Institut: Corona hat riesige wirtschaftliche Schäden verursacht Von Andreas Hoenig, dpa

Anfang Januar 2020 gibt es in der chinesischen Millionenmetropole
Wuhan immer mehr Fälle einer rätselhaften Lungenkrankheit. Was die
Pandemie seitdem in der deutschen Volkswirtschaft angerichtet hat.

Berlin/Köln (dpa) - Die Corona-Pandemie hat in den vergangenen beiden
Jahren zu riesigen wirtschaftlichen Schäden geführt. Das Institut der
deutschen Wirtschaft (IW) in Köln kommt in einer Analyse zum
Ergebnis, dass der Wertschöpfungsausfall bei rund 350 Milliarden Euro
liegt. Ein Großteil davon gehe auf Ausfälle beim privaten Konsum
zurück, unter anderem wegen Lockdown-Maßnahmen.

Selbst wenn zum Jahresende 2022 beim Bruttoinlandsprodukt das
Vorkrisenniveau wieder erreicht werden sollte, bestehe auch dann noch
eine «markante Lücke» zur Wirtschaftsleistung im Vergleich dazu, wenn

es die Pandemie nicht gegeben hätte, heißt es in einem
IW-Kurzbericht. Dieser lag der Deutschen Presse-Agentur vor. «Erst
mit einem kräftigen Wirtschaftswachstum in den nächsten Jahren können

Stück für Stück die Wertschöpfungs- und Einkommenslücken infolge
der
Pandemie wieder geschlossen werden.»

Die Bundesregierung rechnet in diesem Jahr mit einem schwächeren
Wirtschaftswachstum in Deutschland. Wie die Deutsche Presse-Agentur
aus Regierungskreisen erfahren hatte, erwartet die Regierung nun noch
ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts von 3,6 Prozent. Die
Vorgängerregierung war im Herbst noch von 4,1 Prozent Wachstum in
diesem Jahr ausgegangen. Die Prognose ist Teil des
Jahreswirtschaftsberichts, der am Mittwoch im Kabinett beschlossen
werden soll.

2021 legte die deutsche Wirtschaft mit 2,7 Prozent Wachstum zwar
wieder zu. Allerdings fiel der vom Statistischen Bundesamt anhand
erster Zahlen vermeldete Zuwachs des Bruttoinlandsprodukts geringer
aus als lange erhofft.

Im Krisenjahr 2020 war die Wirtschaftsleistung nach jüngsten Daten um
4,6 Prozent eingebrochen. Vor allem wegen eines flächendeckenden
Lockdowns sowie unterbrochener Lieferketten und Produktionsausfälle
im Frühjahr 2020 nach dem Ausbruch der Pandemie war die Konjunktur
eingebrochen. Die Politik hatte milliardenschwere Hilfsmaßnahmen
beschlossen, um die Folgen für Jobs und Firmen abzumildern.

Laut der IW-Modellrechnung dürften über die vergangenen acht Quartale
hinweg Ausfälle beim privaten Konsum in Deutschland von insgesamt 270
Milliarden Euro eingetreten sein. Beim privaten Konsum sei es auch zu
«Verhaltensänderungen» gekommen, erläuterte der Autor der Analyse,

Michael Grömling. Das bedeute: Auch wenn Kinos, Theater und
Restaurants wieder offen waren, hätten sich viele Bürgerinnen und
Bürger trotzdem aus Vorsichtsgründen zurückgehalten und auf einen
Kino- oder Restaurantbesuch verzichtet.

Während der Pandemie hat sich die Sparquote der privaten Haushalte
deutlich erhöht - sprich: die Verbraucher legten Geld auf die hohe
Kante. Im Jahresgutachten der «Wirtschaftsweisen» hieß es, wenn
pandemiebedingte Einschränkungen oder länger anhaltende
Liefer- und Kapazitätsengpässe schneller überwunden werden, könne d
ie
«aufgestaute» Konsum- und Investitionsnachfrage für einen
dynamischeren Aufschwung sorgen.

Denn während der Pandemie wurde auch deutlich weniger investiert.
Laut IW-Studie gab es bei den sogenannten Bruttoanlageinvestitionen
zum Beispiel in Maschinen «merkliche Ausfälle». Hätte es die Pandem
ie
nicht gegeben, wären die gesamten Investitionen in Deutschland in den
vergangenen beiden Jahren in preisbereinigter Betrachtung um rund 60
Milliarden Euro höher ausgefallen. Dies wirke langfristig bremsend
auf die wirtschaftliche Entwicklung.

Zwar stehen laut IW den Einbußen beim privaten Konsum und bei den
Investitionen kräftige Impulse vonseiten des Staatskonsums entgegen -
infolge von Konjunkturpaketen und pandemiebedingter Zusatzausgaben.
Auch vom Export kamen merklich positive Konjunkturimpulse. Dennoch
ergebe sich ein Wertschöpfungsausfall in Höhe von fast 350 Milliarden
Euro. Auch in den kommenden Quartalen werde es zu beträchtlichen
Einbußen kommen - im Vergleich zu einer pandemiefreien Zeit. Die
Einbußen könnten sich allein im ersten Quartal 2022 auf weitere 50
Milliarden Euro belaufen, wenn es infolge der Omikron-Welle zu
deutlichen Beeinträchtigungen im Wirtschaftsleben komme.