Brasilien will Kinder ohne ärztliche Verschreibung impfen

Brasília (dpa) - Nach wochenlangen Querelen können in Brasilien nun
Kinder zwischen fünf und elf Jahren im Rahmen der landesweiten
Impfkampagne gegen das Coronavirus geimpft werden. «Das
Gesundheitsministerium geht davon aus, das dieser Anteil der
Bevölkerung, der auf etwa 20 Millionen Kinder geschätzt wird, ab
Januar geimpft wird», hieß es in einer Mitteilung des Ministeriums in
Brasília vom Mittwochabend (Ortszeit). Demnach empfehle das
Ministerium den Eltern, sich vor der Impfung von einem Arzt beraten
zu lassen - und fordert nicht mehr eine ärztliche Verschreibung, wie
von der Regierung ursprünglich vorgesehen.

Die mögliche Corona-Impfung von Kindern hatte in Brasilien in den
vergangenen Wochen für erhebliche Diskussionen gesorgt. Nachdem die
Gesundheitsüberwachungsbehörde Anvisa in Brasília den Impfstoff für

Kinder von Biontech/Pfizer zugelassen hatte, drohte der
brasilianische Präsident Jair Bolsonaro, ein Corona-Verharmloser und
Impfskeptiker, er könne die Namen der dafür Verantwortlichen
veröffentlichen. Zudem wollte die Regierung zunächst eine ärztliche
Verschreibung zur Pflicht machen.

In Brasilien haben sich nach offiziellen Angaben mehr als 22
Millionen der 210 Millionen Landesbewohner mit dem Coronavirus
infiziert. Rund 618 000 Patienten sind im Zusammenhang mit Covid-19
gestorben - eine der höchsten Todeszahlen weltweit. Mit dem
Fortschreiten der Impfkampagne sank die Zahl der neu hinzukommenden
Toten stark. Inzwischen sind fast 70 Prozent der Bevölkerung komplett
geimpft. Seit im Dezember die ersten Infektionen mit der neuen
Omikron-Variante in Brasilien nachgewiesen wurden, stieg die Zahl der
positiven Tests, auch beeinflusst durch Weihnachten und Silvester,
zuletzt wieder an.