Geständnis im Prozess um versuchten Mord an Pflegerin

München (dpa) - Nach der schweren Attacke auf eine Krankenschwester
im oberbayerischen Peiting hat der Beschuldigte die Tat am Montag vor
dem Landgericht München II gestanden. Er bestritt aber eine
Tötungsabsicht. Er habe die Frau lediglich schwer verletzen wollen,
damit er danach ins Gefängnis kommt und so die psychiatrische
Einrichtung, in der er sich befand, verlassen kann. «Ich wollte, dass
das ordentlich blutet», sagte er einer psychiatrischen Gutachterin.

Er habe Angst vor dem Leiter der Einrichtung gehabt, sagte der
32-Jährige, den Gericht und Staatsanwaltschaft für paranoid und
schizophren halten. Denn der habe die Fähigkeit besessen, die Psychen
von Patienten teilweise untereinander auszutauschen. Er habe Angst
gehabt, dass er «psychisch behindert aus diesem Heim rausgehe».

Er räumte ein, am 25. November des vergangenen Jahres mitten in der
Nacht unter dem Vorwand, Medikamente zu benötigen,
ins Schwesternzimmer der Einrichtung gegangen zu sein und dort auf
die heute 64-Jährige eingestochen zu haben.

18 Stiche vor allem in den Hals und ins Gesicht waren es nach Angaben
der Staatsanwaltschaft. Sie verfehlten die Halsschlagader nur knapp,
die Krankenschwester kam in kritischem Zustand ins Krankenhaus. Er
steht wegen versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung vor
Gericht.

Viele Pflegekräfte erleben laut Studien Gewalt in Krankenhäusern und
Pflegeeinrichtungen. In einer 2018 veröffentlichten Studie des
Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) im Auftrag der
Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW)
gaben 70 Prozent der 2000 befragten Pflegekräfte an, in den
vergangenen zwölf Monaten im Beruf körperliche Gewalt erfahren zu
haben. Bei verbaler Gewalt waren es sogar 94 Prozent.