RKI: Hohes Risiko für zweifach Geimpfte und Genesene wegen Omikron

Experten warnen eindringlich vor Omikron. Das RKI erhöht seine
Risikobewertung. Aus Sicht des Epidemiologen Zeeb wird die nächste
Welle wohl alle zuvor übersteigen. Er rät zu schärferen Maßnahmen
noch vor Neujahr.

Berlin (dpa) - Wegen der Omikron-Variante des Coronavirus hat das
Robert Koch-Institut (RKI) seine Risikobewertung verschärft. Für
zweifach Geimpfte und Genesene werde die Gefahr einer Ansteckung nun
als «hoch» angesehen, teilte das RKI am Montag auf Twitter mit. Für
Ungeimpfte bleibt es demnach «sehr hoch». Für Geimpfte mit
Auffrischimpfung (Booster) schätzt das Institut die Gefährdung
hingegen als moderat ein. Insgesamt werde die Gesundheitsgefährdung
der Bevölkerung als «sehr hoch» eingeschätzt, schreibt das Institut

in seiner geänderten Risikobewertung. Es warnt vor schlagartiger
Erhöhung der Fallzahlen.

«Ursächlich hierfür ist das Auftreten und die rasante Verbreitung der

Omikronvariante, die sich nach derzeitigem Kenntnisstand (aus anderen
Ländern) deutlich schneller und effektiver verbreitet als die
bisherigen Virusvarianten», schreibt das RKI. Die aktuelle
Entwicklung sei «sehr besorgniserregend». Zu befürchten sei bei
weiterer Verbreitung von Omikron eine weitere Zunahme schwerer
Erkrankungen und Todesfälle und ein Überschreiten der deutschlandweit
verfügbaren intensivmedizinischen Behandlungskapazitäten.

Auch der Epidemiologe Hajo Zeeb warnte vor der Wucht einer möglichen
Omikron-Welle. «Die Zahlen der Neuinfektionen und der Menschen im
Krankenhaus wird vermutlich alles übersteigen, was wir bisher gesehen
haben», sagte der Experte vom Leibniz-Institut für
Präventionsforschung und Epidemiologie in Bremen dem
Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Erste Daten aus Großbritannien
würden zeigen, «dass die Krankheitsschwere bei der Omikron-Variante
ähnlich wie bei Delta ist». Vor allem im Januar müsse in Deutschland

mit einer hohen Hospitalisierung gerechnet werden.

Angesichts dessen forderte Zeeb rasches Handeln. «Wir brauchen noch
vor Neujahr schärfere Maßnahmen.» Vor allem Kontaktbeschränkungen
seien «äußerst sinnvoll und effektiv». Menschen sollten sich wieder

auf einen kleinen, festen Personenkreis konzentrieren und sich
darüber hinaus regelmäßig testen. «Zwischen drei und sieben Mensche
n
halte ich für angemessen.» Doch trotz Kontaktbeschränkungen und
Impfungen sei eine generelle Ausbreitung von Omikron nicht mehr zu
verhindern, so Zeeb. Neue Beschränkungen könnten das Tempo der
Ausbreitung verlangsamen. Dies sei «zwingend notwendig, um das
Gesundheitssystem nicht zu überlasten».

Im RKI-Wochenbericht von vergangenem Donnerstag hatte es noch
geheißen, das RKI schätze die Gefährdung für die Gesundheit der nic
ht
oder nur einmal geimpften Bevölkerung in Deutschland «insgesamt als
sehr hoch ein». Für vollständig Geimpfte war sie darin als moderat
angesehen worden.