Infektiologe Wendtner: Vierte Impfung jetzt schon vorbereiten

München (dpa) - Der Münchner Corona-Experte Clemens Wendtner mahnt
zur zügigen Vorbereitung auf die vierte Corona-Impfung - mit den
verfügbaren Impfstoffen. «Für mich wäre eine Viertimpfung vier bis

sechs Monate nach der dritten Impfung eine adäquate Maßnahme», sagte

der Chefarzt der Infektiologie an der München Klinik Schwabing der
Deutschen Presse-Agentur. Er verwies zugleich jedoch darauf, dass es
aufgrund mangelnder Daten noch keine Empfehlung der Ständigen
Impfkommission (Stiko) zur Viertimpfung gibt.

Oft heiße es, man wolle auf den angepassten Omikron-Impfstoff warten.
«Ich fürchte aber, das wird zu lange dauern», sagte Wendtner. Vor
April sei nicht mit neuen Impfstoffen zu rechnen - die Omikron-Welle
rolle aber jetzt heran.

«Man muss eine Viertimpfungs-Kampagne jetzt schon vorbereiten, auch
von der Verfügbarkeit der derzeit zugelassenen Impfstoffe her. Da
dürfen wir nicht erst daran denken, wenn wir März oder April haben»,

sagte Wendtner. Die Viertimpfung sei auch jetzt schon ein Thema -
nämlich für «die Personen, die im Spätsommer einen Boost bekommen
haben». Das könnten Beschäftigte im Gesundheitswesen ebenso sein wie

besonders gefährdete Menschen etwa in Seniorenheimen.

Allerdings gebe es bisher keine Empfehlung der Ständigen
Impfkommission (Stiko) für die Viertimpfung. Man warte noch auf Daten
aus Israel, wo bereits die vierte Impf-Kampagne läuft. Dort erhalten
derzeit Menschen mit Immunschwäche, Menschen ab 60 Jahren und
medizinisches sowie Pflegepersonal für Senioren den zweiten Booster.

Auch Sebastian Ulbert, Impfstoff-Forscher vom Fraunhofer-Institut für
Zelltherapie und Immunologie, unterscheidet bei der Frage der vierten
Impfung zwischen immungesunden und immunschwachen Menschen. Das
bedeutet: Die Gabe einer vierten Dosis kommt für Ulbert vorerst nicht
für alle infrage, sondern wie in Israel primär für Ältere und
Risikogruppen. Es sei noch unklar, ob und wie die Wirkung der dritten
Impfung bei Immungesunden nachlässt.

Wendtner hatte in Schwabing Anfang 2020 die ersten Corona-Patienten
in Deutschland behandelt. Seither wurden mehr als 1600 Patienten in
Schwabing betreut, insgesamt in der München Klinik mit ihren fünf
Standorten waren es mehr als 3600.