UN-Chef mahnt zu stärkerem Kampf gegen Corona und Klimawandel

New York (dpa) - Mit drastischen Worten hat UN-Generalsekretär
António Guterres zum Auftakt der UN-Vollversammlung die
internationale Gemeinschaft zu mehr gemeinsamem Engagement beim Kampf
gegen die Corona-Pandemie und den Klimawandel aufgefordert. «Ich bin
hier, um Alarm zu schlagen: Die Welt muss aufwachen», sagte Guterres
am Dienstag zum Beginn der 76. Generaldebatte der UN-Vollversammlung
in New York. «Wir stehen am Rande des Abgrunds und bewegen uns in die
falsche Richtung. Unsere Welt war noch nie in größerer Gefahr und
noch nie gespaltener. Wir stehen vor der größten Kaskade von Krise
unserer Lebenszeit.»

Die ungleiche Verteilung von Impfstoff gegen das Coronavirus
beispielsweise bezeichnete Guterres als «Obszönität». «Eine Mehrh
eit
der reicheren Welt ist geimpft. Aber mehr als 90 Prozent der
Afrikaner warten immer noch auf ihre erste Dosis. Das ist eine
moralische Anklage des Zustands unserer Welt», sagte Guterres. «Wir
haben den Wissenschaftstest bestanden. Aber in Ethik sind wir
durchgefallen.»

Die Welt stehe angesichts von Krisen wie der Pandemie und dem
Klimawandel nicht genügend zusammen, beklagte der UN-Chef. «Anstelle
von Demut angesichts dieser epischen Herausforderungen sehen wir
Anmaßung. Anstelle des Wegs der Solidarität, sind wir in einer
Sackgasse der Zerstörung.»

Trotzdem habe er noch Hoffnung, sagte Guterres weiter. «Die Probleme,
die wir geschaffen haben, sind Probleme, die wir lösen können. Die
Menschheit hat gezeigt, dass wir große Dinge erreichen können, wenn
wir zusammenarbeiten.»

Nachdem die Generaldebatte im vergangenen Jahr aufgrund der
Corona-Pandemie hauptsächlich mit vorab aufgezeichneten Video-Reden
abgelaufen war, sind in diesem Jahr viele Staats- und Regierungschefs
wieder nach New York gereist, wenn auch mit deutlich kleineren
Delegationen. Der Rest der Vertreter der 193 Mitgliedsstaaten nimmt
online teil. Für Deutschland soll am Freitag Bundespräsident
Frank-Walter Steinmeier sprechen.