Mehrere Kommunen setzen auf Nachwuchsprogramm für Zahnärzte

Gerade in ländlichen Räumen kann der Weg zum nächsten Zahnarzt weit
sein. Was ist, wenn der auch noch in den Ruhestand geht? Landkreise
und Gemeinden wollen den Nachwuchs mit Stipendien binden.

Sangerhausen/Gardelegen/Magdeburg (dpa/sa) - Mehrere Kommunen in
Sachsen-Anhalt versuchen inzwischen frühzeitig, angehende
Zahnärztinnen und Zahnärzte über ein Stipendium an sich zu binden.
Die Kassenzahnärztliche Vereinigung (KZV) hat bislang entsprechende
Kooperationen mit dem Burgenlandkreis, dem Altmarkkreis Salzwedel und
der Stadt Gardelegen geschlossen.

An diesem Donnerstag kam der Landkreis Mansfeld-Südharz hinzu. «Wir
wollen mit der Vereinbarung vorausschauend handeln und bereits jetzt
einer drohenden Unterversorgung mit Zahnärzten in den kommenden
Jahren vorbeugen», erklärte Landrat André Schröder (CDU). Ab dem
kommenden Jahr will der Landkreis pro Jahrgang einen Studierenden
fördern, der dann später dort als Zahnarzt praktiziert.

Die Kassenzahnärztliche Vereinigung Sachsen-Anhalt sieht eine
Ruhestandswelle bei den Zahnärzten und Kieferorthopäden auf
Sachsen-Anhalt zurollen. Von den niedergelassenen Medizinern, die
heute in den Ruhestand gingen, finde nur jeder zweite eine Nachfolge.

Die Stadt Gardelegen ist schon mit ihrem Gardelehrer-Stipendium
Vorreiter gewesen und ist es nun auch bei der Unterstützung von
Zahnmedizinern. Sie will für die Zeit des Studiums monatlich 500 Euro
springen lassen, damit der Stipendiat oder die Stipendiatin nach dem
Studium dort tätig wird. Der anstehende Mangel ist laut
Bürgermeisterin Mandy Schumacher offensichtlich: in zwei Jahren
werden von zwölf Zahnärzten maximal noch sieben praktizieren. Bislang
hat sich laut der Stadt noch niemand beworben, die Bewerbungsfrist
läuft aber auch noch bis zum 31. Oktober. Laut der KZV ist Gardelegen
die erste Stadt, mit der eine solche Kooperation besteht.

Die KZV hat jüngst selbst angesichts des drohenden Zahnarztmangels
ein Stipendium ins Leben gerufen. Es sollen jährlich zwölf Stipendien
für Studienplätze in der ungarischen Stadt Pécs vergeben werden. Die

Bewerberzahlen für die erste Runde in diesem Jahr würden noch nicht
veröffentlicht, sagte ein KZV-Sprecher. Ziel des Programms ist es,
junge Menschen mit dem Studienwunsch Zahnmedizin anzusprechen, die
aber aufgrund der in Deutschland streng nach NC geregelten
Studienplatzvergabe kaum eine zeitnahe Chance auf einen Studienplatz
haben. Die Lehrveranstaltungen an der Uni Pécs fänden auf Deutsch
statt. Die Stipendiaten müssten sich verpflichten, nach dem Studium
in Sachsen-Anhalt als Zahnarzt zu arbeiten.

Der Altmarkkreis Salzwedel will jährlich ein Kombi-Stipendium
vergeben. Dabei trägt die Kassenzahnärztliche Vereinigung die
Studiengebühren an der Uni Pécs in Höhe von rund 77 000 Euro, der
Landkreis zahlt dem Stipendiaten zusätzlich monatlich 800 Euro. Start
soll zum Wintersemester 2022/23 sein.

Salzwedel will zudem Studierende an deutschen Universitäten
unterstützen, die im Anschluss in der Region als Zahnarzt
praktizieren. Studienanfänger wie bereits Studierende der Zahnmedizin
könnten 800 Euro monatlich erhalten, wenn sie sich auf ihre künftige
Arbeitsregion im Norden Sachsen-Anhalts festlegen. Pro Stipendienform
soll jährlich ein Stipendium vergeben werden. Bislang gibt es drei
Bewerber, wie eine Landkreissprecherin sagte.

Der Burgenlandkreis verfolgt ebenfalls das Prinzip des
Kombi-Stipendiums und gibt den Stipendiaten monatlich einen Zuschuss
von 500 Euro über die gesamte Studiendauer.

«Wir hoffen natürlich darauf, dass hier ein Trend entsteht», hatte
der KZV-Vorstandsvorsitzende Jochen Schmidt Anfang Juli gesagt. Alle
Beteiligten würden gewinnen. Die Studierenden könnten ihren
Lebensunterhalt während der Ausbildung bestreiten. Gardelegen werde
ein möglicher Versorgungsengpass in der örtlichen Zahnmedizin
genommen. «Frühzeitig qualifizierten zahnmedizinischen Nachwuchs zu
binden, wird für viele Teile Sachsen-Anhalts zu einer immer größeren

Priorität», so Schmidt.