Keine Sommer-Wiesn - Ausschuss gegen Vorverlegung

Also doch keine Hitze-Wiesn: Das Volksfest wird nicht früher
gefeiert. Die Idee war entstanden, um die Chancen zu erhöhen, dass
das Fest trotz Corona stattfinden kann. Schon jetzt steht aber eine
Voraussetzung fest fürs Feiern im Herbst.

München (dpa) - Eine Vorverlegung des Oktoberfests auf den Sommer
wegen Corona ist vom Tisch. Das habe ein interfraktioneller Ausschuss
aus Stadträten und Vertretern der Verwaltung am Freitag entschieden,
sagte der Festleiter und Münchner Wirtschaftsreferent Clemens
Baumgärtner (CSU) der Deutschen Presse-Agentur. «Die Wiesn bleibt wo
sie ist, wann sie und wie sie ist.» Unter anderem der Bayerische
Rundfunk hatte über die Entscheidung berichtet.

Damit soll es wie geplant am 17. September «Ozapft is» heißen -
sofern die Pandemie es zulässt. Die endgültige Entscheidung darüber
soll laut Baumgärtner Anfang Mai fallen.

Im vergangenen Jahr war das größte Volksfest der Welt zum zweiten Mal
in Folge wegen der Pandemie abgesagt worden. Rund sechs Millionen
Besucher aus aller Welt kamen vor Corona zu dem gut zweiwöchigen
Volksfest nach München - Abstand halten ist in den oft brechend
vollen Bierzelten unmöglich.

Schon jetzt sei klar, dass - sofern es dieses Jahr ein Oktoberfest
gibt - nur Geimpfte und Genesene Zugang haben sollen, sagte
Baumgärtner. Das habe der Ausschuss am Freitag unterstrichen.
Experten befassen sich derzeit weiter damit, wie die Kontrollen
konkret stattfinden könnten - etwa digital über eine App. Eine Wiesn
light soll es aber nicht geben. «Wir planen keine Cabrio-Wiesn oder
reduzierte Wiesn. Wir machen die Wiesn, wie wir sie immer schon
hatten», sagte Baumgärtner.

Gegen eine Verlegung der Wiesn sprachen vor allem organisatorische
Gründe. Viele Vorbereitungen haben langen Vorlauf. Unter anderem
läuft seit Jahreswechsel die Bewerbung von Wirten sowie Schaustellern
und Marktkaufleuten, die auch auf anderen Volksfesten unterwegs sind
und möglicherweise umplanen müssten. Zudem nehmen sich viele Helfer
wie Bedienungen extra frei, um auf der Wiesn zu arbeiten - und
könnten nicht so einfach zu einem anderen Termin kommen. Eine
Verlegung berge somit die Gefahr, dass Arbeitskräfte fehlten.

Baumgärtner begrüßte die Entscheidung nun vor allem auch mit Blick
auf die Tradition. «Eine Verlegung entzaubert die Wiesn und nimmt ihr
den Charakter. Das ist nicht wie ein Popkonzert, das man einfach
verschieben kann», sagte Baumgärtner. «Die Wiesn ist ein historisches

Ereignis und solche historischen Ereignisse zu verschieben tu' ich
mich persönlich schwer.»

Dennoch habe man die Verlegung geprüft, da viele ernsthaft den Wunsch
dazu geäußert hätten. Beschicker hatten damit etwa die Hoffnung
verbunden, dass die Wiesn überhaupt stattfinden kann.

Die Debatte lief seit einiger Zeit, weil im Sommer niedrigere
Infektionszahlen zu erwarten sind. Bayerns Wirtschaftsminister Hubert
Aiwanger (Freie Wähler) hatte die Idee ins Spiel gebracht. Er sagte
Anfang Januar, im Sommer sei die Corona-Lage deutlich entspannter.
«Es ist deshalb ernsthaft zu überlegen, Feste mit größeren
Menschenansammlungen mehr in den Sommer zu verlegen», sagte er damals
der «Bild»-Zeitung.

Baumgärtner hatte sich zuletzt zurückhaltend geäußert, auch die
Wiesnwirte zeigten sich skeptisch. Deren Sprecher Peter Inselkammer
sagte Anfang Januar, er würde ein Oktoberfest zum geplanten Termin
vom 17. September bis 3. Oktober bevorzugen, mit Zutritt nur für
Geimpfte und Genesene. «Schon von der Tradition her - es heißt ja
Oktoberfest.»