Elternvertreter werfen Senat Verharmlosung der Lage an Schulen vor

Berlin (dpa/bb) - Berliner Elternvertreter haben den Senat für seine
Schulpolitik in der Corona-Pandemie deutlich kritisiert. Die
Kommunikation der Bildungsverwaltung zu den aktuellen
Infektionszahlen sei darauf ausgelegt, die Situation an den Schulen
zu verharmlosen, heißt es in einem offenen Brief von
Elternausschussvorsitzenden aus elf Berliner Bezirken an die
Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey und Bildungssenatorin
Astrid-Sabine Busse (beide SPD), der am Donnerstag öffentlich gemacht
wurde.

«Über 6900 gleichzeitig infizierte Schülerinnen und Schüler und fas
t
800 PCR-positive Pädagoginnen und Pädagogen sowie 207 geschlossene
Lerngruppen sind nur der Stand vom 14. Januar», heißt es darin. In
Berlin gibt es rund 335 000 Schülerinnen und Schüler und mehr als 30
000 Lehrkräfte. Die große Zahl der Kontaktpersonen in Quarantäne
werde gar nicht veröffentlicht, heißt es weiter. Dennoch würden im
Berliner Stufenplan 98 Prozent der Schulen als «grün» bewertet. «Da
s
ist für niemanden mehr nachvollziehbar!», kritisierten die
Elternvertreter.

Ein Sprecher der Bildungsverwaltung teilte zur Kritik der Eltern mit:
«Wir nehmen die Sorgen der Eltern ernst. Doch mit den regemäßigen
Testungen, mit dem Stufenplan und mit Hilfe unbürokratischer
Absprachen mit der Schulaufsicht können wir den wichtigen
Präsenzunterricht absichern.» In der ersten Woche nach den
Winterferien im Februar werde es außerdem wie nach den
Weihnachtsferien zunächst wieder tägliche Corona-Tests an den Schulen
geben.

Die Elternvertreter forderten in ihrem offenen Brief unter anderem,
den Schulen müssten ausreichen Masken für alle Schülerinnen und
Schüler zur Verfügung stehen. «Für diejenigen, die dies wollen,
sollten auch passende FFP2-Masken bereitstehen. Deren Anschaffung
belastet alle Familien finanziell erheblich.» Außerdem sprachen sich
die Elternvertreter generell für tägliche Schnelltests an den Schulen
aus. Derzeit sind sie drei Mal pro Woche Standard.

Darüber hinaus sollten die Schulen die Möglichkeit erhalten,
unkompliziert flexible Unterrichtsmodelle zu nutzen. Das biete große
Chancen, die unterschiedlichen Bedürfnisse von Schülern, Familien und
Lehrkräften aufeinander abzustimmen. Um psychosoziale Probleme
aufzufangen, müssten ausreichend Geld und zusätzliches Personal zur
Verfügung stehen und therapeutische Angebote in den Schulen
geschaffen werden, so die Elternvertreter.