Studie: «Schönes» Coronavirus wird als weniger ansteckend empfunden

Barcelona (dpa) - Je ansprechender eine bildliche Darstellung des
Coronavirus ausfällt, desto weniger furchteinflößend und ansteckend
wird der Erreger empfunden. Das ist eines der Ergebnisse einer Studie
von Wissenschaftlern der Autonomen Universität von Barcelona.
Hingegen wird das Virus als ansteckender empfunden, wenn es als
Schwarz-Weiß-Foto abgebildet wird, schreiben die Forscher im
Wissenschaftsmagazin «Plos One».

Für ihre Untersuchung werteten die Wissenschaftler umfangreiche
Fragebögen aus, die die 333 anonymen Teilnehmerinnen und Teilnehmer
online zwischen April und Mai 2020 ausfüllten. Es beteiligten sich in
etwa gleich viele Frauen wie Männer, und die meisten von ihnen hatten
eine akademische Ausbildung.

Der Studie zufolge wurden seit Beginn der Pandemie vor allem stark
bearbeitete und kolorierte Fotos sowie dreidimensionale
Illustrationen des Coronavirus in den Medien wahrgenommen, die die
Teilnehmer als «schön» empfunden hätten. Zugleich sei solchen
Darstellungen jedoch kaum ein wissenschaftlicher Wert beigemessen
worden und das Virus sei als weniger ansteckend und gefährlich
eingeschätzt worden.

Echte Fotos des Virus, die nur mit einem Elektronenmikroskop möglich
sind, seien anders als die «schönen» Abbildungen schwarz-weiß und
zweidimensional. Diese seien von den Befragten aber als
wissenschaftlicher eingeschätzt worden. Dem Coronavirus sei auch eine
höhere Ansteckungsgefahr beigemessen worden.

Die Autoren plädieren wegen dieser Ergebnisse dafür, angesichts der
negativen Korrelation zwischen Schönheit und Wissenschaft die Art der
Darstellung gefährlicher Viren durch die Wissenschaft und die Medien
zu überdenken. Dies scheine aufgrund der Bedeutung der Bürger und
ihrer Reaktion für die Bekämpfung einer Pandemie von hoher
Wichtigkeit zu sein.