Betreiber: «Kritische Infrastruktur im Norden ist gesichert»

Stromausfall wegen eines Corona-Ausbruchs bei den Mitarbeitern in der
Leitwarte? Für Schleswig-Holstein ist dieses Szenario relativ
unwahrscheinlich, sagen kommunale Versorger. Auch andere Bereiche der
kritischen Infrastruktur sehen sich gut gerüstet. Ein Überblick

Lübeck (dpa/lno) - Experten befürchten wegen der rasanten Ausbreitung
der Omikron-Variante des Coronavirus Probleme in einigen Teilen der
öffentlichen Infrastruktur. Besonders in der so genannten kritischen
Infrastruktur, also bei der Versorgung mit Strom, Gas, Wasser, im
Gesundheitswesen und bei den öffentlichen Verkehrsmitteln, könnte es
nach Ansicht von Fachleuten bei einem gleichzeitigen Ausfall vieler
Mitarbeiter zu Problemen kommen.

Die Betreiber solcher Einrichtungen halten die Gefahr in
Schleswig-Holstein derzeit allerdings für sehr gering. Sie verweisen
auf Pandemie-Pläne, die bereits seit der ersten Corona-Welle
existierten und fortlaufend angepasst würden. So könne eine
dauerhafte Mindestbesetzung mit qualifiziertem Personal
sichergestellt werden, sagte der Geschäftsführer des Städteverbandes

Schleswig-Holstein, Marc Ziertmann, der Deutschen Presse-Agentur.

POLIZEI: Die Landespolizei habe mit der Umgestaltung ihrer
Schichtpläne und der erneuten Kohorten-Bildung bereits auf die
Omikron-Variante reagiert, erklärt der Pressesprecher des
Landespolizeiamtes Schleswig-Holstein, Matthias Felsch. «Die
Kolleginnen und Kollegen arbeiten grundsätzlich in festen Teams,
besonders die Dienstgruppen auf den Revieren wurden voneinander
getrennt», sagt er. So könne die Gefahr des Ausfalls von mehreren
Dienstgruppen gleichzeitig vermieden werden.

FEUERWEHR: Auch die Feuerwehren im Land setzen auf versetzte Dienste
und die Bildung kleiner Kohorten, um Corona-Ausbrüche in ihren Reihen
zu vermeiden. Alle nicht notwendigen Dienste - etwa Übungen,
Lehrgänge und Auftritte bei öffentlichen Veranstaltungen - sind nach
Angaben des Landesfeuerwehrverbandes gestrichen. «Das gilt für die
vier Berufsfeuerwehren ebenso wie für die mehr als 1300 Freiwilligen
Feuerwehren im Land», sagt Landesbrandmeister Frank Homrich. «Schon
jetzt ist es gängige Praxis, das bei Personalproblemen benachbarte
Wehren einspringen. Der Brandschutz bleibt also auch bei hohem
Krankenstand gewährleistet.»

GAS, WASSER, STROM: Auch die kommunalen Versorger setzen auf aktuelle
Notfallpläne, um bei einem gleichzeitigen Ausfall vieler Mitarbeiter
weiter arbeiten zu können. «Das reicht von der getrennten Nutzung von
Dienst- und Servicefahrzeugen über Zugangsbeschränkungen zu besonders
kritischen Bereichen wie Zentralwarten und Leitstellen bis zu
Notfallplänen, die eine Quarantäne von Beschäftigte vor Ort
ermöglichen», sagte Stefan Luig, Pressesprecher des Verbandes
kommunaler Unternehmen. Dazu zähle unter anderem die Ausstattung mit
Feldbetten. «Die kommunalen Unternehmen stehen dafür, dass
Daseinsvorsorge auch bei der Omikron-Welle weiterhin
selbstverständlich bleibt. Derzeit ist aber kein erhöhtes Risiko für

die Versorgungssicherheit zu befürchten», so Luig.

KRANKENHÄUSER: «In den Kliniken des Universitätsklinikums (UKSH) ist

die Lage schon seit Monaten angespannt, aber stabil», sagt der
Pressesprecher des UKSH, Oliver Grieve. «Wir haben die Zahl unserer
Intensivbetten bereits 2021 auf 406 erhöht und unseren Helfer-Pool,
den wir im ersten Lockdown aufgebaut haben, wieder reaktiviert», sagt
er. Insgesamt rund 3000 Menschen mit medizinischer Ausbildung wie
Medizinstudenten, Ärzte im Ruhestand oder ehemalige Pflegekräfte
hatten sich zu Beginn der Corona-Pandemie freiwillig gemeldet. «In
der vierten Welle haben sich noch mal etwa 200 Helfer zusätzlich
gemeldet», sagt Grieve. «Von daher ist die Situation trotz aktuell
rund 140 Quarantänefällen beim Personal beherrschbar.»

VERKEHR: «Die Bahn- und Busunternehmen in Schleswig-Holstein bereiten
sich auf verschiedene Szenarien vor», sagt der Sprecher des
Nahverkehrsverbundes Nah.SH, Dennis Fiedel. Dabei gehe jedes
Unternehmen etwas anders vor. «Aber grundsätzlich würde der Ausfall
einer größeren Anzahl von Beschäftigten im Fahrdienst zwangsläufig

zum Ausfall von Bahn- oder Busverbindungen führen», sagt Fiedel.