Um den Impfstoff-Hoffnungsträger Curevac ist es still geworden

Die Hersteller forschen bereits an einem Impfstoff-Update speziell
gegen die neue Omikron-Variante. Wo steht das Tübinger
Biotech-Unternehmen?

Tübingen (dpa) - Im ersten Corona-Jahr waren die Tübinger noch ganz
vorne mit dabei bei der Entwicklung eines ersten Impfstoffs -
inzwischen ist es um das Biotech-Unternehmen Curevac recht still
geworden. Nach dem Rückzieher des Impfstoffkandidaten CVnCoV wegen
vergleichsweise schwacher Wirksamkeit aus dem Zulassungsverfahren
will Curevac nicht schon wieder Schiffbruch erleiden und plant mit
seinem britischen Partner GlaxoSmithKline (GSK) «eine Vorreiterrolle»
bei der Entwicklung eines neuen Impfstoffs der zweiten Generation.

Das Ziel: Der neue Impfstoff soll unter anderem einen
langanhaltenderen Schutz gegen neue Varianten in einer einzigen
Impfung bieten. In präklinischen Studien zeigte dieser nach Auskunft
von Curevac-Vorstandschef Franz-Werner Haas eine frühere und stärkere
Immunantwort als CVnCoV. «Durchaus vergleichbar mit einem
zugelassenen mRNA-Impfstoff, und er schützt im Vergleich zu CVnCoV
besser gegen alle getesteten Varianten, inklusive der Beta-, Delta-
und Lambda-Variante. Das stimmt uns selbstverständlich optimistisch».

Seit Wochen untersuchen mehrere Pharmaunternehmen, ob es einer
Anpassung ihrer Impfstoffe an die sich immer rascher ausbreitende
Coronavirus-Variante Omikron bedarf. Ursprünglich wurden die Vakzine
gegen den sogenannten Wildtyp von Sars-CoV-2 entwickelt, der Ende
2019 zuerst in China entdeckt worden war. Während die seit dem
Jahreswechsel 2020/2021 eingesetzten Mittel aber auch gegen später
virulente Mutanten wie Alpha oder Delta ihre Wirkung zeigten, könnte
es bei Omikron anders aussehen. Vor allem die Hersteller der
mRNA-Präparate, Biontech/Pfizer und Moderna, werben seit Beginn ihrer
erstmals eingesetzten Impfstoffe mit der Möglichkeit, diese schnell
an Virus-Änderungen anpassen zu können. Beide bereiten ihre Mittel
seit Monaten auf mögliche Mutationen des Coronavirus vor.

Die vorproduzierten CVnCoV-Dosen sind laut dem Curevac-Chef
vernichtet oder anderweitig verwendet worden: «Der Abbau ist ein
unspektakulärer Standardprozess. Das Material wird in seine
chemischen Einzelteile zerlegt und fachmännisch entsorgt».

Als Folge des Rückzugs des ersten Impfstoffs endete der Vorvertrag
mit der Europäischen Kommission, in dem CVnCoV für den akuten
Pandemiebedarf vorgesehen war. Haas sagte, er gehe nicht davon aus,
dass Vorauszahlungen der EU in Höhe von 450 Millionen Euro
zurückgezahlt werden müssen. Aufgrund der fortbestehenden Pandemie
werde derzeit ein «weiterhin großer Bedarf an insbesondere
optimierten Impfstoffen» gesehen.

Der Bund war über die staatliche Förderbank KfW mit 300 Millionen
Euro bei Curevac eingestiegen und hält laut KfW damit einen Anteil
von 16 Prozent. Die Bundesregierung sei ein sehr geschätzter und
wichtiger Anteilseigner für Curevac, sagte Haas. Die Investoren
hätten sich von dem Scheitern des ersten Impfstoffs nicht
verunsichern lassen, sagte er. «Wir haben starke Partner an unserer
Seite, die unsere Vision teilen, dass mRNA für die Humanmedizin
grenzenloses Potenzial birgt.» Diese Technologie stehe erst am Anfang
ihrer Entwicklung, und das gesamte Potenzial sei bei weitem noch
nicht erkannt.