Sommerurlaub in Europa: Kaum noch Corona-Maßnahmen Von den dpa-Korrespondentinnen und -korrespondenten

Die Zeit der strengen Corona-Bestimmungen ist in den meisten
europäischen Ländern vorbei. Doch wie genau sieht es mit den
verbliebenen Regeln in den einzelnen Ländern aus?

Berlin (dpa) - Die Sommerferien stehen vor der Tür - und damit wieder
die Frage, welche Corona-Bestimmungen bei der Einreise in
verschiedene Urlaubsziele gelten. Ein Blick ins europäische Ausland
zeigt: Trotz zumeist steigender Fallzahlen sind die Corona-Maßnahmen
weitgehend aufgehoben. Einige Regeln gibt es jedoch noch zu beachten.

DÄNEMARK war im Februar eines der ersten Länder Europas, die sich von
allen Corona-Beschränkungen freigemacht haben. Daran hat sich bis
heute nichts geändert: Das Leben in der Hauptstadt Kopenhagen, an der
bei Deutschen sehr beliebten dänischen Nordseeküste und anderswo im
Land fühlt sich komplett beschränkungsfrei an, Corona-Hinweise sind
so gut wie vollständig aus dem öffentlichen Bild verschwunden. Der
dänische Gesundheitsminister Magnus Heunicke hatte jüngst unter
anderem mit Blick auf anstehende Festivals versichert, dass überhaupt
nicht im Gespräch sei, daran im Sommer etwas zu ändern. Vereinzelte
dunkle Wolken ziehen aber bereits am Horizont auf: Die
Neuinfektionszahlen sind in dem skandinavischen Land vor allem wegen
der Ausbreitung der Omikron-Untervariante BA.5 zuletzt erstmals seit
Monaten wieder angestiegen.

FRANKREICH meldet ebenfalls steigende Fallzahlen, über ein
Wiedereinführen von Schutzmaßnahmen wird aber bislang nicht
diskutiert. Vollständig geimpfte Menschen können mit dem
entsprechenden Nachweis nach Frankreich einreisen. Im Inland ist der
lange Zeit obligatorische digitale Impfnachweis zum Besuch von
Veranstaltungen oder Restaurants etwa nicht mehr erforderlich. Die
Maskenpflicht wurde abgeschafft, auch in den öffentlichen
Verkehrsmitteln.

Auch in GROßBRITANNIEN können Urlauber diesen Sommer wieder ohne
Maske Bus und Bahn fahren. Test- und Isolationspflicht für Erkrankte
herrschen ebenfalls nicht. Ins Land einreisen kann man mittlerweile
ohne Corona-Hürden - Einreiseformular oder Impfnachweis sind nicht
mehr notwendig. Dabei tappt das Land mittlerweile deutlich stärker im
Dunkeln, wie es tatsächlich um die Seuche bestellt ist: Die täglich
gemeldeten Zahlen bilden längst nicht mehr das tatsächliche
Infektionsgeschehen ab. Ein besseres Bild gibt der wöchentliche
Bericht des nationalen Statistikamtes, das regelmäßig eine zufällige

Stichprobe der Bevölkerung testet. Demnach war in der vergangenen
Woche (Stand: 17. Juni) einer von 50 Menschen in England mit Corona
infiziert, in Schottland sogar einer von 35.

In ÖSTERREICH sind die Infektionen seit Mitte Mai wieder deutlich
angestiegen. Die Sieben-Tage-Inzidenz kletterte von rund 170 auf
zuletzt mehr als 460 Fälle pro 100 000 Einwohner. Trotzdem gelten
weiterhin keine Corona-Beschränkungen oder Maskenpflicht - außer in
Wien, wo in öffentlichen Verkehrsmitteln weiterhin Mund und Nase
bedeckt werden müssen. Bei der Einreise nach Österreich ist kein
Corona-Nachweis nötig.

Ähnlich ist die Lage im Nachbarland SCHWEIZ. Die Infektionszahlen
steigen seit Ende Mai deutlich, zuletzt im Wochenvergleich um fast 50
Prozent. Aber die Schutzmaßnahmen sind alle aufgehoben. Es gibt
Musikfestivals mit tausenden Besuchern im ganzen Land und zurzeit
keine Diskussion über neue Einschränkungen. Die 14-Tage-Inzidenz lag
am 15. Juni bei gut 366 pro 100 000 Einwohner. Die Behörden gehen
aber von einer hohen Dunkelziffer aus, weil sich viele Menschen auch
bei Symptomen gar nicht mehr testen lassen. Unter denen, die es tun,
ist ein Viertel bis ein Drittel der Tests positiv. Die Zahl der
Corona-Infizierten, die ins Krankenhaus mussten, ist im
Wochenvergleich um mehr als 50 Prozent gestiegen.

Auch in ITALIEN sind inzwischen fast alle Corona-Restriktionen
aufgehoben, das Einreise-Formular ist nicht mehr nötig. Zertifikate
über Impfung oder Genesung werden etwa an der Grenze oder beim
Betreten von Hotels, Restaurants, Bars, Diskotheken, Museen oder
Behörden ebenfalls nicht mehr verlangt. Nur in
Gesundheitseinrichtungen, also vor allem Krankenhäusern, muss das
EU-Zertifikat noch vorgelegt werden. Masken müssen lediglich in
öffentlichen Bussen, U-Bahnen und Zügen getragen werden. Die
Infektionszahlen stiegen jedoch zuletzt wieder leicht an.

SPANIEN: Corona, war da was? In dem beliebten Urlaubsland ist das
Virus derzeit kaum noch ein Thema. Bei der Ein- und Ausreise aus
EU-Ländern und dem Schengenraum gibt es keine Corona-Auflagen mehr.
Selbst Infizierte brauchen sich nicht mehr testen zu lassen und
müssen auch nichts melden oder gar in Selbstisolation. Die alten
Schutzregeln gelten nur noch für Menschen mit Vorerkrankungen oder ab
60 Jahren. Deshalb gibt es eine Sieben-Tage-Inzidenz auch nur für die
über 60-Jährigen. Sie liegt bei 300. Das einzige Überbleibsel aus
Pandemie-Zeiten ist die Maskenpflicht in öffentlichen Innenräumen und
in öffentlichen Verkehrsmitteln.

Im Nachbarland PORTUGAL ist die Corona-Lage hingegen noch etwas
angespannter. Die Siebe-Tage-Inzidenz liegt derzeit bei etwa 1150,
weist aber eine fallende Tendenz auf (Vorwoche knapp 1600). Die
Corona-Maßnahmen wurden nicht ganz so weitgehend aufgegeben. Bei der
Einreise gilt weiter die 3-G-Regel, Urlauber müssen also nachweisen,
dass sie geimpft, getestet oder genesen sind. Wie in Spanien gibt es
auch noch eine Maskenpflicht in öffentlichen Verkehrsmitteln. Weitere
Einschränkungen bestehen nicht mehr.

GRIECHENLAND hat die Corona-Maßnahmen zu Beginn der Sommersaison
Anfang Juni weitgehend abgeschafft. So gibt es keine Maskenpflicht
mehr - Ausnahmen sind der öffentliche Nahverkehr, Taxis, Innenräume
von Fähren sowie Krankenhäuser. Bei der Einreise müssen Touristen
keinen Impfnachweis mehr vorgezeigen. Die Abschaffung der Maßnahmen
soll spätestens am 15. September auf den Prüfstand kommen.

Die Zahl der Corona-Neuinfektionen hat sich in der TÜRKEI auf einem
niedrigen Niveau eingependelt. Zurzeit werden rund 7500 Fälle pro
Woche gemeldet. Es wird allerdings von einer hohen Dunkelziffer
ausgegangen. Alle Maßnahmen für die Einreise in die Türkei wurden
Anfang Juni aufgehoben - weder ein Impfnachweis noch ein PCR-Test
sind vorzuweisen. Eine Maskenpflicht gilt nicht mehr.

In den NIEDERLANDEN ist Corona fast völlig aus dem öffentlichen Leben
verschwunden. Keine Masken mehr, kein Impf- oder Testnachweis, man
muss sich nicht mehr anmelden bei Museen und auch keinen
Pflicht-Abstand halten. Auch bei der Einreise gibt es keine
Einschränkungen mehr. Aber vor allem die neuen Omikron-Varianten
sorgen für eine Sommer-Welle: Die Infektionszahlen steigen seit
kurzem wieder stark an. Mehr als 26 000 Fälle in einer Woche, das
sind 70 Prozent mehr als in der Vorwoche. Und da es keinerlei
Testpflicht mehr gibt, rechnen die Behörden mit weitaus mehr Fällen
und erwarten auch einen weiteren Anstieg. Dennoch sind keine
Schutzmaßnahmen geplant. Die Regierung ruft aber dazu auf, die
Basis-Regeln einzuhalten, also: Hände waschen, Abstand halten, gut
lüften. Und wer sich infiziert hat, soll zu Hause bleiben.