Corona bei UN-Besuch: Brasiliens Delegation soll in Quarantäne

Staatspräsident Jair Bolsonaro hatte mehrmals betont, nicht gegen das
Coronavirus geimpft zu sein. Bei der Reise zur UN-Generaldebatte
wurde nun sein Gesundheitsminister positiv getestet - mit Folgen.

New York/Brasília (dpa) - Nach einem positiven Corona-Test des
brasilianischen Gesundheitsministers bei der UN-Generaldebatte in New
York geht die Delegation des Landes nach Angaben der Vereinten
Nationen in Isolation. «Der Mitgliedstaat hat bestätigt, dass die
gesamte Delegation beschlossen hat, sich für 14 Tage selbst unter
Quarantäne zu stellen», teilte UN-Sprecher Stephane Dujarric am
Mittwoch auf Anfrage mit.

Minister Marcelo Queiroga hatte am Dienstag mit Staatspräsident Jair
Bolsonaro in New York die Generaldebatte der Vereinten Nationen
besucht und sich dabei auch im UN-Hauptquartier am East River
aufgehalten. Bereits zuvor war ein Mitglied der Delegation positiv
getestet worden. Übereinstimmenden brasilianischen Medienberichten
zufolge kam Bolsonaro bereits am Mittwoch in Brasilien an, Queiroga
halte sich aber weiterhin in New York auf.

Es blieb zunächst unklar, ob auch Corona-Verharmloser Bolsonaro in
Quarantäne gehen wird - auf eine entsprechende dpa-Anfrage gab es
keine Antwort. Auch die Gesundheitsbehörde in Brasília hatte 14 Tage
Quarantäne für die brasilianische Delegation empfohlen. Bolsonaro
wandelte am Mittwoch einen Präsenztermin in einen Video-Call um.

Genauso war nicht klar, wie viele Mitglieder der Delegation in New
York geblieben, wie viele abgereist waren und ob tatsächlich alle der
Isolation folgen. Die UN versuchen eigenen Angaben zufolge, die
Kontakte der Delegation mit anderen Diplomaten, UN-Mitarbeitern und
Staats- und Regierungschefs nachzuverfolgen. Zunächst war noch nicht
klar, ob es weitere Ansteckungsfälle gibt.

Der Rechtspopulist Bolsonaro hat das Coronavirus von Anfang an
verharmlost und spricht sich immer wieder gegen den Gebrauch von
Masken und andere eindämmende Maßnahmen aus. Am Dienstag sorgte er
zum Auftakt der UN-Generaldebatte in New York mit Aussagen über sein
Vorgehen in der Pandemie für Verwunderung. So pries Bolsonaro etwa
den vorbeugenden Einsatz von Medikamenten, deren Wirksamkeit gegen
das Coronavirus nicht nachgewiesen ist. Er hat mehrmals betont,
selbst noch nicht gegen Corona geimpft zu sein.

Bereits vor der Generaldebatte hatten die amerikanischen Gastgeber
Sorge geäußert, dass Staatsgäste und ihre Delegationen aus mehr als
100 Ländern in New York das Virus verteilen könnten. Die Stadt New
York wollte auch eine Impfpflicht durchsetzten, was
UN-Generalsekretär António Guterres mit der Begründung zurückwies,
er
könne ungeimpften UN-Mitgliedern nicht den Zutritt verweigern.

Queiroga, der mindestens mit einer Dosis geimpft ist, twitterte in
den vergangenen Tagen Fotos unter anderem mit Bolsonaro, dessen Frau
Michele und Vertretern von Investmentfonds. Er hatte auch ein Treffen
mit dem britischen Premierminister Boris Johnson, der wiederum
US-Präsident Joe Biden traf. Johnson, der vollständig geimpft ist,
zog keinerlei direkte Konsequenzen. «Es gelten Covid-Maßnahmen, an
die sich der Premierminister gehalten hat», hieß es am Mittwoch knapp
aus der Downing Street.