Corona-Silvester in Sachsen: Mehrere Schwerverletzte, ein Toter

Wegen der Corona-Pandemie galten auch an diesem Jahreswechsel
Kontaktbeschränkungen. Die Polizei meldet ein vergleichsweise ruhiges
Silvester. Sie hatte dennoch reichlich zu tun - auch mit schlimmen
Unfällen.

Leipzig/Dresden (dpa/sn) - Das zweite Corona-Silvester in Sachsen
verlief aus Sicht der Polizei vergleichsweise ruhig. Dennoch rückten
die Einsatzkräfte Hunderte Male wegen Körperverletzungen, gesprengten
Automaten und Ausschreitungen im Leipziger Osten aus. Mehrere
Menschen wurden bei Auseinandersetzungen und durch Böller schwer
verletzt. In Chemnitz starb ein Mann bei einem Unfall, er fiel von
einem Flachdach.

Einen größeren Einsatz gab es in der Leipziger Eisenbahnstraße. Dort

versammelten sich laut Polizei kurz nach Mitternacht Menschen «im
mittleren dreistelligen Bereich» an brennenden Einkaufswagen. Aus
einer Gruppe heraus seien Einsatzkräfte und Fahrzeuge beworfen
worden, teilte die Polizei mit. Sie ermittelt wegen
Landfriedensbruchs.

Zuvor war die Polizei bereits wegen einer Schlägerei in die
Eisenbahnstraße gerufen worden. Ein Unbekannter hatte drei junge
Männer zunächst beleidigt und griff diese anschließend körperlich a
n.
Ein 20-Jähriger erlitt schwere Verletzungen, als er von einem
weiteren Tatverdächtigen mit einem spitzen Gegenstand attackiert
worden sein soll. Die anderen beiden Angegriffenen wurden leicht
verletzt. Ebenfalls in Leipzig wurde ein 27-Jähriger von mehreren
Unbekannten verletzt, nachdem er Getränke aus einem Laden gestohlen
haben soll.

Dagegen blieb es in dem als linksalternativ geltenden Stadtteil
Connewitz ruhig. Die Polizei zeigte massive Präsenz und hatte im
Vorfeld Zufahrten abgeriegelt. Im vergangenen Jahr hatten Unbekannte
Bundeswehrfahrzeuge auf dem Gelände eines Autohauses in Brand
gesetzt. Der Polizeieinsatz sorgte auch für Kritik in den Sozialen
Medien. Der Grünen-Verband Leipzig kritisierte, dass kein
Bedrohungsszenario erkennbar gewesen sei, das den enormen Einsatz
rechtfertigte.

In Dresden wurde die Polizei in der Silvesternacht nach eigenen
Angaben ebenfalls aus einer Menschengruppe heraus mit Gegenständen
beworfen. Die Beamten trafen kurz nach Mitternacht im Stadtteil
Leipziger Vorstadt auf 50 bis 100 Menschen, wie die Polizei am
Samstag mitteilte. Diese hätten Hindernisse auf der Straße aufgebaut
und angezündet. Ein Einsatzfahrzeug sei durch Flaschenwürfe
beschädigt worden. Die meisten Menschen hätten den Platz verlassen,
als Kräfte der Bereitschaftspolizei hinzugekommen seien.

Die Beamten rückten in Dresden zudem zu einer Messerstecherei aus und
nahmen einen 18 Jahre alten Tatverdächtigen fest. Er steht im
Verdacht, einem 21-Jährigen bei einer Auseinandersetzung am
Koreanischen Platz lebensbedrohliche Stichverletzungen zugefügt zu
haben. Die genauen Umstände der Auseinandersetzung blieben zunächst
offen.

In Chemnitz wurde ein 19-Jähriger von zwei jungen Männern aus einer
Gruppe heraus angegriffen. Er wurde mit schweren Verletzungen in ein
Krankenhaus gebracht. Polizisten stellten zwei Tatverdächtige im
Alter von 17 und 18 Jahren.

Ein schwerer Unfall passierte in Chemnitz noch vor Mitternacht: Ein
38 Jahre alter Mann stolperte auf dem Flachdach seines Hauses, fiel
19 Meter in die Tiefe und wurde tödlich verletzt. Laut
Polizei-Angaben «eindeutig» ein Unglück.

Obwohl Feuerwerk in diesem Jahr erneut nicht verkauft werden durfte
und ein Böllerverbot für öffentliche Plätze galt, knallte es zum Te
il
ordentlich. In Leipzig wurde ein 34-Jähriger beim Zünden von
Feuerwerkskörpern lebensbedrohlich verletzt. Die Pyrotechnik sei
nicht zugelassen gewesen, teilte die Polizei mit. Sie ermittelt wegen
Verstoßes gegen das Sprengstoffgesetz.

Vielerorts registrierte die Polizei durch Feuerwerk beschädigte
Briefkästen, Fahrzeuge und Gebäude. In Olbersdorf (Landkreis Görlitz)

drang ein 42-Jähriger in einen Wohnblock ein und zündete Pyrotechnik
in der Briefkastenanlage. Der Eingangsbereich des Hauses wurde
erheblich beschädigt - geschätzter Sachschaden: 10 000 Euro.

Auch auf den Straßen war einiges los. Ein 29-Jähriger wurde in
Leipzig bei einem Verkehrsunfall schwer verletzt. Er saß in der
Silvesternacht als Beifahrer in einem Wagen und war nach dem Unfall
zurückgelassen worden, wie die Polizei mitteilte. Nach dem flüchtigen
Fahrer des Autos wurde mit einem Fährtenhund gesucht.

Deutlich glimpflicher kam ein Betrunkener in Hainewalde (Landkreis
Görlitz) davon, der zunächst einen Unfall mit seinem Auto verursacht
und anschließend versuchte, das Fahrzeug mit einem Traktor zu bergen.
Er musste seinen Führerschein abgeben.