Schnüffelnasen gegen Schweinepest: Ausbildung von Suchhunden

Etwa 70 bis 80 Kilometer von Ostthüringen entfernt gibt es neue
Infektionen von Wildschweinen mit der Afrikanischen Schweinepest. «So
ein Ausbruch könnte jeden Tag auch in Thüringen passieren», sagt
Sozialministerin Werner.

Erfurt (dpa/th) - Thüringen verstärkt die Vorbereitungen auf einen
möglichen Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest - auch mit der
Ausbildung von mehr Suchhunden. Grund sind nach Angaben von
Gesundheitsministerin Heike Werner (Linke) Infektionen bei
Wildschweinen in Sachsen etwa 70 bis 80 Kilometer von der
Landesgrenze entfernt. Die Ausbildung von weiteren 20 Suchhunden, die
tote Wildschweine aufspüren, werde vom Land finanziell unterstützt,
kündigte die Ministerin am Dienstag nach der Kabinettssitzung in
Erfurt an.

Geprüfte Kadaver-Suchhunde leisteten eine gute Arbeit, wenn es um die
Eindämmung der Afrikanischen Schweinepest (ASP) gehe. Es handele sich
bei den 20 Hunden um Tiere von privaten Besitzern. «Es gab Anfragen
unter anderem von Jägern.» Einen ersten geprüften Suchhund in
Privatbesitz gebe es im Landkreis Schmalkalden-Meiningen. Die
Ausbildung der Helfer auf vier Pfoten koste zwischen 1100 und 1500
Euro - 500 Euro steuere das Land bei. Der Einsatz der
Kadaver-Suchhunde würde zudem pro Tag mit einigen hundert Euro
bezahlt.

Das Land besitzt nach Angaben von Werner zwei eigene, auf
Wildschweinkadaver trainiere Hunde der Rasse ungarischer Vorstehhund,
die auf die Namen Nelly und Edda hören. Nelly sei bereits in Regionen
mit infizierten Wildschweinen in Brandenburg und Sachsen zur
Unterstützung im Einsatz gewesen. Die jüngere Edda habe ihre Prüfung

erst in der vergangenen Woche abgelegt.

Nach den ASP-Fällen im Nachbarland Sachsen würden weitere
Vorkehrungen getroffen, sagte Werner. «So ein Ausbruch könnte jeden
Tag auch in Thüringen passieren.» Ziel sei es, die Schweinebestände
von Agrarbetrieben möglichst vor einer Infektion zu schützen.

Nach Angaben der Ministerin wurden für mehr als 850 000 Euro
verschiedene Arten von Schutzzäunen angeschafft, etwa 100 Kilometer
lang. Wildschweinbestände würden regelmäßig überprüft und verst
ärkt
bejagt. «Wir haben in Thüringen viel dafür getan, um auf den
Ernstfall vorbereitet zu sein.» Derzeit würde an Regelungen für
mögliche Entschädigungsleistungen gearbeitet, wenn die Nutzung von
land- und forstwirtschaftlichen Flächen eingeschränkt werden müsste.

Sachsen hatte am Wochenende angekündigt, im Kampf gegen die
Afrikanische Schweinepest Wildschweine stärker zu bejagen. Der
dortige Jagdverband hat ein spezifisches Konzept ausgearbeitet und
will bis zu 60 Jagden in den Landkreisen Görlitz und Bautzen
organisieren. Sie sollen durch Drohnenflüge unterstützt und
analysiert werden. Bisher wurde in Sachsen ein Übergreifen auf
Hausschweine verhindert.

Thüringens Agrarbetriebe halten bereits jetzt immer weniger Schweine
- dieser Trend hat sich in diesem Jahr fortgesetzt. Wurden im
November 2021 noch 617 700 Borstentiere gezählt, so waren es im Mai
dieses Jahres nur noch 596 100, wie aus Daten des Statistischen
Landesamtes hervorgeht. Die Haltung von Schweinen rentiert sich laut
Bauernverband immer weniger.

ASP ist eine Virusinfektion, die ausschließlich Schweine betrifft.
Sie verläuft fast immer tödlich und ist unheilbar. Es gibt keine
Möglichkeit, Schweine durch eine Impfung zu schützen. Die Erkrankung
kann direkt von Tier zu Tier oder indirekt vom Menschen über
kontaminierte Gegenstände wie Kleidung oder Fahrzeuge sowie Futter in
andere Gebiete übertragen werden. Für den Menschen und andere
Tierarten ist die ASP nicht ansteckend oder gefährlich. Im September
2020 war in Brandenburg ein erster Fall von ASP bei einem Wildschwein
in Deutschland bestätigt worden.