch die Arbeit in Workshops verfeinert werden. Zentral in dem
«Zielbild 2030 der medizinischen Versorgung in Thüringen» ist aber
die Feststellung, dass der demografische Wandel die medizinische
Versorgung der Bevölkerung vor eine riesige Aufgabe stellt.

Auch Gesundheitsministerin Heike Werner (Linke) rechnet mit höheren
Ausgaben für das Gesundheitswesen in absehbarer Zeit. Angesichts der
vielen Herausforderungen, vor denen die öffentlichen Kassen infolge
der Corona-Pandemie und der Explosion der Energiekosten stünden,
werde es sicher nicht einfach werden, dieses Geld auch aufzubringen.
«Deshalb müssen wir wieder über die Schuldenbremse reden», sagte
Werner. Die Schuldenbremse - die inzwischen im Grundgesetz verankert
ist - verpflichtet Bund und Länder, ihre Haushalte grundsätzlich ohne
die Aufnahme neuer Kredite aufzustellen.